Kussen hat noch nie geschadet
in seine Gesäßtasche und reichte ihr das rosafarbene Perlenarmband, das sie am Abend zuvor getragen hatte. »Das hast du verloren.«
So war Las Vegas. Dort war nichts real. Und schon gar nicht gut aussehende Männer, die sie aufspürten, nur um ihr ein billiges Armband zurückzugeben. Sie hielt ihm die hohle Hand hin, und er ließ es hineinplumpsen, die Perlen noch warm von seinem Körper. »Danke.«
»Ich war gestern ziemlich betrunken.« Seine Augenbrauen senkten sich, und er blickte sich verstohlen um. »Gibt es irgendetwas, wofür ich mich entschuldigen sollte?«
»Nein.«
»Verdammt. Ich hatte gehofft, wir wären in Schwierigkeiten geraten.« Er sah ihr wieder in die Augen. »Warum versteckst du dich dann hier in der Ecke?«
»Ich verstecke mich nicht. Ich meide nur die Sonne.«
»Verkatert?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich kriege leicht Sonnenbrand.«
Er schenkte ihr wieder das träge, lässige Lächeln, das sie vom Abend zuvor kannte. Das, von dem sie geglaubt hatte, dass sie es sich mit ihrem Tequila-Schwips bloß eingebildet hatte. »Ich könnte dir den Rücken eincremen.«
Sie ließ die Hand von ihrer Hutkrempe sinken, legte den Kopf schief und musterte ihn. Es gab nur eine vernünftige Lösung. Sie musste wieder die Flucht ergreifen, bevor sie Probleme bekam.
Er hob die Hände, als wäre er das größte Unschuldslamm, doch sie ließ sich nicht zum Narren halten. »Ich fass dich auch nirgends an, wo du nicht angefasst werden willst.«
Aber sie wollte nicht weglaufen. Schließlich hatte sie Urlaub. Im Urlaub hatte man Narrenfreiheit. Erst recht in Las Vegas. Lautete das Motto hier nicht so? Was in Las Vegas passierte, blieb in Las Vegas? »Tut mir leid. Ich hab mich schon eingecremt.«
»Aber ich mich nicht.« Er blickte in die glühend heiße Sonne und erschauderte theatralisch. »Ich kann fast hören, wie meine Haut verbrutzelt.«
Sie deutete zu den Palmen. »Im Schatten?«
»Ich bin da empfindlich.«
»Hm-hm.« Sie griff in ihre Strandtasche und zog ihre Flasche mit Sonnencreme hervor. »Das ist Lichtschutzfaktor 40, und …« Er riss sich das Shirt vom Leib, und sie kippte fast vom Stuhl. Heiliges Kanonenrohr! Er hatte kräftige Brustmuskeln, breite Schultern und ein fantastisches Sixpack. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Jedenfalls nicht in natura. Nicht so nah, dass sie ihn hätte lecken können. Würde so etwas wahrscheinlich auch nie wieder zu Gesicht bekommen. Wo kam er her? Was machte er beruflich? Kleine Häuser stemmen? »Wie heißt du?«
»Sam.«
Das passte zu ihm. »Autumn«, sagte sie und schwang die Beine über die Kante ihres Liegestuhls. »Autumn Haven.«
Er lachte leise. »Und so heißt du wirklich? Keine Verarsche?«
»Keine Verarsche.« Sie hatte ihren Namen schon immer gehasst. »Ich weiß. Das klingt nach einer Seniorenresidenz. Wie Wiesensee oder Sommerdorf.« In einem verzweifelten Versuch, ihm nicht schamlos auf die Brust zu starren und vor lauter Geilheit zu sabbern, hielt sie den Blick starr auf sein Gesicht gerichtet. Auch wenn der Anblick keine Härte für sie darstellte. »Hier.« Sie reichte ihm die Sonnencreme.
Statt sie entgegenzunehmen, legte er sich demonstrativ auf seiner Liege zurück. »Dein Name klingt nicht nach einer Seniorenresidenz. Schon eher wie ein paradiesisches Urlaubsziel.«
Ein dünner goldener Glückspfad verlief mitten durch sein Sixpack, umkreiste seinen Nabel, verschwand unter dem Bund seiner Boardshorts und zeigte den Weg zu seinem paradiesischen Urlaubsziel. Gott stehe ihr bei. Sie wollte etwas Kluges sagen. Etwas Intelligentes und Erotisches, aber ihr fiel nichts ein. Nicht, wenn das ganze Blut aus ihrem Kopf wich.
»Wo alles inklusive ist«, fügte er hinzu. »Wo einem endloses Vergnügen und ein All-You-Can-Eat-Buffet versprochen wird.«
Autumn hatte die Wahl. Wegzurennen, als wäre der Teufel hinter ihr her. Zum zweiten Mal. Wegzurennen und sich vor dem endlosen Vergnügen und dem All-You-Can-Eat-Buffet zu retten, das sich ihr darbot wie ein Sammelsurium aus Sünden.
Sie erhob sich von ihrem Liegestuhl, warf einen Blick auf das sündhaft verlockende Angebot und ließ den Deckel ihrer Coppertone-Sonnencreme mit einem Plopp aufspringen.
SECHS
Der richtige Mann für mich:
passt in mein Leben
Sam ließ den Motor seines Trucks laufen und ächzte, als er Conner auf seine Schulter hievte. Unter dem Neopren-Eisbeutel, den er sich um die Taille gebunden hatte, zogen sich seine Rückenmuskeln zusammen, die noch immer gegen
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