Kuss Mit Sosse
Trara zu machen. Wir verschwinden einfach ganz leise durch die Tür.«
Turley sah erst mich an, dann die Handschellen an seinem Gelenk. »Was soll das?«
»Sie haben Ihren Gerichtstermin versäumt. Sie müssen einen neuen Termin vereinbaren.«
»Ich gehe nicht zum Gericht. Ich habe nichts verbrochen.«
»Sie haben sich vor Mrs. Zajak entblößt.«
»Das weiß doch jeder, dass ich Exhibitionist bin. Das ist mein Ding. Ich entblöße mich seit Jahren vor anderen Leuten.«
»Was Sie nicht sagen. Es ist das dritte Mal, dass ich Sie festnehmen muss, weil Sie ständig Ihre Gerichtstermine verstreichen lassen. Sie sollten sich ein neues Hobby suchen.«
»Das ist kein Hobby«, wehrte sich Turley. »Das ist eine Berufung.«
»Na gut, dann ist es eben eine Berufung. Trotzdem müssen Sie einen neuen Gerichtstermin vereinbaren.«
»Das sagen Sie jedes Mal. Und wenn wir dann im Gericht sind, sperren sie mich ins Gefängnis. Sie lügen wie gedruckt. Weiß Ihre Mutter, dass Sie eine Lügnerin sind?«
»Weiß Ihre Mutter, dass Sie sich vor alten Damen die Kleider vom Leib reißen?«
Turley warf einen verstohlenen Blick Richtung Tür, wo Lula und Grandma standen. »Was macht denn die Polizei hier?«, fragte er.
Ich drehte mich kurz um, und schon stürzte er los.
»Ätsch! Reingelegt«, sagte er und sprang auf die andere Seite des Sarges.
Ich holte nach ihm aus, verfehlte ihn und rasselte mit Mary Jane Dugan zusammen. »Mein Beileid«, sagte ich.
»Was ist hier los?«, keifte sie. »Sind Sie das, Stephanie Plum?«
Turley sprintete zu der Doppeltür vorne am Eingang des Raums, ich hinterher. Er haute eine Dame um, die auf ihrem Hintern landete, und ich stolperte über sie.
»Entschuldigung«, sagte ich, rappelte mich wieder hoch und sah gerade noch, wie Grandma sich mit einem heroischen Hechtsprung auf Turley warf.
Turley schüttelte Grandma ab und flüchtete in die Damentoilette. Zwei Frauen kamen kreischend heraus, und Grandma, Lula und ich stürmten hinein.
Turley klemmte an der Wand zwischen Tamponautomat und Händetrockner.
»Lebend kriegt ihr mich nie«, sagte er.
»Haben Sie eine Waffe?«, fragte ich ihn.
»Nein.«
»Tragen Sie eine versteckte Bombe am Körper?«
»Nein.«
»Wie wollen Sie sich dann töten?«
»Weiß nicht«, sagte Turley. »Ich wollte immer schon mal diesen Satz sagen.«
»Könnten wir die Sache vielleicht ein bisschen beschleunigen?«, bat Lula. »Ich verpasse sonst meine Fernsehshow, die ich mittwochs immer gucke.«
»Vorschlag zur Güte«, sagte Turley. »Ich komme mit, wenn ich mich unterwegs vor jedem entblößen darf.«
»Auf keinen Fall«, sagte ich.
»Ih!«, sagte Lula. »Wie eklig!«
Grandma malmte auf ihrem Gebiss herum und sinnierte: »Ich hätte nichts dagegen.«
Turley öffnete auf der Stelle seinen Hosenschlitz und fasste hinein.
»Stop!«, rief Lula. »Ich habe einen Elektroschocker dabei, und wenn Sie nicht sofort Ihre Pfoten aus dem Schlitz nehmen, kriegen Sie eine verpasst.«
Bevor ich mich’s versah war das Knistern des Elektroschockers zu hören, und Turley Junior lag auf dem Boden, aus seinem offenen Hosenstall hing sein bestes Stück.
»Ach, du dickes Ei«, sagte Lula und stierte hinunter auf Junior.
»Ja, ja«, sagte Grandma. »Dem seiner ist nicht der Kleinste. Aber die Turleys sind alle gut bestückt. Ihr müsst nicht denken, dass ich es aus erster Hand wüsste, außer bei Junior und vielleicht noch bei Juniors Onkel Runt. Ich habe ihn mal draußen vor der Geschäftsstelle des polnischen Heimatbundes pinkeln sehen, ich kann euch sagen – als hätte er ’nen Feuerwehrschlauch in der Hand gehalten, so sah das aus. Dafür, dass er so ein Zwerg ist, hat er einen ganz schön fetten Bolzen.«
»Wir müssen ihm das Ding wieder in die Hose packen, bevor wir ihn hier raustragen«, sagte ich.
»Das übernehme ich«, sagte Grandma.
»Du hast schon genug gemacht«, sagte Lula. »Du hast ihn überhaupt erst auf die Idee gebracht, seinen Dödel rauszuholen.«
Die beiden sahen mich an.
»Nein, nein«, sagte ich. »Das mache ich nicht. Kommt nicht in die Tüte. Den Kerl fasse ich nicht mit der Kneifzange an.«
»Wir könnten ihn mit dem Gesicht nach unten nach draußen ziehen«, schlug Lula vor. »Dann würde es keiner sehen. Wir brauchen ihn nur auf die andere Seite zu drehen.«
Kein schlechter Plan, also wälzten wir ihn auf die andere Seite, und ich legte ihm die zweite Handschelle an. Dann packte sich Lula das linke Bein, ich packte mir das rechte,
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