Kuss Mit Sosse
wie affig das aussehen musste und wie oberpeinlich es wäre, wenn Morelli jetzt aus der Tür käme und mich wie Rumpelstilzchen auf seinem Rasen herumhüpfen sähe. Und eigentlich durfte man sich auch nicht darüber freuen, wenn drei Männer und ein Hund Durchfall bekamen. Aber ehrlich gesagt tat es mir nur um Bob leid. Bob war ein großes, wuscheliges, absolut liebenswertes Wesen. Durchfall hatte er nicht verdient. Ich hörte auf zu tanzen und verkroch mich schuldbewusst in den Cayenne.
Ich warf den Motor an und fuhr zurück zu meiner Wohnung, stieß auf den Mieterparkplatz und sah dort Lulas Firebird einträchtig neben Mr. Mackos Cadillac stehen. Die Fenster in meiner Wohnung waren hell erleuchtet, dabei hatte ich inständig gehofft, meine Behausung leer und verlassen vorzufinden. Rangers Wohnung war wunderschön, und ich hielt mich dort gerne auf, aber sie war kein Zuhause. Als ich jetzt hinauf zu meiner Wohnung sah, war ich mir nicht einmal mehr so sicher, ob die noch mein Zuhause war. Ich befinde mich in einem Schwebezustand, dachte ich, mein ganzes Leben ist in der Schwebe.
Sollte ich raufgehen und nachsehen, ob die Küche Fortschritte machte? Ob Lula die Nacht über blieb? Leider hätte das wieder bedeutet, den Anblick von Larry in dem türkisfarbenen Cocktailkleid ertragen zu müssen, oder schlimmer noch, Larry in Shorts. Ich hatte das Gefühl, dass ich für heute genug Abgedrehtes erlebt hatte, deswegen manövrierte ich den Cayenne vom Parkplatz zurück auf die Straße und fuhr zu Rangeman.
Ich erwachte aus tiefstem Schlaf, als das Telefon klingelte.
»Er hat gerade zwei Kunden ausgeraubt«, sagte Ranger. »Sie haben kurz hintereinander angerufen. Beide Häuser standen auf deiner Risikoliste. Du kennst die Häuser bisher nur von außen. Tu mir den Gefallen und guck sie dir mal von innen an. Tank wartet unten in der Garage auf dich.«
Ich schaute auf die Uhr. Noch nicht ganz Mitternacht. Es brauchte eine Weile, bis ich wach war, und zehn Minuten später weckte mich das Telefon ein zweites Mal.
»Tank hat einen Wohnungsschlüssel«, sagte Ranger. »Wenn du in fünf Minuten nicht unten in der Garage bist, kommt er hoch und holt dich.«
Ich stemmte mich aus dem Bett in die Vertikale, aber ich war noch längst nicht voll einsatzbereit. Rangers T-Shirt, das ich als Nachthemd getragen hatte, ließ ich einfach an, stieg in eine Cargo Pants, in Strümpfe und Sneakers und zog mir noch ein Sweatshirt über. Grummelnd stieg ich draußen in den Aufzug und fuhr hinunter in die Tiefgarage.
»Wow!«, sagte Tank, als er mich sah.
»Was gibt’s?«, zickte ich ihn an.
»Nichts«, sagte er. »Hat mich nur überrascht, dein Haar und so. Wir haben dich wohl aus dem Bett geholt.«
Ich verdrehte meine Augen nach oben an die Schädeldecke, konnte meine Frisur aber trotzdem nicht sehen.
»Ich habe einfach schlechte Laune«, sagte ich.
»Willst du mal ein Foto von meiner Katze sehen?«, fragte Tank. »Das heitert mich immer auf.«
Ich stieg in Tanks Rangeman- SUV , legte den Sicherheitsgurt an und betrachtete das Foto von Tanks Katze.
»Süß«, sagte ich.
»Geht es dir jetzt besser?«
»Nein.« Wenn ich mich wieder hätte ins Bett verkriechen können, wäre es mir besser gegangen.
Die beiden Häuser lagen beide im Norden der Stadt, in einem Nobelviertel am Fluss. Das erste Objekt, zu dem Tank mich fuhr, sah aus wie eine moderne Version von Mount Vernon. Ein Faux Vernon. Tank glitt in die kreisförmige Einfahrt und parkte hinter Rangers Porsche. Vor Rangers Wagen standen noch ein Polizeiauto und ein zweiter Rangeman- SUV . Die Haustür war offen und alle Lichter brannten. Wir gingen hinein und trafen Ranger in der Eingangshalle.
»Warum hast du das Haus auf die Risikoliste gesetzt?«, fragte er mich.
»Es gibt gewisse Gemeinsamkeiten mit den anderen betroffenen Häusern. Alle Häuser sind Einfamilienhäuser mit großen Grundstücken. Alle Häuser haben seitlich angebaute Garagen mit einer zusätzlichen Parkbucht links oder rechts daneben. An allen Häusern stehen Bäume und Sträucher, die Schatten werfen und die Häuser abschirmen. Und alle Häuser stehen an Straßen, in denen man nicht parken darf.«
»Unser Mann braucht Deckung bei seiner Arbeit.«
»Erraten.«
»Geh durchs Haus, guck dir alles an und sag Bescheid, wenn dir irgendetwas auffällt. Ich gebe dir Tank an die Seite, damit die Polizei nicht denkt, du willst das Haus plündern.«
Ich zeigte Ranger den Stinkefinger.
Ranger lachte.
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