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Kussen hat noch nie geschadet

Kussen hat noch nie geschadet

Titel: Kussen hat noch nie geschadet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gibson Rachel
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Knie oder an seine Schulter, und wenn sie noch hart waren, massierten sie seine Muskeln wie kalte Perlen.
    Der Motor seines Ford F-250 lief noch, und er erwog, ihn auszustellen, doch da er bestimmt nicht mehr lange bliebe, ließ er ihn an. Man kaufte sich keinen F-250, um sich dann um den Benzinverbrauch zu sorgen. Er fuhr ihn wegen seiner Beförderungskapazität und weil er extrem schnell war. Auch wenn er damit nie etwas Schwereres transportierte als seine Sporttasche, war es gut zu wissen, dass der Wagen über genügend Leistung verfügen würde, wenn ihm je in den Sinn käme, bis zu 11000 Kilo abzuschleppen.
    Er lief zur Beifahrerseite und suchte Conners Schaumstoff-Finger und den Puck, den Johan ihm geschenkt hatte, während Conner mit Nat in der Lounge gewartet hatte, bis Sam mit den Reportern fertig war und sich in der Umkleidekabine den Rücken hatte vereisen lassen. So wie Conner sich gefreut hatte, könnte man meinen, der Puck wäre aus Gold. Scheiße aber auch, wenn er gewusst hätte, dass sein Junge wegen einer Gummischeibe derart aus dem Häuschen geriete, hätte er ihm schon vor Jahren eine geschenkt.
    Er schlug die Trucktür wieder zu und lief zurück zum Haus. Du solltest so was wissen. Du bist sein Vater , erinnerte ihn sein schlechtes Gewissen. Sein Gewissen schien in letzter Zeit aktiver zu sein, was ihn genauso nervte wie seine Schuldgefühle. Es gefiel ihm nicht, sich wegen irgendwas schuldig zu fühlen. Doch das Wiedersehen mit Autumn hatte etwas in ihm ausgelöst, und dass sein Sohn in einem alten Terrassenhaus in Kirkland wohnte, wohingegen er in einem Fünf-Millionen-Dollar-Loft im Zentrum von Seattle residierte, gefiel ihm auch nicht.
    Die Haustür quietschte, als er sie öffnete. Autumn könnte sich etwas Besseres leisten. Schließlich zahlte er eine Menge Kindesunterhalt, damit sein Sohn gut leben konnte. Er zahlte so viel, damit er sich wegen nichts mehr schuldig zu fühlen brauchte.
    Er stieg die Stufen im Eingangsbereich hinauf und sah sich neugierig im Wohnzimmer um. Inspizierte die Eichenmöbel und die Couch und das Zweiersofa aus strapazierfähiger Mikrofaser. Das Haus war vollgepfropft mit selbst gemachtem Nippes und Basteleien. Bilder von Conner in jeder Altersstufe und jeder Lebensphase waren überall. Er besaß zwar auch Fotos von Conner, aber das war kein Vergleich.
    In der Tasche seiner schwarzen Wollhose klingelte sein Handy, und er zog es heraus. Als auf dem Display Veronicas Nummer aufblinkte, ließ er den Anruf zur Mailbox durchgehen. Er war müde und nicht in der Stimmung, über Mailand oder Paris zu quatschen oder wo zum Henker sie sich auch rumtrieb. Und wenn sie zufällig gerade in Seattle war, hatte er darauf auch keinen Bock. Manchmal wollte er einfach nur allein pennen. Und heute war so ein Tag.
    Er legte den großen blauen Schaumstoff-Finger und den Puck auf einen Couchtisch und trat an den Kaminsims. Er langte an einem Foto von Vince mit Conner auf den Schultern vorbei und griff nach einer Fotografie von Autumn, auf der sie in einem Park auf einer Schaukel saß. Auf ihrem Schoß saß Conner und grinste. Der Junge war noch klein, etwa ein Jahr alt, und auch seine Mutter sah blutjung aus. Vielleicht lag es am Lächeln. So hatte er sie schon lange nicht mehr strahlen sehen. Fünf Jahre oder noch länger. Er stellte das Foto zurück und blickte zu einer Ansammlung von Fotos hoch, die über dem Kaminsims hingen. Jede einzelne Aufnahme war in einem schwarz-weißen Wechselrahmen eingerahmt, und das gemeinsame Thema schien Halloween zu sein.
    Conner mit drei, als Maus verkleidet, neben Autumn im Katzenkostüm. Aber nicht als sexy Mieze. Nur als schwarze Katze. Auf einem anderen Schnappschuss trug Conner ein Kuhkostüm, und Autumn war als Milchmädchen verkleidet. Wieder kein sexy Milchmädchen. Als Conner noch ein Baby gewesen war, hatte Autumn ihn als Äffchen kostümiert, und sie selbst hatte einen Bananenanzug getragen. Auf den Halloween-Partys, die Sam bisher besucht hatte, hatten die Frauen ihre Reize zur Schau gestellt. Als sexy Schneewittchen. Sexy Polizistin. Sexy Teufelin. Sexy Haremsfrauen und sexy Nonnen. Darum ging es schließlich bei Halloween.
    »Er schläft schon wieder fest«, verkündete Autumn, als sie das Wohnzimmer betrat.
    Er drehte sich kurz nach ihr um und betrachtete wieder die Fotos. »Als was geht Conner denn dieses Jahr zu Halloween?«
    »Er hat sich noch nicht entschieden. Das Neueste ist als Vampir, aber bis zum einunddreißigsten überlegt er

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