Kuss Mit Sosse
ersten Stock hing ein Kristalllüster, und es gab ein Bidet. Ich wusste, wozu ein Bidet da war, schließlich hatte ich Crocodile Dundee gefühlte hundertmal gesehen, aber wie funktionierten diese Dinger eigentlich? Schoss einem der Wasserstrahl von allein in den Pelz, oder musste man sich damit bespritzen? Und ob ich im Schein eines Kristalllüsters mein Geschäft verrichten wollte? Na ja.
Ich las mir die Liste durch, damit ich auch wusste, was gestohlen worden und was hiergeblieben war. Im Elternschlafzimmer befand sich ein Safe, den die Diebe aber nicht angerührt hatten. Die Juwelen von Madame waren leichte Beute, die Besitzerin hatte sie griffbereit in einem Schmuckkasten in ihrem begehbaren Kleiderschrank aufbewahrt. Auf dem Nachttisch hatten einige Tausend in Zwanzigdollarscheinen gelegen. Alles weg. Ebenso zwei Laptops aus dem Büro und eine Herrenuhr von Patek Philippe.
Eine halbe Stunde spazierte ich durch das Haus, während die Polizei ihre Arbeit machte, während Ranger seine Arbeit machte und die ausgeraubten Hausbesitzer, ein Paar mittleren Alters, dezent gekleidet, im Wohnzimmer saßen und wie unter Schock stumm vor sich hinstarrten.
Ranger passte mich unten in der Diele ab. »Was meinst du dazu?«
»Die Diebe haben nur in zwei Räumen zugeschlagen. Im Elternschlafzimmer und im Büro. Auf der Arbeitsplatte in der Küche lag eine diamantenbesetzte Damenarmbanduhr aus Rotgold von Cartier. Und im Wohnzimmer waren in einer Vitrine vier kostbare Ikonen. Die haben sie nicht angerührt. Läuft es immer nach dem gleichen Muster ab?«
»Ja. Die Alarmanlage wird für genau fünfzehn Minuten deaktiviert, und dann gehen sie immer gleich zum Schlafzimmer und zum Büro.«
»Warum genau fünfzehn Minuten?«
Ranger hielt abwehrend die Hände hoch. »Keine Ahnung.«
»Keine Fingerabdrücke auf Türgriffen?«
»Nein.«
»Und immer nur Wohnhäuser?«
»Ja. Bis jetzt.«
»Es gibt zwei Codeschlösser am Haus. Kann man schon sagen, welches sie geknackt haben?«
»Sie betreten und verlassen die Häuser immer durch die Garage.«
»Von der Garage geht ein kleiner Flur ab, der zur Küche führt. Das bedeutet, dass die Einbrecher zweimal durch die Küche marschiert sind, ohne die Uhr mitzunehmen.«
»Genau«, sagte Ranger.
»Hat irgendeiner deiner Mitarbeiter eine Zwangsstörung oder ist abergläubisch?«
»Fast jeder. Ich bitte Tank, dich zurück zur Rangeman-Zentrale zu bringen, damit du dir dein Auto abholen kannst. Ich muss noch etwas hierbleiben, und danach wartet der Papierkram auf mich.«
»Dann bin ich also von dem Striptease befreit?«
»Ich komme später noch mal darauf zurück.«
Ich fuhr nach Hause, zog mich aus, allein, ohne Gruppenhappening, schäumte mich ein, wusch mir die Haare. Als ich ins Bett sank, war mein Haar immer noch kunterbunt.
Auf dem Weg zur Rangeman-Zentrale machte ich kurz Station im Kautionsbüro. Es war kurz vor neun, die Luft war warm, der Himmel fast blau. Indian Summer in Jersey.
Connie und Lula blickten auf, als ich zur Tür hereinspazierte.
»Was ist denn mit dir passiert?«, wollte Lula wissen. »Du hast ja Tutti-Frutti in deinen Haaren. Ist das ein neuer Modetrend?«
»Nein, nur das Ergebnis meines ersten Paintball-Abenteuers in einem Laden in der Stark Street. Aber dafür habe ich Kenny Hatcher gefasst.«
»Deine Mutter kriegt einen Anfall, wenn sie deine Haare sieht«, sagte Connie. »Schon mal probiert, es mit Wasser zu entfernen? Oder Verdünner?«
»Ich habe schon alles Mögliche versucht.«
»Mir gefällt es«, sagte Lula. »Ich würde noch etwas mehr Pink dazutun. Pink steht dir gut. Übrigens, hast du schon Radio gehört? Wer den Kerl findet, der Stanley Chipotle kaltgemacht hat, bekommt eine dicke Belohnung.«
»Wie viel?«
»Eine Million Dollar. Von dem Hersteller der Barbecuesauce, für die er immer geworben hat: ›Die brandscharfe Barbecuesauce, die im Mund explodiert‹. Chipotle sollte in dem Kochwettbewerb für die Firma antreten. Die Belohnung hole ich mir. Ich weiß, wie die Kerle ausgesehen haben. Ich brauche sie nur zu finden. Deswegen habe ich mir gedacht, dass es ganz praktisch wäre, wenn ich euch einweihe, dann könnten wir sie gemeinsam aufspüren und würden uns die Belohnung teilen.«
»Ich bin dabei«, sagte Connie. »Mit dem Geld könnte ich endlich die Schulden auf meinem Haus abbezahlen.«
»Was würdest du mit dem Geld machen?«, fragte mich Lula.
Keine Ahnung, was ich mit dem Geld machen würde. In meinem Kopf herrschte Leere.
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