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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
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der Platz vor ihnen, gewaltig, überzogen mit Bändern wehenden Sandes, die kleine Dünen um die Leichen bildeten, die dort zahlreicher lagen als anderswo in der Stadt. An der gegenüberliegenden Seite ragte das große Edun empor, das Haus des Volkes, das Edun An-ehon, traurig inmitten der es umgebenden Verwüstung. Es war überwiegend intakt mit seinen vier schrägwandigen, aufeinander zugeneigt wirkenden Türmen, die eine stumpfe Pyramide formten. Der Eingang klaffte dunkel und offen über Stufen, die auf den Platz hinabführten. Das Gestein des Edun war mit Narben übersät wie das der anderen Gebäude; große Risse zeigten sich in den safrangelben Mauern, aber diese Stelle, die der Mittelpunkt des Angriffs gewesen war, hatte auch die stärkste Verteidigung enthalten, und sie hatte unter allen Bauwerken der Stadt am besten standgehalten. Hoffnung erhob sich in Hlil, Hoffnung auf Erfolg, auf eine rasche Erledigung dessen, das zu tun sie gekommen waren, und sicher wieder davonzukommen.
    Er ging, und die anderen folgten ihm auf einem Weg, der den offenen Platz vermied, und sie nahmen dort Deckung, wo sie sie zwischen den zertrümmerten Häusern und dem wehenden Sand finden konnten. Schließlich brach er rennend davon, die langen Stufen hinauf in die drohende Dunkelheit des Innern, heftig atmend durch die Anstrengung und den Gedanken daran, daß jeden Moment aus dem Edun heraus auf ihn geschossen werden konnte.
    Es passierte nichts. Er huschte an die Wand gedrückt durch den Eingang ins Innere, wo Staub wie Öl unter seinen Füßen glitschte, wo Stille herrschte abgesehen vom Wind und den ankommenden Schritten der anderen. Sie kamen herein und blieben stehen, und sie alle lauschten für einen Moment. Es gab kein Geräusch außer dem Wind draußen.
    »Mach Licht!« befahl er Taz. Der Junge fummelte in einem Beutel, den er bei sich trug, kniete nieder und mühte sich hastig, an mitgebrachten Ölholzfasern ein Feuer in Gang zu setzen. Als letzte traf Ras ein. »Bleib da draußen!« befahl ihr Hlil, »und zwar sichtbar; es werden bald noch weitere kommen.«

    »Aye«, sagte sie und glitt wieder hinaus in den kalten Wind, ein elender Posten, aber nicht schlimmer als die Dunkelheit drinnen.
    Das Feuer flammte auf; Taz schirmte es mit dem Körper ab und zündete einen Faserknoten an, der auf einem Ölholzstab befestigt war. Sie alle, er, Merin und Desai, hielten die Körper zwischen dem Feuer und dem Zug von der Tür. Merin entzündete weitere Knoten und reichte sie herum. Von draußen berichtete Ras' leise Stimme, daß sonst noch niemand in Sicht war.
    Hlil nahm seine Fackel und ging weiter. In den inneren Hallen hallten sogar die leisesten Schritte. Risse entstellten die Wände, verliefen sichtbar – sobald das Auge sich einmal an das matte Licht angepaßt hatte – über die oberen Mauern und die Decken, verunstalteten dort die heiligen Schriften.
    Der Eingang zum Kel-Turm war frei, ebenso der zum Sen, zum Turm der She'pan und dem des Kath... bot Hoffnung auf Zugang zu ihren Habseligkeiten. Aber als Hlil den Blick in Richtung des Schreines wandte, sank ihm das Herz, denn jener Bereich der Decke hing durch, und die Säulen, die den Eingang bewachten, waren beschädigt. Er betastete sie, und Stein zerbröselte unter der leisesten Berührung an den Rissen.
    Er wollte es wissen; er ging weiter in den Schrein hinein, steckte seinen Lampenstab in eine aufgebrochene Wand und ging noch weiter.
    »Hlil«, protestierte Merin hinter ihm.
    Er zögerte, und noch in dem Moment, in dem er stehenblieb, traf rieselnder Verputz seine Schultern und schwächte die Beleuchtung.
    »Geht zurück!« befahl er Merin und den anderen. »Haltet euch fern!«
    Dort war das Heilige, das, was sie verehrten, und das der Hinausgegangenen. Seine Knie waren schwach vor Schrecken ob des großen Verbotenen, aber im Geist war er sich der Gefahr bewußt, sie alle auf einmal für immer zu verlieren – diese Dinge, die mehr waren als die Stadt und mehr als alle ihre Leben zusammengenommen.
    Er ging tiefer hinein; die anderen gehorchten ihm nicht und kamen nach; er hörte sie, sah die sich mit ihm bewegenden Lichter, die einen dreifachen Schatten seiner selbst und der Säulen und des inneren Schirms warfen.
    Und dahinter – die fremde She'pan hatte ihm ihren Segen gegeben, dort hinzugehen: das zuerst , hatte sie ihm befohlen. Er zitterte, ohne sich dafür zu schämen, als er eine Hand ausstreckte und den Schirm beiseiteschob.
    Eine winzige Schachtel aus grüner

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