L wie Liquidator
beiden homo mactator hätte mir selbst Jonas’ Vibrobrotmesser gute Dienste geleistet.
Die erste Explosion hallte dumpf im Korridor wider, und meine Reflexe besorgten das Übrige. Als die zweite Bombe explodierte, befand ich mich schon jenseits der Panzertür, um mich auf das erste sich bietende Ziel zu stürzen: ich sah in der Staubwolke den Körper von Gelb – oder war es Rot? –, der sich vor dem leeren Fensterrahmen abzeichnete und die Arme vor das Gesicht gehoben hatte. Ich sprang. Meine Sohlen prallten auf sein Brustbein auf, zerschmetterten es und wahrscheinlich einige Rippen, und schleuderten ihn in dem Augenblick zurück, in dem die dritte Ladung explodierte. Ich kugelte infolge des Rückstoßes über den Boden, hörte das scharfe Zischen eines Lasers und rollte mich hinter einen niedrigen Marmortisch, der das inzwischen zertrümmerte Zimmer zierte. Ich erblickte kurz den mit weißem Staub bedeckten Bertil, der blind in meine Richtung feuerte und dabei Löcher in die wertvollen Marmorgegenstände brannte. Die vierte Explosion gab mir die Möglichkeit, mir einen langen Glassplitter zu angeln und ihn nach Bertil zu schleudern.
Ich trug eine tiefe Brandwunde am Handgelenk davon, hörte aber, daß der Laser das Feuer einstellte; ich beugte mich vor und sah, daß die Pistole auf dem Boden lag und daß Bertil sich die Hände vors Gesicht hielt. Der Glassplitter mußte ihn ins Auge getroffen haben, denn zwischen seinen Fingern quoll nicht nur Blut hervor.
Mit einem Sprung war ich beim Laser und beendete Bertils Leiden ein für allemal, indem ich seinen Kopf einäscherte. Gleichzeitig suchte mein Blick aber schon den zweiten homo mactator, Rot – oder Gelb? –, der sich noch nicht gezeigt hatte. In dem Zimmer, aus dem Bertil mit dem Laser gekommen war, herrschte Stille, und genau das irritierte mich. Mit dem Laser im Anschlag schlich ich durch die Wohnung. Im letzten Zimmer fand ich, was ich suchte.
Rot – er war es wirklich – lag auf einem Bett, das in jeder Beziehung zu klein für ihn war, und Lyvia befand sich auf der anderen Seite des Zimmers; sie lag nackt in einer Blutlache. Ich hatte schon zu viele Tote gesehen, um Zweifel oder Hoffnung zu hegen, deshalb konzentrierte ich mich auf den Humanoiden. Seine Brust hob sich leicht, die herabhängenden Hände zitterten – er war also noch am Leben; die beiden kleinen Löcher auf der rechten Wange, die von einem grünlichen Kreis umgeben waren, bewiesen jedoch, daß Tito heldenhaft gekämpft hatte und daß Madame Nigrittes Schule es wirklich verstand, Insektoide auszubilden. Es war ein Wunder, daß Rot noch am Leben war … ich beendete das Wunder jedoch rasch mit meinem Laser.
Dann entspannte ich meine verkrampften Muskeln und warf einen letzten Blick auf Lyvia. Beinahe wäre es auch mein letzter Fehler gewesen.
Ein Arm aus hochwertigem Edelstahl umklammerte meinen Hals wie ein Schraubstock und eine Hand, die zweifellos aus dem gleichen Walzwerk stammte, hielt den Arm mit der Waffe fest. Ich hatte gerade noch Zeit, die Halsmuskeln anzuspannen, bevor meine Halswirbel den Geist aufgaben.
»Terrestrisches Schwein!« röchelte eine rauhe, keuchende Stimme in mein rechtes Ohr. »Du hast den Chef und meine Kollegen umgelegt … aber jetzt bist du dran!«
Ich feuerte den Laser auf den Fußboden ab, was mir nichts nützte, denn die Füße von Gelb befanden sich offensichtlich außerhalb des Schußfeldes. Der Druck auf meinen Hals verstärkte sich, und ich begriff, daß ich nicht mehr lange durchhalten würde. Ich riß den freien Arm in die Höhe und stieß den Ellbogen mit aller Kraft nach hinten. Ich hatte anscheinend richtig gezielt, denn der Ellbogen traf einen bereits beschädigten Teil des Brustkorbs von Gelb, an meinem Ohr ertönte betäubendes Gebrüll und ein Speichelstrom rann an meinem Hals hinunter. Einen Augenblick lang ließ die Umklammerung meines rechten Armes nach, ich befreite meine Hand, zielte und schoß mit einer einzigen Bewegung genau hinter mein Ohr.
Es stank penetrant, und das Gebrüll verwandelte sich in ein beinahe obszönes Gurgeln. Dann lockerte sich auch der Druck um meinen Hals und der Körper von Gelb glitt auf den Fußboden.
Ich schaffte es, Sauerstoff in meine Lungen zu bekommen und meinen Hals zu bewegen. Mein erster Gedanke war: Wie lange hat diese Hölle gedauert? Mein gut trainiertes Gehirn beantwortete mir die Frage sofort und versicherte mir, daß es sich um insgesamt höchstens fünfzehn Sekunden gehandelt hatte. Ich
Weitere Kostenlose Bücher