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Kuss des Apollo

Titel: Kuss des Apollo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Danella
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mich auf Reichenhall freue«, sagte er dann.
    »Ich weiß«, sagte Jana und küsste ihn.

Beginn einer Freundschaft
    In Bad Reichenhall, im Jahr 1946, hatten sie sich kennen gelernt, Herbert Frobenius und Wilhelm Loske.
    Ein Jahr nach Kriegsende, Deutschland lag in Trümmern, doch der Kurort war unbeschädigt vom Bombenkrieg und verschont vom Terror der Roten Armee. Hier regierten die Amerikaner, und zwar mit Wohlbehagen, die Hotels und das Kurhaus standen ihnen zur Verfügung, sie bekamen gut zu essen und fuhren in großen Autos oder Jeeps durch das Tal.
    Neben ihnen waren die Displaced Persons, wie das auf Amerikanisch hieß, im Ort tonangebend. Das waren Versprengte, Vertriebene, aus Lagern Befreite und Zwangsarbeiter, die zumeist aus dem Osten stammten, wohin sie auf keinen Fall zurückwollten. Bei den Amerikanern ließ es sich besser leben. Man hatte sie untergebracht, und sie erhielten ausreichend Lebensmittelkarten.
    Bei der einheimischen Bevölkerung waren sie höchst unbeliebt, es gab Einbruch und Diebstahl, alle Arten von Belästigung, denn die Displaced Persons waren der Meinung, wenn sie schon von den Nazis verschleppt und zur Arbeit gezwungen worden waren, konnten sie sich jetzt an den Deutschen schadlos halten. Sie wurden schließlich von den Siegern beschützt.
    Man hatte in Reichenhall zwar kein Eigentum verloren, Flüchtlinge und Ausgebombte hatte man sehr wohl aufnehmen müssen, aber auf keinen Fall wollte man nun noch von irgendwelchen Fremden bestohlen werden.
    Es gab also verschiedene Gruppen im Ort; die Einheimischen, die Amerikaner, die Displaced Persons, deutsche Flüchtlinge und endlich, genau wie früher auch, Kranke oder Leidende, die kuren wollten.
    Das war auch zu dieser Zeit möglich. Die Ärzte praktizierten, die Kureinrichtungen waren geöffnet, man musste nur von zu Hause ein Attest mitbringen und für Bad Reichenhall eine Aufenthaltsgenehmigung ergattern. Und dann musste man sehen, wo man unterkam. Die Kurheime gab es noch, zum Teil waren sie jedoch beschlagnahmt für amerikanische Soldaten, für Displaced Persons und auch für deutsche Verwundete.
    Hervorragend wie in Friedenszeiten war das Kurorchester, es gab erstklassige Konzerte, die auch von den musikbegeisterten Amerikanern besucht wurden. Selbstverständlich interessierten sich die Amis auch für einigermaßen hübsche Mädchen. Der Weg nach Berchtesgaden war nicht weit, dort stand ihnen der Berchtesgadener Hof zur Verfügung, Hitlers einstiges Prachthotel, da gab es Theateraufführungen, man konnte essen, trinken und tanzen.
    Das alles gab es für die beiden Jungen, die nach langen Umwegen hier gelandet waren, natürlich nicht. Es war schwierig genug, bis Wilhelm Loske Lebensmittelkarten bezog, denn er hatte keine Aufenthaltsgenehmigung. Er war bei seiner Tante Kitty untergekommen, die allerdings über ein paar gute Verbindungen verfügte, die sie sich im Laufe der Jahre geschaffen hatte. Als sie sich dann noch einen fröhlichen amerikanischen Sergeant zulegte, ging es ihnen recht gut. Kitty, die eigentlich Käthe hieß und sich selbst umbenannt hatte, war immer recht geschickt mit ihrem Leben umgegangen.
    Herbert Frobenius hingegen war der einsamste Mensch auf der Welt, auch der hungrigste, bis zu dem Tag, an dem er Wilhelm Loske traf.
    Er saß auf dem erhöhten Ufer über der Saalach, blickte in das schnell dahinrauschende Wasser und dachte, ob es nicht besser wäre, sich da hineinfallen zu lassen. Er hatte kein Dach über dem Kopf, die amerikanische Militärpolizei hatte ihn schon mal in der Nacht aufgegriffen, als er auf einer Parkbank schlief, und für ein paar Tage eingesperrt. Nachts ging er zum Schlafen tief in die Wälder, noch war es Sommer, aber er schlief trotzdem nicht, gequält von den Gedanken an das vergangene Leben, zutiefst traurig, dass er seine Mutter verloren hatte. Er war am Ende.
    Er hatte einen weiten Weg hinter sich, aus Danzig kommend, war er nun auf endlosen Irrwegen im südlichen Bayern gelandet, wo kein Mensch etwas von ihm wissen wollte. Seine Mutter hatte ihn auf die Reise geschickt, um sein Leben zu retten. Er war siebzehn, als er loszog, ohne zu wissen, wohin. Er sollte den Russen entkommen, die schon begannen, Danzig zu beschießen, man würde ihn in eine Uniform stecken, an ein Flakgeschütz setzen. Du musst fort, weit fort, hatte sie gesagt.
    Angekommen war er nirgends.
    Bis zu diesem Tag im Juli 1946.
    Will kam auf dem Uferweg herangeschlendert, er führte den Hund seiner Tante spazieren,

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