L wie Liquidator
Doppelagenten, die im faszinierenden, ewigen Spiel der Spionage mitmischten. Wie meine Paizon-Meister hörte ich nur in ihrer Sprache auf den Namen Ontos, der Spieler bedeutet, und der genügte, um meine Position auf dem Schachbrett zu bezeichnen. Zwei Geister in einem, zwei Personen in einer. Aber nur ein Geist und nur eine Person wußten von der Existenz der zweiten.
»Ich bin fertig, mein Herr. Darf ich Ihnen eine Tasse Tee bringen?«
Ich riß mich mit einem Ruck aus dem Dämmerzustand, in den ich versunken war, und nickte zerstreut. Dann rieb ich mir die Hände und stützte das Kinn auf sie auf: die Massage war sehr wirkungsvoll und half mir manchmal, gewisse Dinge zu vergessen, zu denen mich mein Beruf zwang. Lyvia konnte jetzt ohnehin niemand mehr helfen.
Während sich die Fluggefährtin erhob, um alles Notwendige aus dem Fach über meinem Kopf zu holen, bewunderte ich ihre Hüften unter dem leichten Gewebe, das wie ein alter Kimono verarbeitet war. Die Semi-Geishas waren bei solchen Gelegenheiten vollkommene Gefährtinnen; es war wirklich ein Jammer, daß sie außerhalb der engen Wände der Linien-Raumschiffe keine Einladungen annahmen …
Originaltitel: »L come Liquidatore«
Copyright © 1985 by Gianni Montanari
Aus dem Italienischen übersetzt von Hilde Linnert
Eric Vinicoff & Marcia Martin
Ein dauerhaft legiertes Leben
Das Büro war fast so groß wie eine Halle, und auf dem Boden lagen dicke und grasgrüne Teppiche. Die Möbel bestanden aus Teakholz und Darfir. Die Wände waren unterteilt in einzelne polychrome Platten, die in mehrfarbigem Glanz funkelten, und durch einzelne Oberlichter hatte man einen Ausblick auf den sternenbesetzten Nachthimmel. Da und dort gab es großflächige Bildfenster, die aus dem zwanzigsten Jahrhundert stammende Szenarien der Aktivität von Terrabasis zeigten. Die Leuchtplatten erfüllten das hohe Zimmer mit einem diffusen und bernsteinfarbenen Licht, das keinen Platz für Schattenzonen ließ. Gedämpfte Musik erklang aus verborgenen Lautsprechern und schuf zusammen mit der Ausstattung des Raumes eine entspannende Atmosphäre, die der Reporterin in dem Augenblick auffiel, als sie eintrat.
»Admiral?« fragte sie leise.
Der Mann saß hinter dem Schreibtisch und rührte sich nicht. Die Beleuchtung war so matt, daß die Reporterin nicht wußte, ob er sie ansah oder seinen Blick auf eine der Kristallplatten gerichtet hatte.
»Ihre Sekretärin war nicht zugegen, Admiral«, fügte die Besucherin sanft hinzu – es erschien ihr nahezu undenkbar, an diesem Ort die Stimme zu heben, »und deshalb bin ich einfach eingetreten. Ich entnahm Ihrer Nachricht, daß Sie etwas Interessantes für mich haben.«
»Ist Ihr Recorder vorbereitet?« fragte der Admiral. Er sprach langsam und betont.
»Ja, alles klar. Nur noch einen Augenblick bitte.« Die Reporterin fuhr das Stativ des massigen Gerätes aus und betätigte mehrere Tasten. »Jetzt können wir«, sagte sie dann.
Der Admiral flüsterte einige Worte, die die Reporterin nicht verstand, und anschließend sagte er: »Ich habe in der Tat etwas Interessantes für Sie. Ich bin müde – der Entscheidungen überdrüssig, die in diesem Büro getroffen werden müssen. Ratsmitglied Becker gab gestern abend meinem Pensionierungsgesuch statt. Morgen früh wird mein Rücktritt bei einer offiziellen Pressekonferenz bekanntgegeben.«
Die Reporterin spürte eine gewisse Aufregung – wie immer, wenn sie fühlte, Zeugin eines geschichtlichen Ereignisses zu werden. Der Admiral galt längst als eine Institution. Neununddreißig Jahre lang hatte er die Geschichte Terras während einer dauernden Aufeinanderfolge schrecklicher Kriege, bedrohlicher Konflikte und immer neuer Überfälle von Sternenpiraten in der feindlichen Schwärze des Alls gelenkt. Neununddreißig Jahre lang hatte er Regierungskrisen überlebt und diverse Haushaltskürzungen, Untersuchungen des Weltsenats und sechs Mordanschläge überstanden. Neununddreißig Jahre lang hatte er gekämpft, sich in Geduld gefaßt und selbst persönliche Opfer gebracht, um die TOW stark zu machen und eine neuerliche Manifestation all der Schrecken zu verhüten, die er so gut kannte.
Und jetzt fand das alles ein Ende.
Die Reporterin kniff argwöhnisch die Augen zusammen. »Warum unterrichten Sie mich schon jetzt davon?« fragte sie. »Es steckt mehr dahinter, nicht wahr?«
»Sie sind sehr aufmerksam. Ja, es gibt noch mehr. Noch einen anderen interessanten Aspekt, wenn Sie so wollen, eine
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