Kuss Mit Sosse
Der Betrag überstieg mein Denkvermögen. Für das Geld konnte ich mir einen Kristalllüster in mein Klo hängen. Ich konnte mir einen Kanister Motoröl für meine 700-Dollar-Karre kaufen. Ich konnte mir alle Episoden von Hinterm Mond gleich links herunterladen. Ich konnte mir eine Pizza super de luxe bestellen. Ich konnte mir neue Sneaker kaufen. Ich brauchte wirklich unbedingt neue Sneaker. Wahrscheinlich konnte ich mir mit dem Geld sogar ein ganzes Haus leisten, wenn ich gewollt hätte. Aber eigentlich wollte ich gar kein Haus. Es war ja schon schwer genug, die Leute von meiner Wohnung fernzuhalten. Wie würde es da erst werden, wenn ich ein ganzes Haus hätte. Wenn ich ein Haus hätte, würden die Verrückten durch jede Tür und durch jedes Fenster einsteigen, sogar durch den Kamin, so wie Santa Claus. Außerdem müsste ich den Rasen mähen, die Veranda streichen und die Badewanne abdichten.
»Ich glaube, dass das alles mit der Barbecuesauce zu tun hat«, kombinierte Lula. »Wie man weiß, herrscht in der Barbecueszene ein Hauen und Stechen. Ich sage euch, da wollte jemand den guten Stanley Chipotle aus dem Wettbewerb drängen. Ich habe mal nachgeforscht. Bis jetzt hat er den Wettbewerb immer gewonnen. Er hatte die Idee zu der ›Brandscharfen Barbecuesauce, die im Mund explodiert‹. Er hat das Rezept erfunden, und bei diesen Wettbewerben bringt er immer seine Geheimzutat mit, die er dann einrührt. Ich sage euch, Stanley Chipotles Killer ist ein Saucenfreak. Wir brauchen nur bei dem Barbecuezirkus aufzukreuzen, und wir haben unseren Killer.«
»Bei dem Barbecuezirkus aufkreuzen? Wie meinst du das?«
»Ich nehme einfach an dem Wettbewerb teil als Köchin. Wetten, dass ich den sogar gewinnen könnte?«
»Du kannst doch überhaupt nicht kochen.«
»Stimmt. Bis jetzt. Aber dass kann sich ja ändern. Ich bin vielleicht keine gute Köchin, dafür aber ein guter Esser. Meine Geschmacksnerven sind hochentwickelt. Insbesondere die für Barbecuesaucen. Ich brauche nur mein Esstalent in Kochtalent umzuwandeln. Natürlich muss ich mir auch ein Rezept für eine Sauce ausdenken. Aber so irre schwer kann das doch nicht sein. Man fängt mit Ketchup an und gibt so lange Pfeffer dazu, bis er dir im Mund explodiert.«
»Ich glaube nicht, dass es so einfach ist«, gab Connie zu bedenken. »Ich habe mir diese Wettbewerbe auf dem Kochkanal angesehen. Die Sauce muss zu Spareribs, Hühnchen und allen möglichen anderen Gerichten schmecken. Kannst du Spareribs oder Hühnchen kochen?«
»Noch nicht«, sagte Lula. »Aber ich weiß, dass ich es darin zur Meisterschaft bringen könnte. Ich habe noch jedes Hühnchen zum Kochen gebracht. Ich bin eine Mischung aus Starköchin Sarah Wiener und Paula Soundso. Ich werde die neue Paula Bocuse der Barbecuesaucen!«
»Der Kochwettbewerb ist in einer Woche«, sagte Connie. »Ist denn überhaupt noch Zeit? Muss man sich nicht qualifizieren oder so?«
»Ich muss mich nur anmelden, mehr nicht«, sagte Lula. »Ich habe mir die Bedingungen durchgelesen, und der Typ, der den Wettbewerb organisiert, ist ein ehemaliger Kunde von mir, von damals, als ich noch auf den Strich ging. Der hat es immer im Vorbeifahren gemacht. Mich an meiner Straßenecke abgeholt, und zwei Häuserblocks weiter war das Geschäft erledigt.«
»Das war nicht meine Frage«, sagte Connie.
»Ich mein ja nur, damit du dir ein Bild machen kannst.«
»Ich muss los«, sagte ich. »Ich komme sonst zu spät zur Arbeit.«
»Wenn wir den Wettbewerb gewonnen haben und den Killer geschnappt haben, brauchen wir gar nicht mehr zu arbeiten«, sagte Lula. »Wir werden keinen Finger mehr rühren!«
Es war Mittag, und Rangers Männer hatten Schichtwechsel oder gingen in die Mittagspause. Ich verließ mein Kabuff und schlenderte in die Küche. Ella sorgte dafür, dass die große Kühlvitrine immer gut gefüllt war: Sandwichs, Obst, rohes Gemüse, Joghurt, fettarme Milch, Käsehappen, diverse Obstsäfte, kleine Teller mit Hühnchensalat und Gemüsesuppe. Frühmorgens ergänzte Ella dieses Angebot noch mit einer Riesenschüssel Haferbrei und einer Pfanne Rührei. Das Abendmenü bestand meist aus einem Eintopf, dazu Brot.
Ranger nahm Frühstück und Abendessen stets in seiner Wohnung ein. Mittags holte er sich ein Sandwich und ein Stück Obst aus der Küche und aß in seinem Büro. Aufgereiht an einer Wand der Küche standen drei kleine runde Tische mit je vier Stühlen. An einem der Tisch aßen zwei mir unbekannte Männer, am Nachbartisch
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