Kuss Mit Sosse
wartete ein nagelneuer schwarzer glänzender Porsche Cayenne. Tank hatte ihn für mich abgestellt, hatte sich erkundigt, ob ich Hilfe brauchte, und war, nachdem ich verneint hatte, zurück zu Rangeman gefahren. Das Auto war aus Rangers Privatflotte, außen und innen makellos, ohne eine persönliche Note von Ranger, außer einem Geheimfach unterm Fahrersitz. In dem Geheimfach steckte eine geladene Waffe. Die Autos von Rangers Privatflotte hatten alle eine geladene Waffe unterm Fahrersitz.
Ich schloss das Auto mit dem Funkschlüssel auf, und Lula und ich stiegen ein.
»Und jetzt?«, fragte Lula.
»Mittagessen.«
»Gute Idee. Wir sollten Larry etwas mitbringen, er putzt immer noch deine Küche.«
»Ist es gestern Abend gut gelaufen mit ihm?«
»Wenn man auf den Strich geht, lernt man schnell, was für Menschen sich so auf dieser Welt tummeln. Es erweitert deinen Horizont. Wir machen ja nicht nur Handarbeit. Manchmal muss man den Leuten auch zuhören und versuchen herauszufinden, was sie befriedigt. Deswegen war ich eine gute Nutte. Ich wurde nicht nach Stunden bezahlt.«
»Und Larry passt da irgendwo hinein?«
»Ja, so könnte man sagen. Er ist ein sehr interessanter Mensch. Er war mal Profiwrestler. Sein Künstlername war Lady Death, damit wollte er sich als Wrestler eine Marktnische erobern. Aber als er anfing, in rosa Kampfmontur aufzutreten, haben seine Fans ihn fallen gelassen. Das hat ihn tief verletzt. Deswegen hat er den Beruf an den Nagel gehängt und bei der Feuerwehr angefangen. Er ist ein ganz heißer Feger, sage ich dir. Er trägt gerne Damenkleider, aber er ist nicht schwul.«
Larry musste Brathähnchen bis oben hin satt haben, überlegten wir uns, deswegen kauften wir Käse-Schinken-Sandwichs mit scharfen Peperoni für ihn und fuhren damit in meine Wohnung.
»Das ist aber nett, dass ihr mir was zu essen mitbringt«, sagte Larry. »Ich habe nämlich einen Mordshunger.«
Er trug noch immer das Dolly-Parton-Kostüm. Es bestand aus einem taillierten Oberteil mit Spaghettiträgern und einem ausgestellten Chiffonröckchen, aus dem Dekolletee quoll reichlich Brusthaar hervor, hinten noch mehr Rückenhaar. Achselbehaarung, Beinbehaarung und Fingerbehaarung waren auch nicht zu knapp. Hochhackige Pumps und Gummihandschuhe bildeten die Accessoires.
»Ich weiß, dass das komisch aussieht«, sagte er, »aber ich will mich gut fühlen beim Putzen.«
»Nur zu«, sagte ich und meinte es ehrlich. Mir egal, was für Klamotten er trug, solange er die Barbecuesauce von den Wänden kratzte.
Mein Handy klingelte, und das Display zeigte Morellis Nummer.
»Ich versuche die ganze Zeit, Lula zu erreichen«, sagte er. »Ich habe schon im Büro angerufen. Connie meinte, sie sei bei dir.«
»Warum hast du nicht ihr Handy angerufen?«
»Sie geht nicht ran.«
»Willst du sie sprechen?«
»Ich muss ihr ein Foto zeigen. Wo bist du gerade?«
»In meiner Wohnung.«
»Dann bleib da. Ich bin in ein paar Minuten bei euch.«
»Das war Morelli«, sagte ich zu Lula. »Er kommt mit einem Foto her, das er dir gerne zeigen möchte. Er sagt, er hätte dich angerufen, aber du würdest nicht ans Telefon gehen.«
»Mein Handy hat keinen Saft mehr. Ich habe vergessen, es aufzuladen.«
Fünf Minuten später klingelte es, und Morelli stand vor der Tür. Er sah meine Rangeman-Uniform, und sein Mund verspannte sich zu zwei schmalen Strichen im Gesicht. »Warum überfährst du mich nicht gleich unten auf dem Parkplatz mit deinem Auto? Das würde nicht so wehtun wie dieser Anblick.«
»Musst du wieder damit anfangen?«
Dann fielen ihm die hellroten Flecken auf meiner Küchenwand auf. »Renovierst du gerade?«, fragte er.
»Das war der Dampfkochtopf mit Barbecuesauce.«
Ein Lächeln, immerhin. »Wo steckt Lula?«
»Im Esszimmer.«
Das Lächeln wurde noch breiter, als er das Esszimmer betrat und sein Blick auf Lula in Schussweste und Larry im Cocktailkleid fiel.
»Darf ich vorstellen, das ist Larry«, sagte Lula zu Morelli. »Mister Clucky.«
»Hauptberuflich bin ich bei der Feuerwehr«, erklärte Larry. »Den Mister Clucky mache ich nur nebenbei.«
Morelli reichte ihm die Hand. »Joe Morelli. Ist es nicht ein bisschen früh für ein Cocktailkleid?«
»Ja, schon«, sagte Larry. »Ich bin über Nacht geblieben, und ich hatte nichts anderes anzuziehen.«
Morelli beäugte mich seltsam. »Er ist über Nacht geblieben?«
»Zu kompliziert, um es zu erklären.«
»Kann ich mir denken.«
»Die Bilder da in deiner Hand – sind das
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