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Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter.

Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter.

Titel: Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem , Daniel E. Mroz
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Verstand Balerions in den kleinen Kuckuck transferiert, während der Verstand der Uhr den mächtigen Schädel des Polizeikommandanten ausfüllte. So war der Gerechtigkeit genüge getan, denn der König mußte von nun an Tag und Nacht fleißig arbeiten und jede volle Stunde mit einem pflichtbewußten »Kuckuck« ankündigen, wozu er in den entsprechenden Momenten durch die scharfen kleinen Zähne des Uhrwerks gezwungen wurde; so sollte er an der Wand des Thronsaals hängend bis ans Ende seiner Tage büßen, zum einen für seine unbesonnenen und leichtsinnigen Spiele, zum anderen, weil er Leib und Leben der berühmten Konstrukteure durch seine allzu häufigen Transfers in Gefahr gebracht hatte. Was den Polizeikommandanten angeht, so nahm er seinen früheren Dienst wieder auf und erfüllte all seine Pflichten tadellos, womit er bewies, daß ein Kuckucksverstand für diesen Posten völlig ausreichend war.
    Die beiden Freunde verabschiedeten sich nun endgültig von dem gekrönten Seemann, sammelten ihre in der Herberge zurückgelassenen Habseligkeiten zusammen, schüttelten den Staub des wenig gastfreundlichen Königreichs von den Füßen und setzten ihre Reise fort. Erwähnenswert ist lediglich, daß Trurls letzte Amtshandlung als König darin bestanden hatte, die Königliche Schatzkammer zu besuchen und das Krönungsdiadem der Kymbroniden-Dynastie an sich zu nehmen, eine Belohnung, die er sich als Entdecker des besten Verstecks auf der ganzen Welt redlich verdient hatte.
     
     
     
    Die Reise Fünf A oder Wie man den berühmten Konstrukteur Trurl konsultierte
     
     
    Nicht weit von hier, unter einer weißen Sonne, hinter einem grünen Stern, lebten die Stahlagmiten, etwas abgeschieden, doch glücklich und zufrieden mit ihrem Los hienieden, denn sie fürchteten nichts auf der Welt: weder traditionelle Normen noch kühne Reformen, weder helle Nächte noch finstere Mächte, weder Materie noch Antimaterie, denn sie hatten eine Maschine, einen Traum von einer Maschine, mit Spannfedern und Zahnrädern und über alle Maßen vollkommen; und sie lebten in ihr und auf ihr, unter ihr und über ihr, denn außer ihr besaßen sie nichts – sie hatten einfach all ihre Atome in einen großen Korb gesammelt und dann fein säuberlich zusammengebaut, und wenn eines nicht recht passen wollte, dann schnitten sie ein Stückchen ab – und alles war in bester Ordnung. Jeder Stahlagmit hatte sein eigenes Steckdöschen und einen dazu passenden winzigen Stecker, und jeder tat das Seinige, das heißt – was er wollte. Weder herrschten sie über die Maschine noch die Maschine über sie, man half sich gegenseitig, das war alles. Die einen waren Mechaniker, die anderen Mechanisten und wieder andere Mechanizisten, doch alle zeichneten sich durch eine ausgesprochen mechanische Mentalität aus. Langeweile kannten sie nicht, denn längst beherrschten sie das Licht, und es stand ganz in ihrer Macht, ob gerade Tag war oder Nacht; und so schufen sie eine partielle oder totale Sonnenfinsternis, wenn es ihnen zu hell war, doch dies nicht allzu oft, damit sie dessen nicht überdrüssig wurden.
    Eines Tages flog ein Komet zur weißen Sonne hinter dem grünen Stern, d. h. es war eigentlich eine Kometin, denn sie war weiblicher Natur, von wahrhaft höllischer Statur, Feuer und Schwefel spuckend, mit vier Schweifen zuckend, riesig, bedrohlich atomar, und zudem roch sie sonderbar, nach bitteren Mandeln, nach Zyan, schon setzte sie zur Landung an. »Zuerst«, sagte sie, »werde ich euch mit feurigen Flammen verschlingen, und dann werden wir weitersehen.«
    Die Stahlagmiten schauen: Der halbe Himmel in Rauch gehüllt, die Luft von brennender Hitze erfüllt, Neutronen und Mesonen, es schießt wie aus Kanonen, jetzt setzt sie Laser und Maser ein, die Sterne erzittern im Feuerschein. »Bald seid ihr alle tot, ich fresse euch zum Abendbrot!« Sie aber antworten: »Hier muß ein Irrtum vorliegen, wir sind die Stahlagmiten, wir fürchten nichts auf der Welt, weder traditionelle Normen noch kühne Reformen, weder helle Nächte noch finstere Mächte, denn wir haben eine Maschine, einen Traum von einer Maschine, mit Spannfedern und Zahnrädern und vollkommen in jeder Beziehung, also geh lieber deines Weges, Kometin, sonst wirst du es noch bereuen!«
    Sie aber war bereits heulend und zischend über den ganzen Himmel hergefallen, und ihr Gluthauch richtete solche Verwüstungen an, daß der Mond der Stahlagmiten zusammenschrumpfte, versengt von einem Horn bis zum anderen,

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