Kuss des Apollo
ich auch. Warum soll ich mir wegen der alten Griechen das Hirn zermartern.«
Dann wieder Schweigen.
»Inzwischen bin ich richtig verliebt in den Stoff. Wen könnten wir denn das Drehbuch schreiben lassen?«
»Das würde er dir nie verzeihen«, sagte Jana.
Bei einem Empfang des Kultursenators trafen sie die junge Sängerin, die Frobenius flüchtig kannte.
»Ich habe auch lange nichts von ihm gehört. Zurzeit ist er in Griechenland, er macht so eine Art Inselhopping.«
»Dann hat er den Plan noch nicht aufgegeben«, sagte Jana.
»Nein. Er ist besessen von diesem Amphitryon. Das heißt, noch mehr von Zeus und der schönen Alkmene. Er sagt, der Witz bei einem Film ist es eben, dass Zeus und Amphitryon vom gleichen Mann gespielt werden können.«
»So schlau sind wir schon lange«, sagte Frobenius.
»Und er will den größten Schauspieler aller Zeiten haben. Am liebsten den Gregor, aber der hat sich ja aus dem Filmgeschäft zurückgezogen.«
»Bisschen zu alt ist er inzwischen auch«, sagte Frobenius trocken.
»So, an die Schauspieler denkt er also auch schon! Und ich dachte, er hätte die Idee begraben.«
»Hat er nicht und wird er auch nicht, so gut kenne ich ihn. Es hat ihn sehr verärgert, dass Sie sein Buch abgelehnt haben. Dann wird er sich eben einen anderen Produzenten suchen, hat er gesagt.«
»Da denkt er ähnlich wie ich. Mir erschien es auch besser, einen anderen Autor und Regisseur zu finden.«
Die Sängerin lachte. »Das kann ja spannend werden. Jetzt treibt er sich in Griechenland herum und hat überhaupt kein Geld mehr. Er hat mich schon zwei Mal angepumpt. Saß irgendwo in einer Pension herum, eine ganz bescheidene Bleibe, wie er am Telefon gesagt hat, aber er konnte nicht mal die Rechnung bezahlen.«
»Zeus wird ihm auch nicht helfen.«
»Kann man’s wissen?«
Kurz darauf erreichte Frobenius ein Brief, in dem Sebastian um einen größeren Vorschuss bat. Das Buch sei jetzt fertig, oder fast fertig, er müsse nach Paris, um dort in Ruhe weiterzuarbeiten. Der Brief kam von der Insel Rhodos.
Ohne Geld komme er nicht von dort weg, schrieb er.
»Und wovon lebt er, wenn er kein Geld hat?«, sagte Frobenius kopfschüttelnd zu Jana.
»Vielleicht hat er sich eine wohlhabende Griechin angelacht, und nun braucht er das Geld, um zu flüchten.«
Zu dieser Zeit rief Will wieder einmal an, fragte unter anderem, wie es mit der Produktion des Amphitryon stehe. Er habe gerade einen unerwarteten Gewinn gemacht, einen Teil des Geldes in die Schweiz transferiert – so was sagte er ohne Hemmung –, und er wolle sich jetzt an der Produktion beteiligen. Nachdem er alle Neuigkeiten kannte, sagte er: »Ich brauche frische Luft, ich will in die Berge. Schick dem Jungen Geld, er soll schleunigst das Buch fertig schreiben, was ihm bis jetzt nicht eingefallen ist, fällt ihm sowieso nicht mehr ein. Und es wird nicht besser, wenn er so lange daran rumbastelt. Wir treffen uns – das heißt Jana, du und ich –, und zwar um Ostern herum in Bad Reichenhall. Dort soll er das Buch hinschicken. Aber kommen darf er erst, wenn es uns gefällt. Wir wohnen im Axel, wie immer. Ich werde gleich die Zimmer bestellen.«
»Und deine Frau? Kommt sie nicht mit?«
»Ich kann sie ja fragen. Aber sie will Ostern lieber an die Côte d’Azur, da gefällt es ihr besser.«
Frobenius hatte auch eine Frage auf den Lippen, aber er stellte sie nicht, das tat er erst, als er Jana von dem Gespräch erzählte.
»Ob sie einen Liebhaber hat?«
»Kann sein. Auf jeden Fall hat sie eine beste Freundin, mit der war sie schon öfter verreist.«
»Willst du damit sagen, dass sie lesbisch ist?«
»Du hast eine blühende Fantasie. Man kann doch eine Freundin haben, ohne dass es auf so eine Art abläuft. Will ist schließlich auch dein Freund, und ihr seid nicht schwul.«
»Auch wieder wahr.«
»Übrigens war sie schon einige Male in Griechenland, das hat er uns erzählt, kannst du dich erinnern? Und als ich ihn gefragt habe, warum er nicht mitgefahren ist, hat er gesagt, es ist ihm dort zu warm. Schade, dass sie nicht mitkommt, sie könnte sicher einiges von den Griechen erzählen.«
»Die Griechen von heute nützen uns nichts. Sie könnte vermutlich nichts über Zeus erzählen, und außerdem kannst du sie nicht leiden.«
»Geht so. Wir haben uns nicht viel zu sagen, die Frau Dr. Loske und ich.«
Der Ton, in dem Jana das sagte, und die Miene, die sie dazu aufsetzte, brachten ihren Mann zum Lachen.
»Ich kann dir gar nicht sagen, wie ich
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