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Kusswechsel

Kusswechsel

Titel: Kusswechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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wahrscheinlich eine Explosion erfolgen würde. Geduldig warteten wir ab und lauschten den in der Ferne heulenden Sirenen, die von Sekunde zu Sekunde näher kamen. Minuten später würde auch Morellis Zivilstreifenwagen eintreffen. Und irgendwann, zwischen all den Sirenen, würde sich auch mein beruflicher Lehrmeister und Mentor, das Mysterium Ranger, anschleichen, um zu gucken, ob seinem Zögling etwas zugestoßen war.
    »Ich glaube, ich verschwinde lieber«, sagte Lula. »Die Ablage im Büro wartet. Wenn ich Bullen sehe, kriege ich immer Durchfall.«
    Abgesehen davon, trug sie verbotenerweise eine verdeckte Waffe bei sich, die dieses Fiasko maßgeblich herbeigeführt hatte.
    »Hast du das Gesicht des Mannes erkannt, als er die Maske abnahm?«, fragte ich sie.
    »Nein, ich habe meine Pistole gesucht. Die war plötzlich weg.«
    »Dann solltest du wirklich lieber verschwinden«, sagte ich. »Kauf mir unterwegs ein Jumbo-Sandwich. Ich glaube nicht, dass es in diesem Laden in absehbarer Zeit wieder Nachos gibt.«
    »Mir käme ein Jumbo-Sandwich auch ganz gelegen. Wenn ich brennende Autos sehe, meldet sich immer mein Magen.«
    Lula verzog sich im Powerschritt.
    Victor stand auf der anderen Seite des Autos, stampfte vor Wut mit den Füßen auf und raufte sich die Haare. Urplötzlich hörte er damit auf und fixierte mich. »Warum haben Sie ihn nicht erschossen? Ich kenne Sie. Sie sind Kautionsdetektivin. Sie hätten ihn erschießen sollen.«
    »Ich trage gar keine Waffe«, klärte ich Victor auf.
    »Sie tragen keine Waffe? Und Sie wollen Kautionsdetektivin sein? Ich gucke Fernsehen, ich kenne mich aus. Kautionsdetektive tragen immer mehrere Waffen.«
    »Als Kautionsdetektiv schießt man eigentlich nicht auf Menschen.«
    Ungläubig schüttelte Victor den Kopf. »Vornehm geht die Welt zu Grunde – wenn Kautionsdetektive nicht mal mehr auf Menschen schießen dürfen.«
    Ein Streifenwagen fuhr vor, und zwei Uniformierte stiegen aus, stellten sich hin, stemmten die Fäuste in die Seiten und betrachteten die Szenerie. Ich kannte die beiden Polizisten. Andy Zajak und Robin Russell.
    Andy Zajak fuhr wieder Streife. Vor zwei Monaten war er noch in Zivil unterwegs gewesen, dann hatte er im Zuge von Ermittlungen in einem Raubüberfall während eines Verhörs einem örtlichen Politiker einige peinliche Fragen gestellt, danach wurde er wieder zum Uniformtragen verdonnert. Es hätte schlimmer kommen können. Zajak hätte auch zu Schreibtischarbeit im »Büro der Bedeutungslosigkeit« verknackt werden können. Manche Dinge waren eben heikel bei der Polizei von Trenton.
    Zajak winkte mir zu, als er mich erkannte. Er sagte etwas zu Russell, und beide lachten, feixten bestimmt über Pechvogel Plums neueste Panne.
    Mit Robin Russell bin ich zusammen zur Schule gegangen. Sie war eine Klasse unter mir, deswegen waren wir nicht die dicksten Freundinnen, aber ich fand sie trotzdem ganz nett. Sie war kein Ass in Sport, eher eine von den Stillen, mit Köpfchen, und es überraschte uns alle, als sie zwei Jahre später zur Polizei ging.
    Nach Zajak und Russell traf ein Löschzug der Feuerwehr ein, dann zwei weitere Streifenwagen und ein Krankenwagen. Als Morelli endlich kam, waren die Schläuche längst ausgerollt und die Feuerlöscher verrichteten ihre Arbeit.
    Morelli stellte seinen Wagen schräg hinter den von Robin Russell und kam zu mir herübergeschlendert. Morelli war schlank und muskelbepackt und hatte wachsame Bullenaugen, die im Schlafzimmer sanfter wurden. Sein Haar war fast schwarz, fiel ihm vorne wellenartig in die Stirn und reichte bis zum Hemdkragen. Er trug ein blaues Hemd, das eine Nummer zu groß war, die Ärmel hochgekrempelt, schwarze Jeans und schwarze Boots mit Profilsohle. Er hatte den Pistolenhalfter umgeschnallt, aber ob mit oder ohne, Morelli strahlte immer etwas aus, dass man sich nicht mit ihm anlegen wollte. Sein Mund stand etwas schief, was man als Schmunzeln interpretieren konnte. Andererseits konnte es genauso gut eine genervte Miene sein. »Ist dir auch nichts passiert?«, fragte er.
    »Es war nicht meine Schuld«, sagte ich.
    Diesmal war das Lächeln echt. »Du bist nie schuld, Pilzköpfchen.« Sein Blick wanderte zu dem roten Mountainbike mit dem zerfetzten Reifen. »Was ist mit dem Fahrrad los?«
    »Lula hat versehentlich den Reifen zerschossen. Dann kam ein Kerl mit einer roten Teufelsmaske auf dem Kopf aus dem DeliMart gerannt, guckte sich kurz das Rad an, schleuderte einen Molotowcocktail in den Laden und ist

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