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Kuss Mit Sosse

Kuss Mit Sosse

Titel: Kuss Mit Sosse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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mir aus tragen«, sagte ich. »Aber mit dem Helm steigst du mir nicht ins Auto. Du siehst aus wie Darth Vader.«
    »O.k. Aber wenn ich getötet werde, mache ich dich persönlich dafür verantwortlich.«
    Ernie wohnte allein in einem großen Haus in der State Street. Keiner wusste, wie er an dieses Haus gekommen war, denn niemand konnte sich daran erinnern, dass er jemals so etwas wie einen festen Job gehabt hatte. Ernie behauptete abwechselnd, er sei Filmproduzent, Börsenmakler, Rennfahrer und Alien, Letzteres fand ich noch am glaubwürdigsten.
    Ich blieb mit laufendem Motor vor dem Haus stehen, und Lula und ich verrenkten uns den Hals und glotzten wie blöd. Das Grundstück war riesengroß, und das Haus lag oben am Hang, hoch über der Straße. Vom Wind herabgefegte Dachziegel lagen in Scherben verstreut auf dem Rasen, die Fensterrahmen waren zerborsten, die Farbe abgeblättert. Die Holzvertäfelung war gräulich schwarz wie Holzkohle. Das konnte alles Mögliche sein, Wasserschaden, Schimmel oder einfach ein Tarnanstrich wie beim Militär.
    »Ach du Scheiße«, sagte Lula. »Willst du mich verarschen? Hier soll der Kerl wohnen? Die Bude bricht doch jeden Moment zusammen. Das sind bestimmt an die hundert Stufen bis rauf zum Haus. Da holt man sich ja einen Krampf in den Beinen.«
    »Von hinten kann man an das Haus heranfahren.«
    Ich fuhr um den Block herum, bog in die nächste kleine Seitenstraße ein und stellte den Wagen in Ernies Einfahrt.
    »Was ist mit dem Kerl?«, erkundigte sich Lula. »Hat der schon immer Feuer gelegt?«
    Ich dachte an früher, an die Zeit, als Ernie noch ein Kind war. »Ich wüsste nicht, dass er damals schon gezündelt hat, aber er hat viele seltsame Sachen gemacht. Einmal hat er bei einem Talentwettbewerb versucht, die Melodie von Star-Spangled Banner zu rülpsen. Nach der Hälfte wurde er von der Bühne gezerrt. Dann folgte eine Phase, da war er der festen Überzeugung, er könnte Regen machen, und mitten in der Mathestunde fing er an, so komisch zu singen, Uhuha duhuha uhu uhu duha .«
    »Hat es mit dem Regen geklappt?«
    »Manchmal.«
    »Was hat er denn noch so gemacht? Allmählich finde ich den Kerl sympathisch.«
    »Zum Abschlussball hat er eine Ziege ausgeführt, der er ein rosa Ballettkleidchen angezogen hatte. Danach durchlief er eine pyromanische Phase. Da konnte es passieren, dass man um zwei Uhr in der Früh von einem Feuerwerk in seinem Garten geweckt wurde.«
    Wir stiegen aus, und ich holte schon mal die Handschellen aus meiner Umhängetasche und steckte sie mir hinten in die Jeans, damit ich sie griffbereit hatte.
    »Wir wollen ihn nicht verschrecken, wenn er tatsächlich zu Hause sein sollte«, sagte ich. »Wir gehen zum Hintereingang und sind ganz ruhig und freundlich. Überlass mir das Reden.«
    »Wieso soll ich dir das Reden überlassen?«
    »Ich bin schließlich die Kautionsdetektivin, die berechtigt ist, jemanden festzunehmen.«
    »Und was bin ich?«
    »Du bist meine Assistentin.«
    »Und wenn ich keine Assistentin sein will? Vielleicht will ich ja auch mal Kautionsdetektivin spielen.«
    »Dann musst du dich mit Vinnie verständigen. Dein Name muss auf der Zulassung stehen.«
    »Wir könnten ihn doch einfach draufschreiben. Hier, ich habe einen Stift dabei.«
    »Du liebe Güte!«
    »Und wenn ich einfach nur Hallo sage?«
    »Gut. Dann sag einfach nur Hallo .«
    Ich klopfte an den Hintereingang, und Ernie machte mir in Unterwäsche auf.
    »Hallo«, sagte Lula.
    Ernie sah aus, als wäre er gerade aus dem Bett gefallen. Sein hellblondes Haar stand in alle Richtungen vom Kopf ab. »Was gibt es?«, fragte er.
    »Du hast deinen Prozesstermin verpasst«, sagte ich. »Wir bringen dich zum Gericht, und du vereinbarst einen neuen Termin.«
    »Klar«, sagte er. »Wartet hier vorne, ich will mir nur eben was anziehen.«
    Wir folgten ihm in die Küche, die ungefähr von 1940 stammte, durch den Flur, von dessen Wänden ausgebleichte Tapetenfahnen herabhingen, bis ins Wohnzimmer mit seinen kahlen, verkratzten Holzdielen. Die Möblierung war spärlich, ein durchgesessenes, offenbar schon gebraucht gekauftes Sofa, zwei Klappstühle, auf deren Rückenlehnen der Name eines Beerdigungsinstituts stand, zwischen den Stühlen ein klappriger Sofatisch, keine Lampe, kein Fernseher.
    »Bin gleich wieder da«, sagte Ernie und entschwand nach oben. »Fühlt euch wie zu Hause.«
    Lula sah sich um. »Wie kann man sich hier zu Hause fühlen?«
    »Du könntest dich zum Beispiel hinsetzen«, sagte

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