Kutath die sterbende Sonne
so oft aufgestanden waren; und er war steif, um so mehr, als die großen Tiere sich an ihn gedrückt und gelehnt hatten; instinktiv, vermutete er, um seinen kalten Leib mit ihrer Fieberwärme zu erfüllen. Sie gingen ständig im Kreis um ihn herum, schnaubten und niesten feucht, um ihre Nasen zu reinigen. Duncan zitterte und schlang die Arme um sich, denn der kalte Wind drohte ihm die Wärme wieder zu stehlen, die er gesammelt hatte.
Es war Zeit, weiterzugehen. Ängstlichkeit überkam ihn, als er feststellte, daß er durch die vorhanggleichen Windböen hindurch den Horizont erkennen konnte; wenn er sehen konnte, dann konnten es auch andere, und er hatte sich zu lange aufgehalten. Schon in der Nacht hätte er sich wieder auf den Weg machen sollen, als der Sand nicht mehr so dicht geweht hatte; er hätte das bemerken sollen – stattdessen hatte er sich zum Schlafen niedergelegt.
Dummheit , hatte ihm sein Mri-Bruder zu anderen Gelegenheiten gewöhnlich gesagt, ist kein ehrenvoller Tod.
»Hai«, brummte er den Dusei zu, sammelte seinen Tornister auf, zog ihn sich über und ging los, was einen Protest sämtlicher Muskeln seines Körpers nach sich zog – beeilte sich, so sehr er nur konnte.
Er nahm noch etwas von der Trockennahrung, zusammen mit einem letzten Biß vom Stengel – und das war sein Frühstück, um den nagenden Hunger zu beruhigen. Die Dusei versuchten, ihm ihren Anteil abzuschmeicheln, und er gab seinem eigenen Tier etwas; als er jedoch auch den anderen etwas anbot, äußerte seines ein Knurren, das Ärger ankündigte.
Sofort schleuderte er die Handvoll weit weg, und die beiden fremden Dusei blieben stehen und knurrten selbst drohend, ließen sich durch das Marschtempo der anderen zurückfallen. Nach einem Moment senkten sie die Köpfe und fraßen die Nahrung, und die Sandvorhänge fingen an, sie abzuschirmen. Die Sturmnacht war vorüber, der Waffenstillstand gebrochen. Duncans Herz schlug immer noch rasch von dem nahen Ruf, der Unverständlichkeit seines Dus, in der es einen Streit beginnen wollte, während er etwas in der Hand hielt, das die anderen haben wollten. Er blickte zurück; eines von ihnen erhob sich wie ein hochtürmender Schatten auf die Hinterbeine, bedrohte sie im Rücken; aber sein Tier schnaubte vor Abscheu und trottete weiter, ging offenkundig über die Drohung hinweg. Es war nur in dem Sinne zahm, daß es bei ihm bleiben wollte, was die Dusei bei den Mri auf Kesrith zweitausend Jahre lang gemacht hatten, als sie aus den heimischen Hügeln gekommen waren und ausschließlich die Kel-Kaste für lebenslange Bindung ausgesucht hatten; nicht einmal die Mri wußten, warum. Kath'ein hatten keinen Bedarf, und der Geist der Sen'ein war zu komplex und zu kalt für den Geschmack der Dusei: so sagten die Mri. Aber aus irgendeinem irren Grund hatte dieses Tier einen Menschen erwählt – vielleicht, weil das die einzig mögliche Entscheidung gewesen war nach dem Untergang der Mri auf Kesrith.
Er dachte mit Schrecken daran, daß es ihn eines Tages verlassen könnte zugunsten der Rasse, die es bevorzugte; um die Wahrheit zu sagen, würde diese Trennung schmerzlicher sein, als erträglich war; und einsam würde er danach sein, unglaublich einsam. Er vermutete, daß er das Tier mit einer krüppelhaften Not brauchte, die kein Kel'en der Mri jemals haben würde. Und vielleicht wußte das Dus darüber Bescheid.
Er fuhr mit der Hand über den Rücken des Tieres, blickte über die Schulter zurück. Die anderen beiden waren nur noch fast verblaßte Schatten. Vielleicht würden sie sich andere Kel'ein aussuchen... nicht die Kel'ein, die ihn gerade verfolgten, hoffte er; das war ein schrecklicher Gedanke.
Sein Dus knurrte vor Behagen, blies gelegentlich in den Sand, watschelte mit derselben Geschwindigkeit dahin wie er, wandte das Gesicht so weit es ging vom Wind ab. Mit der Zeit erstarb jedoch dieser Behagenslaut, und etwas anderes tauchte in der Stimmung des Tieres auf, eine kribbelnde Furchtsamkeit.
Duncans Haut zog sich zwischen den Schulterblättern zusammen. Er blickte zurück, hielt Ausschau nach Schatten im bernsteinfarbenen Dunst hustete, war für einen Moment blind.
Auch das Dus war stehengeblieben und begann mit dem Weben des Schrittmusters, das den Schutzimpuls begleitete, vor und zurück, vor und zurück zwischen Duncan und irgendeiner Gegenwart in geringer Entfernung.
»Still!« befahl er, sank auf die Knie, schlang die Arme um den Tiernacken, lenkte es ab, denn ein entschlossener
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