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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
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nächststehenden Stamm zu untersuchen, um zu probieren, ob es in seinem Innern Leben und Feuchtigkeit gab.
    Und plötzlich empfing er etwas vom Dus, ein Warngefühl, das Panik in ihn hineinhieb.
    Er lief los, rannte, und das Tier lief mit ausholenden Schritten neben ihm her. Er verfluchte sich selbst für den grundlegendsten aller Fehler: Denke mit dem Land , hatten die Mri ihm beizubringen versucht, nutze es; fließe mit ihm; sei es. Er hatte einen Punkt in der Gleichförmigkeit gefunden. Er war nirgendwo gewesen, bis er einen Punkt gefunden hatte, die Felsen, die Ansammlung der toten Pflanzen. Er war nirgendwo gewesen und konnte nicht ausfindig gemacht werden, bis er sich selbst zu einem Irgendwo begeben hatte.
    Und wie ein Kind war er von Punkt zu Punkt gegangen. Das Dus war kein Schutz, es verriet ihn.
    Denke mit dem Land, hatte Niun gesagt. Mache nie eine Herausforderung Jenseits deiner Fähigkeiten; man fordert weder das Jo im Versteckspielen noch den Gräber im Warten heraus.
    Oder einen Mri in seinem eigenen Land.
    Er blieb stehen, sah sich um, blind in dem Staub, das Kurzschwert mit der Faust umklammert. Die Feigheit erinnerte ihn daran, daß er Tsi'mri war, riet ihm, das Gewehr zu nehmen und bereitzuhalten. Er kam, um Mri-Leben zu retten; es war schlimmster Egoismus, zu sterben, anstatt das Kel-Gesetz zu brechen.
    Niun hätte es getan.
    Er schnappte mehrfach mit dem Mund nach Luft und betrachtete forschend die Umgebung, in der nur noch wenige Verstreute der großen Pflanzen durch den Staub hindurch sichtbar waren. Das Dus trieb sich dicht bei ihm herum und knurrte warnend. Mit seinem Willen brachte er es zum Schweigen, bog die Finger um den Schwertknauf. Links von ihm scheute das Dus zurück; er sah in diese Richtung, und sein Herz hämmerte, als der schlanke Schatten eines Kel'en aus dem Wind heraus auftauchte.
    »Welcher Stamm?« brüllte dieser.
    »Die Ja'anom!« schrie er zurück, die Stimme vor Rauheit gebrochen. Er beruhigte das Dus mit einer Berührung der Hand und fügte in äußerster Hybris hinzu: »Du befindest dich auf dem Gebiet der Ja'anom. Warum?«
    Für einen Moment herrschte Schweigen. Mit drohendem Knurren wich das Dus zurück.
    »Ich bin Rhian s'Tafa Mar-Eddin, Kel'anth und Daithon der Hao'nath. Und deine Geographie ist fehlerhaft.«
    Sein eigener Name war gefordert. Über die vorgegebenen Schritte näherten sie sich der Herausforderung. Es war ein zeitlupenhafter Alptraum, ein Spiel der Regeln und des präzisen Rituals. Duncan holte tief und stetig Atem und steckte sein Av'tlen mit bestmöglichem Schwung in die Scheide zurück, zeigte seine leeren Hände. Er hielt sich an den Seiten, nicht wie Rhian im Gürtel. Er wollte keinen Kampf.
    »Offenkundig ist der Irrtum mein«, sagte er. »Deine Erlaubnis zu gehen, Kel'anth.«
    »Du nennst mir keinen Namen. Du hast kein Gesicht. Was ist das da bei dir?«
    »Komm mit mir!« sagte Duncan, schlug die verzweifelste Richtung ein. »Frag meine She'pan!«
    »Schiffe sind gekommen. Es gab Feuer über der Stadt.«
    »Frag meine She'pan.«
    »Wer bist du?«
    Das Dus brüllte und warf sich nach vorn; Schmerz traf Duncans Arm noch während er sah, wie der Mri beiseiteflog. »Nein!« schrie er, als das Dus sich herumwarf, um erneut zuzuschlagen. Das Tier unterließ es; der Mri regte sich nicht; Duncan langte an die taube Stelle seines Arms und spürte das heiße Sickern von Feuchtigkeit.
    Zwischen zwei Herzschlägen war es geschehen. Er zitterte, für den Moment betäubt, wußte, was ihn getroffen hatte, die Blattklingen der im Gürtel getragenen As'ei . Der Angriff des Dus, der Reflex des Mri – beides zu schnell, um es zu unterscheiden: Dusei jedoch erkannten schon die Absicht .
    Er schauderte, stolperte auf das Dus zu und fand die zweite Klinge in dessen Schulter steckend – tödlich für einen Menschen, nicht ernst für die dicken Muskeln eines Dus. Er zitterte am ganzen Körper... der Schock, dachte er; er mußte weiter. Ein Kel'anth lag hier und ein ganzes Kel trieb sich in der Gegend herum...
    Er beugte sich über die niedergestreckte Gestalt, zitterte immer noch, streckte eine Hand aus, um nach Leben zu forschen, die Rechte an sich gedrückt. Da war noch Leben; aber der Kel'en hatte Dus-Gift in sich, und Sand bedeckte bereits die Säume seiner Gewänder. Duncan schnappte nach Luft, ging weg – fluchte und schüttelte den Kopf und kam wieder zurück, griff in die Gewänder und zog und zerrte die schlaffe Gestalt zu einem Stengelgewächs, ließ

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