Kuss Mit Sosse
du doch Melvin ab. Er wohnt in der Stadt, Front Street 365.«
»O.k. Mache ich.«
Ich legte auf und stöhnte.
»Hört sich nicht gut an«, sagte Ranger.
»Das war mein Vater.«
»Herzinfarkt?«
»Ich muss jemanden mit dem Taxi abholen.«
18
Fünf Minuten früher als verabredet hielt ich vor dem Haus Front Street 365. Um halb acht öffnete sich die Tür, Melvin trat aus dem Haus und ging zügig auf das Taxi zu.
»Ich bin Franks Tochter«, erklärte ich ihm gleich. »Mein Vater kann heute Morgen nicht.«
»Verdienen Sie sich Ihr Geld auch mit Taxifahren?«
»Nein. Ich bin Kopfgeldjägerin.«
»Wie im Fernsehen?«
»Ja.« Es war bei uns überhaupt nicht wie im Fernsehen, aber es war einfacher, die Leute in ihrem Glauben zu lassen. Außerdem waren sie immer enttäuscht, wenn ich ihnen schilderte, wie unser Alltag aussah.
»Sind Sie bewaffnet?«, wollte Melvin wissen.
»Nein. Sie?«
»Eine Waffe wäre cool. Würde sich besser machen.«
»Man kann so tun als ob«, sagte ich. »Es merkt sowieso keiner.«
»Besitzen Sie wenigstens eine Waffe?«
»Ja. Ich habe eine Smith & Wesson.«
»Haben Sie schon mal auf einen Menschen geschossen?«
»Nein.« Auch das war gelogen, aber man prahlt nicht damit, dass man schon mal auf einen Menschen geschossen hat.
»Was bin ich Ihnen schuldig?«, fragte er mich, als ich ihn am Bahnhof absetzte.
»Keine Ahnung«, sagte ich. »Ich weiß nicht, wie das Taxameter funktioniert. Klären Sie das nächste Woche mit meinem Vater.«
Ich war ohne Frühstück von Rangeman aufgebrochen, und jetzt hatte ich die Wahl. Ich konnte zu Rangeman zurückkehren, ich konnte zu Cluck-in-a-Bucket gehen, oder ich konnte meine Mutter bitten, mir Pfannkuchen zu machen. Letzteres gewann haushoch.
Ich fuhr die Hamilton entlang und bog nach Burg ab. Vor dem Haus meiner Eltern gab es Parkplätze satt. Kein Buick, kein Firebird, nur mein Taxi.
Lula saß mit meiner Mutter und Grandma an dem kleinen Esstisch in der Küche, als ich kam. Sie trank Kaffee und sie sah aus, als hätte sie den Leibhaftigen gesehen.
»Es war das reine Grauen gestern Abend«, sagte sie. »Leichen identifizieren, und dann auch noch für die Polizei, da kriege ich Zustände.«
»Nimm besser noch eine von deinen Tabletten«, sagte Grandma. »Du musst nachher fit sein für die Barbecue-Kochshow.«
»Danke«, sagte Lula. »Aber nach dem Kaffee geht es mir schon besser.«
»Hast du schon gefrühstückt?«, fragte mich meine Mutter.
»Nein.«
»Was möchtest du essen?«
»Pfannkuchen!«
Meine Mutter hat eine spezielle Rührschüssel für Eierkuchen, mit einem Griff auf der einen und einem Schnabel auf der anderen Seite. Damit kann man die besten Eierkuchen der Welt machen. Ich goss mir eine Tasse Kaffee ein und setzte mich zu Lula, während meine Mutter den Teig anrührte.
»Es gibt noch viel zu tun heute Morgen«, sagte Lula. »Grandma und ich fahren mit dem Truck zum Park, um unsere mobile Küche aufzubauen und in Betrieb zu nehmen. Connie hat versprochen, die Spareribs zu besorgen. Und du, habe ich mir gedacht, fährst zum Supermarkt und kaufst den ganzen anderen Kram, den wir noch brauchen.«
»Klar, mache ich.«
»Ich habe sogar eine besondere Überraschung vorbereitet. Gestern ist mir nach einem Brainstorm eine super Idee gekommen, wie ich sicherstellen kann, dass wir auch ins Fernsehen kommen. Larry liefert die Überraschung heute Vormittag im Park ab.«
Meine Mutter stellte Butter und Sirup für die Pfannkuchen auf den Tisch und legte jedem Messer und Gabel hin.
»Wo ist Dad?«, fragte ich sie. »Ich dachte, er wartet darauf, dass ich ihm das Taxi zurückbringe.«
»Mein Auto musste in die Werkstatt. Dein Vater ist früh los, weil er ja heute Mr. Miklowski nicht abzuholen brauchte.«
Toll. Es bedeutete, dass ich das Taxi am Bein hatte, bis ich es bei Rangeman gegen den Buick eintauschen konnte. Dabei fuhr ich weder mit der einen noch mit der anderen Karre gern, ehrlich gesagt wusste ich nicht einmal, welche von beiden mir verhasster war.
Zuerst fuhr ich zum Supermarkt. Keine schlechte Idee, seine Einkäufe so früh am Tag zu erledigen, denn die Senioren brauchen morgens ihre Zeit, um in die Gänge zu kommen. Normalerweise rollen sie so gegen zehn an, und dann verstopfen ihre Autos den ganzen Parkplatz. Ihre Behindertenplakette gibt ihnen alle Rechte. Rentner in New Jersey, das ist so, als gehörte man zur Mafia. Sie erwarten eine gewisse Einstellung von ihren Mitmenschen. Einem Mafiamitglied in Jersey den
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