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Kuss mich kuss mich nicht

Kuss mich kuss mich nicht

Titel: Kuss mich kuss mich nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bird Jessica
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sicher nicht im Stich«, erklärte Grace mit einem solchen Nachdruck, dass Callie die Augen wieder öffnete und sie durch einen dichten Tränenschleier hindurch anblickte.
    »Hör mir zu, Callie. Wir werden nicht zulassen, dass uns unser Vater selbst aus dem Grab heraus auch weiterhin beherrscht. Die Zeit der Lügen und des Schweigens ist endgültig vorbei.«

25
    J ack parkte seinen Wagen unter dem One Financial Center und nahm den Fahrstuhl hinauf zu den Büros des Walker Fund. Während eine elektronische Glocke anzeigte, an welchen Stockwerken der Lift vorüberfuhr, ging ihm der Gedanke durch den Kopf, dass ihm seine Kandidatur im Augenblick völlig gleichgültig war. Er mussteAnrufe erwidern, Dokumente durchsehen, den Deal mit den McKays zum Abschluss bringen, doch auch alle diese Dinge waren ihm momentan vollkommen egal.
    Er war vollkommen erschöpft, und zwar nicht nur, weil er letzte Nacht nicht ins Bett gekommen war.
    Als er von Callies verschlossener Tür zurück in sein Arbeitszimmer gegangen war, hatte er gedacht, dies wären die ersten Schritte in Richtung seines Lebens ohne sie, und hatte sich eingeredet, früher oder später wäre auch das wieder normal. Aber auf der Fahrt hierher war ihm bewusst geworden, welch langer Weg dabei noch vor ihm lag. Es würde nicht einen Tag, eine Woche oder einen Monat dauern, sondern deutlich länger.
    Vielleicht sogar die sprichwörtliche Ewigkeit.
    Aber das war vollkommen absurd, sagte er sich. Nicht einmal im schlimmsten Fall hielt Trauer ewig an. Schließlich gab es fünf, nein vier Schritte zur Bewältigung von Trauer, oder etwa nicht? Wobei er – so grauenhaft, wie er sich fühlte – das Leugnen des Verlusts übersprungen zu haben schien.
    Also lägen jetzt nur noch drei Schritte vor ihm, dachte er, und dann ginge es ihm vielleicht wieder halbwegs gut.
    Die Tür des Lifts glitt auf, und er trat vor die Dame, die am Wochenende hinter dem Empfangstisch saß. »Ich erwarte ein paar Damen und Herren. Die Namensliste müsste Ihnen vorliegen. Würden Sie sie bitte in den großen Konferenzraum führen?«
    »Selbstverständlich, Mr Walker. Ich habe ein Frühstück für Sie alle bestellt.«
    »Gut gemacht, Latasha. Vielen Dank. Aber ich gehe davon aus, dass die Besprechung auch noch über Mittag dauern wird.«
    Er ging den Gang hinab und winkte ein paar von seinen Leuten, die in Freizeitkleidung an ihren Computern saßen, zu. Als er zum Konferenzraum kam, stieß er die Flügeltür entschlossen auf. Aus Gründen der Vertraulichkeit waren die Innenwände dieses Raumes alle fensterlos, doch er trat vor die breite Fensterfront, durch die man auf die anderen Hochhäuser der City sehen konnte, und blickte hinaus.
    Wie ginge es ihm wohl in einem Jahr? Dächte er dann wohl noch immer an sie?
    Gray kam kurz nach ihm an, und dann tauchten auch die anderen Komiteemitglieder nacheinander auf.
    Als alle um den schimmernden Glastisch versammelt waren, beugte sich Gray zu ihm herüber und raunte ihm leise zu: »Wirst du deine Ankündigung als Erstes machen?«
    Jack sah die anderen Leute an. Sie deckten sämtliche politischen Bereiche des Staates Massachusetts ab, und zwei der Leute hatten sogar landesweite Beziehungen, was auf Dauer sicherlich von Vorteil war. Es war ein einflussreiches Team und durchaus in der Lage, ihm bei der Erreichung seines Ziels behilflich zu sein.
    Seltsam, dass er bereit gewesen war, das alles aufzugeben und es keinen Augenblick lang zu bereuen.
    »Jack?«, drängte ihn Gray. »Bist du bereit?«
    Er nickte und zwang sich, mit dem Rest seines Lebens zu beginnen.
    Gerade als er sich erhob, ertönten laute Stimmen in der Eingangshalle, und jemand machte die Tür des Konferenzraums einen Spaltbreit auf.
    »Verzeihung. Ich glaube nicht, dass Sie zu der Besprechung eingeladen sind!«, stieß Latasha zornig aus.
    Jack wollte gerade fragen, was das Durcheinander zu bedeuten hatte, als Callie hereinplatzte und angesichts der überraschten Blicke all der Menschen an dem großen Tisch erschrocken wieder stehen blieb.
    Seltsamerweise war das Erste, was ihm durch den Kopf ging, dass sie ihre Haare offen trug, so wie es ihm gefiel. Und dann tat er sich selbst einen Gefallen und erinnerte sich daran, dass ihr Aussehen nicht länger von Interesse für ihn war.
    Allerdings ging es ihn durchaus etwas an, dass sie einfach bei ihm eingedrungen war.
    »Dies ist eine private Besprechung«, sagte er, ohne ihr ins Gesicht zu sehen. Denn das ganz besondere Blau ihrer Augen brächte ihn

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