Kuss Mit Sosse
Grandma hielt die Tür auf, und gemeinsam beförderten wir ihn aus der Damentoilette.
Alle Gespräche erstarben, als wir Junior durch die Eingangshalle des Beerdigungsinstituts zogen. Es war, als würden alle Anwesenden exakt zum selben Zeitpunkt scharf einatmen, so dass alle Luft aus dem Raum aufgesaugt war. Auf halbem Weg nach draußen, mitten auf dem Orientteppich, klappte Junior die Augen auf, sein Körper versteifte sich, und er kreischte laut los.
»Jau!«, brüllte er, schnellte herum wie ein Fisch im Wasser und drehte sich auf den Rücken. Er hatte eine gigantische Erektion und eine schlimme Schürfwunde.
»Echt, ich bin schwer beeindruckt«, sagte Lula, die Juniors Ständer fachkundig inspizierte. »Und mich kann man nicht so leicht beeindrucken.«
»Ein strammer Max«, sagte Grandma.
Es war ein strammer Max, und was für einer, ich würde Albträume kriegen heute Nacht.
Mittlerweile beugte sich der Direktor des Beerdigungsinstituts über Junior, die Arme vor der Brust verschränkt, das Gesicht puterrot, dass man einen Schlaganfall befürchten musste. »So tun Sie doch etwas«, flehte er. »Rufen Sie die Polizei, von mir aus den Notarzt, aber schaffen Sie ihn hier raus!«
»Wir sind ja schon dabei«, sagte ich. »Entschuldigen Sie die Störung.«
Lula und ich stellten Junior auf die Beine und drängten ihn Richtung Tür ab. Wir schafften es schließlich bis nach draußen auf die Veranda, da trat er Lula in den Bauch.
»Hey«, sagte Lula und krümmte sich vor Schmerz. »Das tut weh!«
Er schubste sie zur Seite, Lula hielt sich im Fallen an meinem T-Shirt fest, und wir beide kullerten kopfüber die breite Eingangstreppe hinunter.
»Tschüsikowski!«, rief Junior noch und tauchte in der Nacht unter.
Ich lag rücklings auf dem Bürgersteig, meine Jeans hatte ein Loch am Knie, mein Arm war zerkratzt und blutete, und ich hatte Angst, ich könnte mir den Beckenknochen gebrochen haben. Ich stemmte mich hoch auf alle viere, dann richtete ich mich langsam auf in eine nahezu aufrechte Position.
Lula kam nach mir auf die Beine. »Erstaunlich, dass er mit so einem Monsterriemen zwischen den Beinen überhaupt laufen kann«, sagte sie. »Fünf Zentimeter länger, und er wäre über den Boden geschleift. Wetten?«
Ich setzte Grandma bei meinen Eltern ab, fuhr zu mir, stellte meinen Wagen auf dem Mieterparkplatz ab und humpelte hinauf in meine Wohnung. Ich knipste das Licht an, schloss die Tür hinter mir ab und begrüßte Rex. Das Tierchen rackerte sich wie verrückt in seinem Hamsterrad ab, seine schwarzen Knopfäuglein strahlten. Ich warf ein paar Rosinen in seinen Käfig, da klingelte das Telefon.
»Myra Baronowskis Tochter hat einen guten Job in der Bank«, jammerte meine Mutter. »Und Margaret Beedles Tochter ist Buchhalterin. Sie arbeitet in einem Büro wie jeder anständige Mensch. Warum bin ich nur mit einer Tochter geschlagen, die Männer mit ausgefahrenem Penis durch Beerdigungsinstitute schleppt? Vierzehn Leute haben bei mir angerufen, da war deine Großmutter noch gar nicht zu Hause.«
Chambersburg verfügt über Nachrichtenkanäle, dagegen sieht CNN alt aus.
»Ich glaube, das muss passiert sein, als er sich die Schürfwunde auf dem Teppich geholt hat«, erklärte ich meiner Mutter. »Als ich ihm in der Damentoilette Handschellen anlegte, war noch nichts ausgefahren.«
»Ich ziehe nach Lake Havasu City in Arizona, darüber habe ich neulich was gelesen. Da kennt mich keine Menschenseele.«
Ich legte auf, und Morelli rief an.
»Ist dir was passiert?«, fragte er. »Ich habe gehört, du hättest einen nackten Mann durchs Beerdigungsinstitut geschleift, und dann seien Schüsse gefallen und du seist eine Treppe hinuntergestürzt.«
»Wer hat dir das denn erzählt?«
»Meine Mutter. Loretta Manetti hat bei ihr angerufen.«
»Der Mann war nicht nackt, und Schüsse sind auch keine gefallen. Er hat Lula getreten, und Lula hat mich mit zu Boden gerissen und dann die Treppe hinunter.«
»Ich wollte nur mal nachfragen«, sagte Morelli und legte wieder auf.
Ich zog mich aus, warf meine Kleider auf den Fußboden im Badezimmer, wusch mir das Blut ab und stieg unter die Dusche. Dann zog ich mir meinen schlabbrigen alten Baumwoll-Schlafanzug an und verzog mich ins Bett. Morgen war auch noch ein Tag, und der würde ganz bestimmt besser als heute. Ich würde endlich mal wieder ausschlafen, und dann sähe alles schon viel, viel besser aus.
Um zwanzig nach fünf klingelte das Telefon. Ich streckte die Hand
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