Kuss Mit Sosse
will.«
Ich graste Ernies Viertel ab, fand schließlich die kleine Straße, die hinter seinem Haus verlief, und schob mich vor bis zur Einfahrt, bog ein und stellte mich schräg hinter die Garage, um die Ausfahrt zu versperren.
»Ich gebe dir etwas Vorsprung, bis du um das Haus herum und vorne am Eingang bist«, sagte ich. »Rühr dich nicht vom Fleck, bevor ich dich rufe.«
Lula überprüfte den Klettverschluss an ihrer Weste, um ganz sicher zu sein, dass auch alles fest verzurrt war. »Alles klar!«
Wir stiegen aus dem Wagen und gingen los, jeder bezog seinen Posten. Ich zählte zwei Minuten ab und klopfte dann an den Hintereingang. Keine Reaktion. Ich klopfte noch mal, drückte dann die Klinke herunter. Die Tür war nicht verschlossen. Ich trat in die Küche und lauschte. Kein Geräusch. »Kautionsagentur!«, rief ich. »Ernie? Bist du da?« Nichts. Ich ging durchs Haus, blieb am Fuß der Treppe stehen und rief noch mal seinen Namen, dann stieg ich die Treppe hoch, suchte Zimmer für Zimmer ab. Kein Ernie. Nirgendwo. Ich ging wieder runter ins Erdgeschoss und machte Lula die Tür auf.
»Nicht da«, sagte ich. »Ich versuche es später noch mal.«
Wir gingen durchs Haus und verließen es durch den Hinterausgang.
»Irgendwas ist hier faul«, sagte Lula und überblickte das Gelände von der Treppenstufe der Hintertür aus. »Ich habe das untrügliche Gefühl, dass hier was nicht stimmt. Aber was nur?«
Auf einmal überkam mich so ein flaues Gefühl im Magen. »Rangers Cayenne«, sagte ich. »Er ist weg!«
»Genau«, sagte Lula. »Du hast recht. Es ist der Porsche. Der Platz, wo du ihn geparkt hast, ist leer. Leerer geht es nicht.«
Ich wählte Rangeman an und bekam Hal an die Strippe. »Ist Ranger noch im Haus?«
»Nein«, sagte Hal. »Ich habe ihn nicht gesehen. Soll ich dich mit ihm verbinden?«
»Nein. Ich will ihn nicht stören. Ist das GPS in dem Cayenne noch eingeschaltet?«
»Ja.«
»Schick doch mal jemanden hinterher, wenn es geht. Er wurde … gestohlen.«
Vielsagendes Schweigen am anderen Ende, dann ein ungläubiges: »Gestohlen? Jemand hat Rangers Cayenne gestohlen?«
Einmal kurz aufgestöhnt, dann: »Ja.«
»Oh oh«, sagte Lula nur, die in die Ferne starrte. »Das gefällt mir aber gar nicht.«
Ich sah entlang ihrer Blickachse und spürte, wie mein Herzschlag aussetzte. Schwarze Rauchschwaden stiegen ein paar Hundert Meter weiter in den Himmel auf.
»Hat das Auto angehalten?«, fragte ich Hal.
»Ja.«
»Keine Eile«, sagte ich. »Es bleibt noch eine Weile da stehen.«
»Was jetzt?«, fragte Lula, als ich aufgelegt hatte.
»Hal schickt uns jemanden her«, sagte ich.
Zehn Minuten später schnurrte ein schwarzer SUV in die Einfahrt, am Steuer Ramon.
»Mein Auto steht auf dem Parkplatz von Cluck-in-a-Bucket«, sagte Lula. »Ich muss los zu Granny, Barbecuesauce kochen.«
Ramon sah mich an. »Ranger möchte, dass ich dich zurück zu Rangeman bringe.«
»Gut«, sagte ich. »Dann setzen wir erst Lula bei Cluck ab, und wir fahren weiter zur Batcave.«
Ranger stand gerade unter der Dusche, als ich seine Wohnung betrat. Ich haute mich aufs Sofa, zog mir ein Kopfkissen übers Gesicht und hoffte, Ranger möge mich nicht sehen, wenn er ins Wohnzimmer kam.
Tu einfach so, als wärst du an einem wunderschönen Ort, sagte ich mir. An einem Strand. Du hörst das Meer rauschen, die Wellen anrollen und wieder abziehen, die Möwen.
Das Kissen wurde angehoben, und Ranger sah zu mir herunter. »Du kannst vor mir weglaufen, aber dich verstecken vor mir kannst du nicht.«
»Erschieß mich lieber gleich, dann habe ich es hinter mir.«
»Sprich.«
»Ernie Dell.«
Ranger stellte mich auf die Beine, zog mich hinter sich her in den Flur und zur Tür hinaus. »Der Mann sucht sich besser ein neues Hobby.«
Ranger ist ein Meister der Selbstbeherrschung. Er kann nach Belieben seinen Herzschlag verlangsamen, und er kann an einer Bäckerei vorbeigehen, ohne je in Versuchung zu geraten. Oberflächlich betrachtet erscheint Ranger als ein Mensch ohne Emotionen. Wie es unter der Oberfläche brodelt, lässt sich nur erahnen. Am gefährlichsten ist er, wenn er seelenruhig ist. Und jetzt war er ziemlich ruhig, mal abgesehen davon, dass er krampfhaft mein Handgelenk umfasst hielt.
Keiner von uns sagte ein Wort im Aufzug, als wir nach unten fuhren. Ranger haute mit dem Turbo aus der Tiefgarage, und ich beschrieb ihm den Weg zu Ernies Haus. Er sah ganz entspannt aus hinterm Steuerrad. Keine Wutfurchen auf der
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