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Kutath die sterbende Sonne

Titel: Kutath die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J.Cherryh
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Verfolger konnte diesen Impuls nutzen, um sie ausfindig zu machen.
    Ein Mri auf der Verfolgung vermochte das sehr wohl zu tun.
    Der Impuls und das webende Schreiten hörten auf; das Tier stand reglos und zitternd an ihn gelehnt, und er rappelte sich auf und hieß es sich wieder in Bewegung setzen, dem Wind entgegen, in den Windstößen mit Unterbrechungen blind und mit der Verstörtheit des Tieres, die wie eine Urangst an seinen Nerven sägte.
    Das Land gestattete keine Fehler. An diesem Morgen hatte er aus Schwäche einen begangen.
    Umdrehen, dachte er, sich den Verfolgern stellen, sie bitten, ihn mit einer Botschaft ziehen zu lassen, die über Leben oder Tod für alle Mri entschied?
    Ein Blick auf sein Gehabe und seine Waffen und seine menschenbraunen Augen – würde reichen. Mri – das bedeutete Volk ; Außenseiter und höhere Tiere waren Tsi'mri – Nichtvolk . Er und das Dus waren in ihren Augen gleich; so war es im Hal'ari angelegt, und keine Logik konnte argumentieren, ohne über Worte zu verfügen.
    Es war ein Fremder hinter ihm, niemand von dem Stamm, den er kannte; wenn das der Fall gewesen wäre, hätten sie sich ihm schon lange gezeigt. Mehr als nur Neugier spielte eine Rolle, wenn die Verfolgung nach dem Sturm weitergeführt wurde. Dessen war er sich jetzt sicher; er empfand eine tiefe Gewiß- heit, daß er ernste Schwierigkeiten hatte.
    Kel'ein wanderten allein nicht weit, nicht freiwillig.
    Es gab hier irgendwo einen Stamm und ein Kel, das sich darangemacht hatte, einem Eindringling nachzuspüren.
    * * *
    Hlil blieb stehen, vor sich den sandverschleierten Schatten der Stadt, sank an der windzugewandten Seite einer niedrigen Düne auf die Fersen und ließ den Blick über die veränderten Umrisse der Ruinen schweifen, die die Tsi'mri hinterlassen hatten.
    An-ehon. Seine Stadt. Er hatte niemals in ihr gelebt; aber sie war sein als Erbe. Er war hierher gekommen auf den Reisen, die dem Amtsantritt einer neuen She'pan begleiteten, als er noch sehr jung gewesen war. Er hatte zwischen Wänden dagesessen, während das Sen sich im Heiligen eingeschlossen hatte und die Mutter Kenntnis der letzten Geheimnisse errang, die sie wissen mußte, die in den kostbaren Aufzeichnungen der Stadt enthalten waren.
    Das würde es nicht mehr geben. Sie war vorbei, die hunderttausendjährige Geschichte dieses Ortes – hatte ihr Ende gefunden, vor seinem Angesicht, in einem Augenblick. Er hatte gesehen, wie die Türme einstürzten, wie Kameraden rechts und links von ihm fielen, und für den Rest seines Lebens würde er diesen Alptraum bei sich tragen.
    Was er jetzt zu tun hatte – war mehr, als nur die Zelte wieder zu besorgen, die Dinge, die nur das Leben betrafen. Es ging um die Wiederbeschaffung des Heiligen, und das... das erfüllte ihn mit Furcht. Die fremde She'pan hatte ihre Hände auf ihn gelegt und ihm die Vollmacht erteilt, alles in die Hand zu nehmen, was notwendig war; vielleicht besaß sie das Recht, das zu tun. Nicht einmal dessen war er sich noch sicher. An-ehon war zerstört und mit ihr die Mittel, um She'panei auszubilden, und sie mußten dieser Fremden vertrauen, die beanspruchte, die Kenntnis der großen Geheimnisse in sich zu tragen. Sie war alles, was sie hatten, für immer – außer dem, was hier ruhte.
    Merai , hatte er mehr als einmal auf seiner Wanderung gedacht, als sich sogar die Elemente gegen sie wandten, Merai, o Götter, was sollte ich tun? Und jetzt tat er es wieder, zusammen mit dem Gedanken an die vor ihm liegende Stadt, an den Stamm – Götter, an den Stamm, eingepfercht in jenem engen Einschnitt und zwischen den wandernden Sandmassen. In seinem Geist hatte er eine Vision, wie sie darin von den Sandstürzen überwältigt wurden, oder von dem den Einschnitt hinabführenden Sandrutsch, wenn die Schwerkraft sie in einem pulverigen Rutsch hinab ins Becken trug, Tausende von Metern, ein Sturz, der seinem Magen Erwägungen aufnötigte.
    Als der Sturm anfing, hatte er fünf Handvoll Kel'ein zurückgeschickt, um zu helfen, wenn es ging. Soweit hatte er sich gegen die Pläne der She'pan gewandt und seine Streitmacht geteilt. Vielleicht würde sie ihm vergeben; vielleicht würde sie fluchen, ihn verdammen, wegen Ungehorsam aus dem Stamm ausstoßen. Das wäre angemessen genug, wenn nur der Rest der Kinder gerettet wurde – dachte er, und Tränen entsprangen in seiner Kehle. Es gab den Gehorsam gegenüber Befehlen, und es gab gesunden Verstand; und die Götter waren Zeugen, daß er versuchte, das

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