Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
Vom Netzwerk:
Planetologie und Psychologie. Ein Buch lag auf dem Schreibtisch – eine Märchensammlung. Mit einer Karte war die Geschichte des Rattenfängers von Hameln eingemerkt. Schmunzelnd begann sie zu lesen, doch dann bemerkte sie, daß auf der Rückseite des Lesezeichens ein Hologramm abgebildet war. Was stellte das bloß dar? Sie hielt das Bild nahe an den Leuchtboden und betrachtete es mit gerunzelter Stirn. Das Ding sah aus wie ein mißgestalteter Tümmler. Nein … eher wie eine riesige Nacktschnecke, bedeckt mit graugrünen, gefiederten Schuppen. An einem Ende stülpten sich drei Tentakel aus; zwei davon endeten in Dreifachklauen, das dritte in einem Büschel kleinerer Tentakel. Darunter gähnte ein Maul mit scharfen Fängen. Überall auf dem langgestreckten Leib waren Augen verteilt, geschliffene Opale, deren Facetten durch die Federschuppen schimmerten.
    Opale? Facetten? Cimela spürte ein Kribbeln am Haaransatz.
    Sie legte das Märchenbuch achtlos beiseite und begann die Papierstapel auf dem Schreibtisch zu durchwühlen. Das, wonach sie gesucht hatte, kam unweit der Stelle zum Vorschein, wo sie das Buch entdeckt hatte – eine Reihe von Holos, dazu ein ausführlicher Bericht. Cimela studierte jede einzelne Aufnahme und nahm dann den Report in die Hand. Ihr Zorn wuchs mit jeder Zeile, die sie las. Dieser verlogene Bastard!
    »Was machst du da, Cimela?«
    Sie knallte den Bericht auf die Schreibtischplatte und wirbelte herum. »Du hinterhältiger Dreckskerl! Goldgefiederte Geschöpfe von einer fremden Welt! Lediglich die Augen dieser Monster weisen eine schwache Ähnlichkeit mit den gefälschten Holos auf!«
    Er setzte sich auf. »Stimmt.«
    Am liebsten hätte sie ihm das Gesicht zerkratzt. Sie ballte mühsam die Hände zu Fäusten. »Du hast aus meinem Sternenwanderer eine einzige Lüge gemacht!«
    Ashendene zog die Stirn kraus. »Nur der Videostreifen ist … ungenau.«
    »Nur!« Er zog ihre künstlerische Aussage in den Dreck und sagte nur? »Du …« Ihr fiel kein passendes Schimpfwort ein. »Weshalb hast du das getan?«
    Die Mondstaub-Augen betrachteten sie ernst. »Weil ich unbedingt erreichen will, daß die Menschen zu den Sternen aufbrechen. Und sie werden es nicht tun, wenn sie den Eindruck gewinnen, daß die Sterne von geifernden Nacktschnecken bewohnt sind.«
    Wütend ging Cimela auf und ab. »Das … das ist absurd!« sagte sie und warf den Kopf nach hinten. »Nicht einmal das Alter des Schiffswracks stimmt! Drei Millionen Jahre steht in dem Bericht. Und die fremden Wesen atmeten Chlorgas! Vielleicht sind sie längst ausgestorben. Und wenn nicht, so haben wir kaum eine Chance, Kontakt oder gar Handelsbeziehungen zu ihnen aufzunehmen. Es ist also im Grunde völlig egal, ob sie da draußen existieren oder nicht.«
    Er stapelte einen Berg von Kissen auf und lehnte sich zurück. »Die meisten Menschen werden anderer Ansicht sein. Sie glauben nur das, was sie sehen – und du und ich, wir wissen am besten, wie sehr der äußere Schein sie in der Beurteilung einer Person oder einer Sache beeinflußt.«
    Cimelas Zorn verebbte. Sie biß sich auf die Lippe. Und ob sie das wußte! Sie seufzte. »Warum mußtest du dann die Aliens überhaupt ins Spiel bringen? Konntest du nicht sagen, du hättest den Sternenantrieb erfunden?«
    Er verzog spöttisch die Mundwinkel. »Denkst du im Ernst, daß ein neuer Antrieb ausreicht, um den Sternentraum wiederzuerwecken? Niemals! Man hätte mir die Leere des Alls und die Unwirtschaftlichkeit des Unternehmens vorgehalten. Nur wenige Entdecker stoßen in eine unbekannte Wildnis vor, weil sie neugierig sind, was sich dort befindet. Die meisten brauchen einen Vorwand – Bevölkerungsdruck, militärische Vorteile, Handel. Habgier ist wohl das zwingendste Motiv. Die Aussicht auf Profit verführt die Menschen zu Vorhaben, von denen sie im Normalfall nicht einmal zu träumen wagen.«
    Cimela setzte sich ans Fußende des großen Betts und schlang die Arme um ihre Knie. »Also hast du die Außerirdischen mit einem schönen Schein ausgestattet und mich dazu mißbraucht, deinen Gästen die Lüge schmackhaft zu machen«, sagte sie bitter.
    »Mir blieb keine andere Wahl.«
    »Du hättest mich in deine Pläne einweihen und um Mithilfe bitten können!«
    »Nachdem du die Worte all derer nachgeplappert hattest, die lieber daheim hocken und nichts von Sternenträumen hören wollen?«
    Das schmerzte, aber sie begriff sein Argument. »Was geschieht, wenn sie die Wahrheit erfahren?«
    Zu ihrer

Weitere Kostenlose Bücher