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Kuss des Feuers

Kuss des Feuers

Titel: Kuss des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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Liebe, er gehört dem Adel an«, erklärte Margaret, »und ist so reich wie Krösus. Wer würde es wagen, ihn in Frage zu stellen? Ich habe gehört, dass er mindestens vier Männer nur dafür ins Krankenhaus gebracht hat, weil sie ihn angesehen haben.«
    Die Kutsche fuhr am Schaufenster vorüber, und Miranda erhaschte einen flüchtigen Blick auf einen schwarzen Zylinder und den Umhang eines Kutschers. Es handelte sich um eine schwarze Kutsche mit einem weißen Schild auf dem Schlag.
    »Himmel, er hat mich angesehen …« Jane erbebte und verdrehte stöhnend die Augen.
    »Jane!« Ihre Freundin versuchte sie zu halten, als die Frau hilflos schwankte.
    »Aber! Aber!« Der Angestellte machte einen Satz und lief los, um die verrückte Frau aufzufangen.
    Kapriziöse Frauen hatten schon etwas für sich. Miranda handelte sofort. Sie ließ die Halskette in ihre Rocktasche gleiten, während sie auch zu Hilfe eilte und dabei
aus Versehen
in ihrer Hast mehrere Ketten vom Ladentisch wischte. »Ach, du meine Güte«, rief sie und versuchte panisch, den Schmuck aufzufangen, wobei sie kläglich versagte. Ketten aus Gold und Edelsteinen fielen in wildem Durcheinander auf den Boden.
    Der Angestellte schwankte, ob er ihr nun helfen oder der Frau beistehen sollte, die auf dem Boden lag.
Perfekt
.
    »Was habe ich nur angerichtet!« Miranda drückte eine bebende Hand an ihre Stirn. »Es tut mir leid. Und Sie haben alle Hände voll zu tun!«
    Mit klopfendem Herzen erreichte sie die Tür. Es klopfte jedes Mal. Jedes Mal.
    »Warten Sie, Miss!« Der Angestellte verbog sich förmlich, als er die Hand nach ihr ausstreckte, als wollte er sie zurückziehen.
    Ihre zitternde Hand lag auf dem Türgriff, als sie dem Angestellten noch ein Lächeln voller Bedauern zuwarf. »Ade! Es tut mir leid.«
    Seine Worte gingen im Bimmeln der Türglocke unter.
    Draußen war die Kutsche, die so viel Aufregung verursacht hatte, nicht mehr zu sehen, sondern im lebhaften Verkehr und im wabernden Nebel verschwunden. Erst jetzt setzten sich die gaffenden Fußgänger wieder in Bewegung. Hier und da waren noch beunruhigte Stimmen zu vernehmen, die jedoch allmählich im Rattern und Scheppern von Kutschen, Bussen und Karren auf dem Kopfsteinpflaster untergingen. Miranda entschied, dass sie nicht wissen wollte, wie der unselige Lord Archer aussah. Trotz ihrer jungen Jahre hatte sie schon genug Schreckliches erlebt.
    Auf dem Nachhauseweg lag die Kette bleischwer in ihrer Tasche. Miranda blieb abrupt stehen, als sie den schlanken, geschlossenen Zweispänner wie einen Leichenwagen vor dem Säulenvorbau des Hauses stehen sah. Dichter gelbgrüner Abendnebel stieg vom Kopfsteinpflaster auf, waberte um die großen Speichenräder der Kutsche und wand sich schlangengleich um die Beine der beiden schwarzen, perfekt aufeinander abgestimmten Friesen, die vor das Gefährt gespannt waren.
    Furcht erfasste sie. Lang war es her, dass Landauer, Gigs und Phaetons sich in ihrer Auffahrt hintereinander aufgereiht hatten, während Reiche und Adlige ihre Aufwartung machten, um die Waren ihres Vaters zu kaufen.
    Mit klirrendem Geschirr und leisem Hufschlag wendete die Kutsche, und die Krone auf dem Schlag blitzte im schwindenden Licht auf. Ein weißer Schild, der von einem großen, schwarzen Kreuz halbiert wurde, trug die Inschrift
Sola bona quae honesta
. Vier Pfeilspitzen zierten die weißen Flächen des Schildes. Die Härchen auf ihren Armen hatten sich aufgerichtet, und sie kannte den Grund ihrer Unruhe.
Lord Archer, der Schreckliche
.
    Die Kutsche kam näher, und hinter der Scheibe erkannte sie eine Gestalt, von der nicht mehr als der Umriss breiter Schultern und ein Arm zu sehen war. Während die Kutsche davonfuhr, meinte Miranda zu spüren, wie ein eisiger Finger über ihr Rückgrat glitt, denn in der Kutsche schaute jemand zurück.
    »Das werde ich nicht tun!«
    Ihre lauten Worte hallten von den nackten Steinwänden der dunklen, engen Küche zurück. So hoch und dünn der Klang, dass nichts davon an Mirandas normale Stimme erinnerte. Mühsam versuchte sie, ihren Tonfall zu dämpfen.
    Ihr Vater ging um den ramponierten Holztisch herum, der zwischen ihnen stand. Seine kleinen, braunen Augen blitzten. »Doch, du wirst es auf jeden Fall tun!« Donnernd hieb er mit der Faust auf den Tisch. »Mein Wort ist Gesetz in diesem Haus!«
    »Quatsch.« Sie knallte ihren Holzlöffel hin, sodass das Lammgulasch über den Tisch spritzte. »Von dem Tag an, als Daisy von dir an den Meistbietenden

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