Kuss mit lustig
der Minikamera, die über der Fahrertür klebte, voll erfasst. Bis zur Rückbank reichte das Kameraauge nicht. Das war mir nur recht. Meine Frisur sah nicht gerade toll aus, und mein Ausschnitt konnte mit den beiden anderen bei Weitem nicht mithalten.
Lula fuhr durch die Stadt nach North Trenton und bog dort in die Bing Street, hinter uns der Van des Filmteams. Wir stellten uns auf den Mieterparkplatz des Wohnhauses und stiegen aus. Ich kam mir vor wie in der Werbung für diese Gewinnspiele, wenn die gute Fee den Gewinnern das Geld überbringt. Fehlten nur der große Scheck und die Luftballons.
Ich führte unseren kleinen Umzug ins Haus und eine Treppe hoch in den ersten Stock. Es war kein prächtiges Haus, aber es war sauber, und es sah frisch gestrichen aus. Im ersten Stock gab es sechs Wohnungen.
»Bitte, denken Sie daran«, sagte ich zu Brenda und Lula. »Überlassen Sie mir das Reden.«
»Das ist eigentlich meine Aufgabe«, sagte Brenda. »Ich bin hier der Star.«
»Und was ist mit mir?«, sagte Lula. »Ich bin ein Beinahe-Star. Ich müsste auch eine Chance bekommen, etwas zu sagen.«
»Ja«, antwortete ich, »aber ich habe meinen Namen unter die Festnahmevereinbarung gesetzt. Wenn was schiefgeht, bin ich die Gearschte.«
»Okay«, gab Lula nach. »Das sehe ich ein.«
»Nichts dagegen einzuwenden«, sagte Brenda.
Nach meinen Unterlagen war Susan Stitch sechsundzwanzig Jahre alt, ledig, arbeitete als Barkeeper im Holiday Inn und lebte allein. Keine Vorstrafen.
Ich klingelte an der Tür, und eine junge Frau öffnete. Schulterlanges, brünettes Haar, braune Augen, schlank. Susan Stitch. Sie sah genauso aus wie auf dem Polizeifoto. Ich stellte mich vor und gab ihr meine Visitenkarte.
»Ich bin hier, um Sie zum Gericht zu bringen, damit wir Ihre Kaution verlängern können«, sagte ich. Das stimmte nur teilweise. Vorsichtshalber ließ ich unerwähnt, dass sie noch mal festgenommen werden würde und dass ihre Freilassung nach der erneuten Zahlung einer Kaution keineswegs als gesichert galt.
Sie sah über meine Schulter hinweg zu dem Kameramann und dem Toningenieur, zu Brenda und Lula hinter mir. »Wer sind diese Leute?«
»Heute ist Ihr großer Tag«, sagte Lula. »Sie haben das Glück und die Ehre, von Brenda verhaftet zu werden. Die beiden Herren begleiten uns und machen Aufnahmen.«
»Keine Bewegung, Bitch!«, sagte Brenda.
Susan sah Brenda mit zusammengekniffenen Augen an. »Schreck lass nach! Sind Sie das wirklich?«
»Ja«, sagte Brenda. »Wie sie leibt und lebt.«
»Schreck lass nach! Schreck lass nach!«, sagte Susan. »Da kriege ich ja Gänsehaut. Das hat mir die Frau in dem Kautionsbüro gar nicht gesagt. Sonst hätte ich mir etwas anderes angezogen. Schreck lass nach! Kommen Sie doch rein, dann hole ich meinen Fotoapparat. Das glaubt mir sonst keiner.«
Susan lief, um ihren Fotoapparat zu holen, und wir drängten in ihre kleine Wohnung.
Ihre Möbel sahen fast genauso aus wie meine, billig und ohne persönliche Note. Wir waren anscheinend keine Nestbauer. Wie oft hatte ich mir nicht schon vorgenommen, mal Sofakissen zu kaufen, vielleicht sogar mal eine Topfpflanze, aber irgendwie kam es nie dazu.
»He«, schrie Lula ins Schlafzimmer. »Sind Sie wirklich mit Ihrem Freund auf dem Autodach durch die Gegend gefahren?«
Susan kam mit einem Fotoapparat zurück. »Er ist nicht mein Freund. Er war mal mein Freund, aber er ist total plem-plem. Schade, dass ich nur sein Bein erwischt habe. Wenn er nicht so schnell wieder aufgestanden wäre, hätte ich ihn wie eine Bodenwelle überfahren.« Sie stellte die Kamera scharf und machte von jedem ein Bild. »Und jetzt eins von mir und Brenda«, sagte sie und drückte Lula die Kamera in die Hand. »Echt cool.«
»Warum ist Ihr Freund auf das Autodach geklettert?«, wollte Lula wissen. »Er wollte nicht, dass Sie wegfahren.«
»Mit mir hatte das gar nichts zu tun. Es war nur, weil ich Carl mitgenommen hatte. Seinen heißgeliebten Carl.«
»Ach, wie herzzerreißend«, sagte Brenda. »Sie haben einen kleinen Sohn? Kinder leiden bei einer Trennung der Eltern immer am meisten.«
»Carl ist eigentlich ein Affe«, klärte Susan sie auf.
Lula drehte sich abrupt um. »Der ist aber doch nicht hier in der Wohnung, oder? Geht nicht gegen Sie persönlich, aber ich habe eine Aversion gegen Affen.«
»Ich habe ihn in der Toilette eingeschlossen. Er ist immer ganz aufgeregt, wenn Fremde in die Wohnung kommen.«
»Das muss ich mir angucken«, sagte Brenda und ging
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