Kuss Mit Sosse

saßen Hal und Ramon, der dritte war frei. Ich suchte mir ein Sandwich aus und setzte mich zu Hal und Ramon. Hal kenne ich schon ziemlich lange, er ist nicht gerade der Allerhellste, aber er gibt sich Mühe. Sein Spitzname ist Halosaurus, weil er gewisse Ähnlichkeit mit dem Stegosaurus hat.
    »Du bist meine Heldin«, sagte Ramon. »Du hast mich aus dem Kabuff befreit. Ich wäre beinahe gestorben da drin.«
    »Mein Traumjob ist es auch nicht gerade«, sagte ich. »Aber ich brauche das Geld.«
    Ich wickelte mein Sandwich aus und sah es mir an. Mehrkornbrot, krauser, grüner Salat, hauchdünn geschnittenes Hühnchenfleisch, ein paar Scheiben hartgekochtes Ei und ein Salatdressing, das garantiert fettarm war. Es sah gut aus, aber mit einer fetten Scheibe Schinken wäre es noch besser.
    »Kein Schinken«, sagte ich, eher zu mir selbst als zu den anderen.
    Hal grinste. »Ranger hält Schinken für Teufelszeug.«
    »Manchmal komme ich an Ellas Wohnung vorbei, und es riecht köstlich nach gebratenem Schinken«, sagte Ramon. »Wahrscheinlich macht sie den für Louis.« Er sah mich an. »Hast du Ranger jemals Schinken essen sehen?«
    »Nein«, sagte ich. »Nicht dass ich wüsste.«
    »Ich glaube, manchmal schummelt er und geht heimlich zu Louis«, sagte Ramon.
    »Niemals«, sagte Hal. »Ranger ist sauber.«
    Die beiden Männer sahen mich an.
    »Ich sage dazu nichts. Das könnt ihr vergessen.«
    Hal lief rot an, und Ramon lachte schallend.
    Ich aß mein Sandwich auf und rückte mit dem Stuhl vom Tisch. »Ich spaziere mal ein bisschen im Haus herum. Ist hier irgendwo der Zutritt verboten, wo wir einfachen Arbeiter nicht hindürfen?«
    »Nur der sechste Stock. Wenn du dich auf die Herrentoilette verirrst, hätte sicher keiner was dagegen, aber zu lange dürftest du auch nicht bleiben, das gäbe mächtig Ärger. Ranger würde uns sicher alle an die Luft setzen«, sagte Ramon.
    »Ich will ja nicht, dass wegen mir jemand entlassen wird.«
    »Dann ist ja alles klar«, sagte Hal. »Weil wir nämlich alle hier unseren Job behalten wollen.«
    »Alle nicht«, sagte Ramon.
    Ich sah ihn von der Seite an.
    »Du warst gestern Abend an deinem Platz«, sagte er.
    »Ich nehme an, du hast von unserem Problem gehört. Jeder hier kennt das Problem.«
    »Warum ist es dann noch nicht gelöst?«, hakte ich nach.
    Ramon hob die Hände. »Gute Frage. Wenn ich die Lösung wüsste, ich würde es sofort sagen. Hal auch. Bevor diese Sache passiert ist, wäre jeder hier wohl sofort damit herausgerückt. Jeder hätte sein Leben für Ranger hingegeben.«
    »Vielleicht ist das Problem gar nicht hier im Haus«, sagte ich zu Ramon.
    »Das möchte ich auch gerne glauben.«
    Ich sah zu Hal. »Was meinst du dazu?«
    Hal schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Ich kann nur sagen, dass wir hier früher ein Team waren. Und jetzt sind wir alle wie zugeknöpft. Jeder sieht jeden schief an. In so einer Atmosphäre zu arbeiten ist unheimlich.«
    Ich sammelte meinen Abfall ein und stand auf. »Ranger hat bestimmt alles unter Kontrolle. Jedenfalls hat er wegen der Sache keine besonderen Bedenken, scheint mir.«
    »Ich habe schon gesehen, wie Ranger im Januar von einer Brücke in den Delaware gesprungen ist. Er verfolgte einen Kautionsflüchtling, und da hatte er auch keinerlei Bedenken«, relativierte Ramon. »Er hat mir seine Pistole gegeben, und dann hat er sich zwanzig Meter tief ins kalte schwarze Wasser fallen lassen.«
    »Hat er den Mann gekriegt?«, fragte ich ihn.
    »Ja. Er hat ihn aus dem Wasser gefischt und ihm Handschellen angelegt.«
    »Dann war es doch gut, dass er keine Bedenken hatte.«
    »Jeder andere hätte sich vor Angst in die Hosen geschissen. Entschuldige den Ausdruck.«
    Ich verließ die Küche, ging vorbei an meinem Kabuff und schlenderte den Flur entlang zu Rangers Büro.
    Die Tür stand offen. »Darf ich?«, sagte ich.
    Ranger sah von seinem Computer auf. »Babe.«
    »Hast du eine Minute Zeit?«
    »Für dich alle Zeit der Welt.«
    Ich wusste, dass er so etwas nicht einfach nur dahersagte, und seine Stimme hatte ein Timbre, bei dem mir ganz heiß wurde. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund dachte ich im selben Moment an Morelli. Morelli flirtete nicht so wie Ranger. Morelli hätte geantwortet, klar , und dann hätte er mir in den Ausschnitt geguckt. Es war ein Spiel, und eigentlich sogar ziemlich schön und liebevoll, wenn er das machte.
    Ranger lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück. »Kann es sein, dass du gerade mal ein paar Takte