Kuss mich kuss mich nicht
macht.«
Mercedes wurde kreidebleich. »Mein Gott, Jack, was hast du getan?«
»Ich durchtrenne die sprichwörtliche Nabelschnur.«
Er verfolgte, wie sich seine Mutter auf das Sofa sinken ließ. Sie schien regelrecht darauf zusammenzubrechen und sah, umgeben von der teuren Seide, plötzlich überraschend zart und zerbrechlich aus.
»Das kannst du doch nicht machen. Du kannst mich nicht einfach wegschicken. Ich lebe hier. Ich kann unmöglich von Buona Fortuna in ein Hotel umziehen.«
»Ich schicke dich in keine billige Absteige, Herrgott noch mal, sondern in eins der besten Häuser der Stadt.«
»Aber das hier ist unser Zuhause.«
Er stand auf. »Dass wir uns richtig verstehen. Das hier ist mein Zuhause. In dem du nicht mehr willkommen bist. Schluss, aus.«
Die Unterlippe seiner Mutter zitterte. »Jack, tu mir das nicht an.«
»Offen gestanden tut es mir nur leid, dass ich so lange mit diesem Schritt gewartet habe«, antwortete er. »Und jetzt fahre ich ins Büro und bin sicher erst nach dem Abendessen wieder da.«
Als er an ihr vorbeiging, nahm sie seine Hand, doch ohne jedes Mitgefühl nahm er die in ihren Augen aufsteigenden Tränen wahr.
»Aber warum?«, fragte sie ihn.
Er starrte sie durchdringend an. »Du weißt ganz genau, warum. Hast du eine Ahnung, was du mir gestern Abend angetan hast?«, fragte er zurück.
»Ich wollte doch nur helfen«, wisperte sie eindringlich. »Und du brauchst mich, Jack.«
»Vielleicht würde ich dich brauchen, wenn du dich nicht wie meine Feindin gebärden würdest. Aber so, wie du dich benimmst, brauche ich dich ganz sicher nicht.«
Als Callie in die Küche kam, wünschte sie sich sofort, sie wäre noch ein wenig länger oben in ihrem Schlafzimmer geblieben.
Jacks Mutter saß in Tränen aufgelöst am Tisch, und Thomas sah sie an, als müsse er sie auffangen, falls sie in Ohnmacht fiel.
»Das kann er einfach nicht machen«, heulte Mrs Walker. »Sie müssen mit ihm reden. Müssen ihm klarmachen, dass das nicht geht. Auf Sie wird er sicher hören.«
»Ich weiß nicht, ob …« Als Thomas merkte, dass noch jemand anderes in der Küche war, brach er wieder ab.
Mrs Walker fuhr herum. Und sobald sie Callie sah, riss sie sich zusammen, reckte stolz den Kopf und schnäuzte sich leise in ein Taschentuch. Dann betupfte sie mit einer eleganten Geste ihre Augen, und als sie wieder sprach, hatte sich das Zittern ihrer Stimme fast völlig gelegt.
»Ich würde mein Frühstück heute Morgen gern im Bett einnehmen, Thomas. Bitte sagen Sie Elsie, wenn sie kommt, dass Sie es mir nach oben bringen soll.«
Damit glitt sie aus dem Raum, als hätte sie nicht erst einen Augenblick zuvor hysterisch vor sich hingeschluchzt.
Callie blickte auf den Koch. Er lehnte am Herd und schüttelte den Kopf.
»Ich hätte es kommen sehen müssen«, murmelte er betrübt.
»Was ist passiert?«
Er hob den Kopf und sah sie an. »Jack hat seine Mutter rausgeschmissen.«
»Wie bitte?«
»Jagt seine eigene Mutter aus dem Haus. Obwohl ich ihm deutlich angesehen habe, dass er meint, sie hätte es verdient.«
»Aber warum?« Callie wich alles Blut aus dem Gesicht.
»Thomas, ich muss wissen, warum«, bedrängte sie den Mann, obwohl sie sicher war, dass sie die Antwort bereits wusste, und ihr die Bedeutung dieser Antwort den Boden unter den Füßen wegzuziehen schien.
»Wegen der kurzen Rede, die sie gestern Abend gehalten hat. Offenbar war Jack noch nicht bereit, irgendetwas in der Richtung zu verkünden.«
»Oh nein«, entfuhr es ihr.
»Mrs Walker meint, sie hätte versucht, sich bei ihm zu entschuldigen, aber er hätte ihr gar nicht zugehört. Ehrlich gesagt ist mir nicht klar, weshalb er ein solches Aufhebens um diese Sache macht. Dann hat sie ihm also ein wenig vorgegriffen. Und? Außer, wenn er doch nicht kandidieren will, ist das doch wohl nicht weiter schlimm.«
Callie wurde schlecht, als sie erkannte, was ihr für ein Fehler unterlaufen war. Ein fürchterlicher Fehler. Gott, sie musste umgehend zu Jack und ihm alles erklären – aber vielleicht war es ja schon zu spät? Schließlich war die Kandidatur jetzt offiziell. Weshalb ein Rückzieher inzwischen ausgeschlossen war. Oder könnte er vielleicht …
»Würden Sie mich bitte entschuldigen?« Ohne auch nur Thomas’ Antwort abzuwarten, stürzte sie schon aus dem Raum.
Sie rannte zu Jacks Arbeitszimmer, und als sie ihn dort nicht fand, hinauf zu seinem Schlafzimmer und trommelte mit aller Kraft gegen die Tür. Als keine Antwort kam, riss
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