Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kuss Mit Sosse

Kuss Mit Sosse

Titel: Kuss Mit Sosse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
auch übersehen, weil, er hatte ja Klamotten an. Normalerweise ist er immer in ihrem Garten hinterm Haus und wedelt mit seinem Dödel, wenn sie am Küchenfenster steht. Sie meint, wenn es nötig wäre, hätte sie nichts dagegen, sich seinen Dödel aus der Nähe anzugucken, um ihn einwandfrei zu identifizieren. Aber ich habe ihr gesagt, wir sollten lieber abwarten, bis du da bist.«
    »Nett, dass du anrufst. Ich bin in einer Viertelstunde da.«
    Ich packte meine Handtasche und lief die Treppe hinunter, das ging schneller als mit dem Aufzug. Ich wollte Turley unbedingt schnappen, aber ich wollte auf keinen Fall, dass es zu einer Identifizierung von Turleys Dödel durch Grandma kam. Ich brauste aus der Garage und rief unterwegs Ranger an.
    »Lula hat einen meiner Kautionsflüchtlinge wiedererkannt und hält ihn fest«, sagte ich. »Ich musste gleich los. Also bis morgen.«
    »Babe«, lautete Rangers Antwort. Dann legte er auf.

7
    Das Haus, in dem das Beerdigungsinstitut untergebracht ist, ist teils viktorianischer Baustil, teils Backsteinbunker. Ich fand einen Parkplatz am Straßenrand und lief die paar Meter zum Vordereingang. Die Besuchszeit war eigentlich schon vorbei, aber es hielten sich noch immer viele Trauergäste im Haus auf. Auf einer Seite der umlaufenden Veranda hatte sich eine Gruppe Männer versammelt, sie rauchten und lachten. Whiskeyschwaden hingen in der Luft. Das Institut hatte mehrere Schauräume, von denen gegenwärtig zwei belegt waren. So wie ich Grandma kannte, würde sie beide aufsuchen. Totenfeiern und öffentliche Aufbahrungen bildeten den Kern ihrer sozialen Aktivitäten. Wenn unter der Woche mal wenig los war und sie sonst nichts Besseres zu tun hatte, besuchte sie auch schon mal Totenfeiern für Verstorbene, die sie überhaupt nicht gekannt hatte.
    Ich entdeckte Grandma und Lula hinten im Schlummerraum Nr. 3.
    »Er steht vorne am Sarg«, sagte Lula. »Sieht so aus, als hätte er die alte Dame der steifen Mumie da drinnen gekannt.«
    »Sie sind miteinander verwandt«, klärte uns Grandma auf. »Auch wenn das niemand gerne zugeben würde. Die ganze Familie ist komisch. Mit Mary Jane Dugan, der Frau des Verstorbenen, bin ich zur Schule gegangen. Damals hieß sie Mary Jane Turley. Bis zur vierten Klasse hat sie nur gequakt wie eine Ente. Hat nie auch nur ein einziges Wörtchen von sich gegeben. Immer nur gequakt. Quak! Quak! , den ganzen Tag. Und dann eines Tages ist sie auf dem Spielplatz von der Rutsche gefallen und auf dem Kopf gelandet. Seitdem spricht sie wie jeder normale Mensch auch. Hat nie wieder gequakt. Juniors Vater, Harry, war Mary Janes Bruder. Er hat sich einen gewischt, als er versuchte, einen kaputten Stecker mit einem Schraubenzieher aus einer Steckdose in der Wand herauszustemmen. War tödlich, der Stromschlag. Ich weiß noch genau, wie das passiert ist. Irgend so ein Transformator, oder wie die Dinger heißen, ist dabei draufgegangen. Vier Häuser in dem Block hatten vier Tage lang keinen Strom. Ich habe Harry nach dem Unfall nicht gesehen, aber Lorraine Shatz hat mir gesagt, sie hätte gehört, sie hätten ihn ins Tiefkühlfach legen müssen, damit er endlich aufhört zu qualmen.«
    »Du bleibst hier«, sagte ich zu Lula. »Ich kämpfe mich vor bis zum Sarg, und wenn Junior Mätzchen macht und durch diese Tür abhauen will, packst du ihn dir.«
    »Keine Angst«, sagte Lula. »Ich bin auf dem Posten. An mir kommt keiner vorbei. Wenn er wegläuft, erschieße ich ihn.«
    »Nein! Nicht schießen! Du sollst ihn nur festhalten und dich auf ihn draufsetzen.«
    »Gut, kann ich machen, aber ein gezielter Schuss ist manchmal genau das Richtige.«
    »Hier aber nicht! Der Mann ist Exhibitionist, kein Mörder. Wahrscheinlich ist er nicht mal bewaffnet.«
    Grandma nahm sich ein Plätzchen von einem Teller auf einer Anrichte neben der Tür. »Wenn du ihn schon mal nackt gesehen hättest, würdest du das nicht sagen.«
    Ich schob mich zentimeterweise an der Wand entlang, drückte mich vorbei an Leuten, die eher daran interessiert waren, sich nett zu unterhalten, als gemeinsam zu trauern. Ist ja auch nicht verboten. Tod war in Chambersburg wie Schmorbraten um sechs: ein unvermeidliches und völlig normales Ereignis im Gefüge des Lebens. Man wurde geboren, man aß Schmorbraten, und man starb.
    Ich stellte mich hinter Turley und legte ihm Handschellen an das rechte Gelenk. »Ich bin Kautionsagentin«, flüsterte ich ihm ins Ohr. »Kommen Sie unauffällig mit, dann brauchen wir kein großes

Weitere Kostenlose Bücher