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Kussen hat noch nie geschadet

Kussen hat noch nie geschadet

Titel: Kussen hat noch nie geschadet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gibson Rachel
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den Schlag protestierten, den Modano ihm im Schlussdrittel verpasst hatte. Er nahm eine Schonhaltung ein, während er seinen Sohn über den Asphalt trug, auf dem die Sohlen seiner Lederslipper dumpf aufschlugen. Er wurde langsam alt. Mit fünfunddreißig steckte sein Körper nicht mehr so viel weg wie mit fünfundzwanzig.
    Er klingelte an der Tür. Das schwache Verandalicht schien ihm auf den Kopf. Die kühle Nachtluft durchdrang das enge Gewebe seines dünnen grauen Pullovers und den Stoff des weißen T-Shirts, das er darunter trug. Er hatte Natalie beauftragt, Autumn anzurufen und ihr zu sagen, dass Conner nach dem Spiel noch ein bisschen blieb, um ein paar von den Jungs kennenzulernen. Er fragte sich, ob sie auch erwähnt hatte, dass Sam ihn danach selbst nach Hause bringen wollte.
    Die Tür schwang auf, und Autumn stand im gedämpften Licht des Eingangsbereichs. Sie trug ein gelbes T-Shirt, auf dem ein weißer Dackel abgebildet war, dazu eine gelbweiße Flanellhose und weiße Dackel-Pantoffeln. Ihr rotbraunes Haar leuchtete wie Feuer unter einem Messingkronleuchter, doch sie geriet bei seinem Anblick nicht außer sich. Nicht wie beim letzten Mal.
    »Er schläft seit zehn Minuten fest.«
    Autumn schwang die Tür weiter auf und ließ ihn hinein. Er folgte ihr über ein paar Stufen und durch einen Flur, der mit gerahmten Fotos gesäumt war. Es roch gemütlich. Nach warmem Essen, Holzpolitur und alten Teppichen. Er hatte sich das Haus, in dem sie mit seinem Sohn lebte, völlig anders vorgestellt. Aber schlecht war es nicht. Nicht viel anders als das, in dem er selbst als Kind gewohnt hatte, doch sie hätte sich etwas Besseres leisten können.
    Sie betraten ein Schlafzimmer, dessen Wände mit Comicfiguren bemalt waren, und seine Muskeln protestierten wieder, als er seinen Sohn vorsichtig auf das Bett mit der Barney-Decke legte. Conner hasste Barney. Oder etwa nicht?
    Sam richtete sich wieder auf, und Autumn ergriff die Initiative. Als sie den Reißverschluss an Conners Jacke aufzog, öffneten sich die Augen des Kleinen flatternd. »Ich hab ’nen Schaumgummi-Finger bekommen«, murmelte er.
    Sie half ihrem Sohn, sich aufzusetzen, und zog ihm die Jacke aus. »Hat’s Spaß gemacht, kleiner Nugget?«
    Er nickte gähnend. »Ja.«
    Sam trottete zur Tür und sah zu, wie Autumn Conners Arme vorsichtig aus seinem T-Shirt zog. Es war Jahre her, seit er Mutter und Sohn gemeinsam erlebt hatte, und er erinnerte sich nicht, Autumn je so weich gesehen zu haben.
    »Dad hat mir einen Witz erzählt.«
    Die Augen vor Entsetzen aufgerissen, drehte sie ruckartig den Kopf zu ihm.
    Sam hob beschwichtigend die Hände. »Nur einen Klopf-Klopf-Witz.«
    »Der war lustig.« Conner lachte, albern und müde. »Klopf, klopf!«
    Autumn konzentrierte sich wieder drauf, Conner auszuziehen. »Wer da?«
    Conner wartete, bis sie ihm das T-Shirt über den Kopf gezogen hatte, bevor er antwortete. »Feuer.«
    »Feuer we(h)r?«
    »Wo … Was …« Er legte sich hin, und Autumn lief ans Fußende und band ihm die Schuhe auf. »Ich weiß nicht mehr.«
    »Wo brennt’s denn?«, half Sam ihm aus.
    Autumn drehte sich zu ihm und schaute ihn an, während sie die Schnürsenkel seines Sohnes aufknotete. Ein Lächeln umspielte ihren Mundwinkel, und sie verdrehte ihre grünen Augen, als müsste sie sich das hundertmal am Tag anhören. »Du hast recht. Das ist lustig.« Sie zog ihm Schuhe und Socken aus und ließ sie zu Boden fallen. »Puh!« Sie wedelte mit der Hand vor ihrer Nase. »Das sind die schlimmsten Käsefüße auf der ganzen Welt.«
    »Das sagst du immer, Mom.«
    Conner und Autumn hatten ihre eigenen kleinen Rituale, ein eigenes Leben, von dem er rein gar nichts wusste und das rein gar nichts mit ihm zu tun hatte. Natürlich hatte er das immer gewusst, aber als er es heute Abend miterlebte, fühlte er sich leicht unwohl und wusste nicht einmal so recht, warum.
    Er wich einen Schritt zurück in den Flur. »Ich hol nur schnell noch den Schaumstoff-Finger.«
    »Und meinen Puck, Dad.«
    Sam sah in Conners schläfrige Augen und nickte. »Okay.« Er lief zurück durch den Flur, vorbei an den Wänden mit Fotos von Conner und Autumn und von Conner mit Vince, dem Idioten. Sein Rücken tat verdammt weh, als er die Treppe vor dem Haus hinabstieg und durch die kühle Nachtluft lief. Wenn er gleich nach Hause käme, würde er sich eine Tüte Tiefkühlerbsen in den Rücken packen. Erbsen waren besser als alles andere. Sie schmiegten sich wunderbar in sein Kreuz, an sein

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