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Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter.

Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter.

Titel: Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem , Daniel E. Mroz
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man ihn betrogen hatte, und als ihm schließlich dämmerte, daß er es die ganze Zeit mit dem listigen Klapauzius zu tun gehabt und daß es niemals einen reichen Ausländer gegeben hatte, da hallten die feuchten Wände seines Kerkers von finsteren Flüchen und schrecklichen Verwünschungen wider – doch das waren leere Drohungen ohne den kostbaren Apparat. Klapauzius hatte zwar vorübergehend seinen ihm wohlvertrauten Körper verloren, war dafür aber in den Besitz des Persönlichkeitstransformators gelangt. Er zog also seine Paradeuniform an und marschierte geradewegs zum königlichen Palast.
    Der König schlafe noch immer fest, wurde ihm gesagt, aber Klapauzius erklärte in seiner Eigenschaft als Polizeikommandant, er müsse den König dringend sprechen, wenigstens für eine Minute, es ginge um eine Sache von äußerster Wichtigkeit, von der Wohl und Wehe des ganzen Reiches abhingen; daraufhin gaben die zu Tode erschreckten Höflinge nach und führten ihn ins königliche Schlafgemach. Wohlvertraut mit den Gewohnheiten und besonderen Eigenschaften seines Freundes, fuhr Klapauzius mit den Fingerspitzen kurz über Trurls Fußsohle; Trurl fuhr hoch und kam augenblicklich zu sich, er war nämlich über alle Maßen kitzlig. Er rieb sich die Augen und starrte voller Staunen auf den fremden Riesen in Polizeiuniform, der Riese aber beugte sich vor, steckte den Kopf unter den Baldachin des Bettes und flüsterte: »Trurl, ich bins, dein Klapauzius! Ich mußte in die Gestalt des Polizeikommandanten schlüpfen, denn sonst wäre ich niemals bis zu dir vorgedrungen. Den Apparat habe ich auch, er ist hier in meiner Tasche …«
    Trurl wußte sich vor Freude kaum zu fassen, als Klapauzius ihm von seiner List erzählte, er sprang mit einem Satz aus seinem königlichen Bett und erklärte den Höflingen, er habe sich glänzend erholt. Nachdem man ihn in seinen Purpurmantel gekleidet hatte, saß er majestätisch mit Zepter und Reichsapfel da und erteilte eine Unmenge Befehle. Zunächst ordnete er an, ihm aus dem Krankenhaus seinen eigenen Körper mit dem Bein zu bringen, das der unvorsichtige Balerion auf der Treppe zum Hafen verstaucht hatte. Als das geschehen war, gab er seinen Leibärzten strikte Order, diesem Patienten die denkbar beste Pflege und Fürsorge angedeihen zu lassen. Nach einer kurzen Konferenz mit seinem Polizeikommandanten, d. h. mit Klapauzius, faßte Trurl den Entschluß, das Gleichgewicht der Dinge sowie die alte Ordnung wiederherzustellen.
    Was keineswegs einfach war, weil sich die ganze Geschichte maßlos kompliziert hatte. Wenngleich die Konstrukteure nicht die Absicht hegten, alle verschleppten Seelen wieder ihren früheren Körpern zurückzugeben, so hatten sie doch den dringenden Wunsch, daß Trurl möglichst schnell wieder Trurl wurde und Klapauzius Klapauzius, in ihrem eigenen Fleisch und Blut, versteht sich. Zunächst befahl Trurl, den gefangenen Balerion, der ja noch den Körper von Klapauzius bewohnte, aus dem Kerker zu holen und vor sein erhabenes Angesicht zu bringen. Der erste Persönlichkeitstransfer ging glatt vonstatten, Klapauzius war wieder er selbst, und Balerion, der jetzt wieder im Körper des Exkommandanten der Hafenpolizei steckte, mußte strammstehen und eine geharnischte Gardinenpredigt über sich ergehen lassen, wonach er in die königlichen Kasematten geworfen wurde. Die offizielle Begründung für diesen Akt lautete, er habe beim Lösen eines simplen Rebusrätsels völlig versagt. Am nächsten Morgen war Trurls Körper soweit genesen, daß man einen Transfer wagen konnte. Es blieb nur ein Problem: Es wäre verantwortungslos gewesen, das Land zu verlassen, ohne die Frage der Thronfolge vernünftig zu regeln. Balerion aus seiner hafenpolizeilichen Hülle zu befreien und ihn erneut an die Spitze des Staates zu stellen, hielten die Freunde für völlig undenkbar. Daher entschieden sie sich für folgende Lösung: Unter dem Siegel der strengsten Verschwiegenheit weihten sie den rechtschaffenen Seemann, der in Trurls Körper gefangen war, in ihr Geheimnis ein, und als sie sahen, wieviel praktische Vernunft in dieser einfachen Seele steckte, erachteten sie ihn eines Herrschers durchaus für würdig; nach dem Transfer wurde Trurl wieder er selbst, der Seemann aber wurde König. Zuvor jedoch hatte Klapauzius befohlen, eine große Kuckucksuhr in den Palast zu bringen, die er bei seinen Streifzügen durch die Stadt in einem nahegelegenen Antiquitätengeschäft gesehen hatte; dann wurde der

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