L wie Liquidator
diesen Planeten in die Luft. Eine hübsche kleine Flammenhölle, in der sich unser Demiurg wohl fühlen wird, falls er etwas für hohe Temperaturen – so um die zwanzig Millionen Grad – übrig hat.«
Clegg war der ideale Soldat.
»Und wenn sein Spiegel weit reicht?« sagte die Peddycarry. Clegg hob die Augenbrauen.
»So weit, daß wir heimkommen, und unseren Planeten als radioaktive Hölle vorfinden?«
»Dann haben wir ein Scheißpech gehabt«, sagte Clegg.
»Wenn es einen solchen Spiegel gibt, muß da drüben einer sein, der so ist wie Sie«, sagte ich. »Schießen Sie sich doch eine Kugel in den Schädel, dann haben Sie ihr Double drangekriegt.«
Nichts von alledem wurde ausgeführt. Clegg suchte tatsächlich um die Genehmigung an, den Planeten zu vernichten, bekam sie aber nicht. Natürlich erschoß er sich auch selbst nicht.
Wir gaben negative Berichte über die Probebohrungen ab und wurden Prospektoren auf anderen Planeten zugeteilt. Die Peddycarry sah ich auch nicht wieder, aber ich träume oft von ihr, wie sie zusammen mit ihrem Monsterdouble auf einem riesigen Wasserbett ein symmetrisches Ballett tanzt. Das ist die Freiheit, die wir uns in unseren Träumen nehmen können.
Copyright © 1987 by Kurt Bracharz
Pat Cadigan
Dein ist die Rache
Ich sagte zum Barkeeper, ich würde ihm ein saftiges Trinkgeld geben, wenn er mir was mixte, was giftig aussähe und noch giftiger röche. Er kreierte auf der Stelle die ›Silver Bombe‹ – Tonic Water mit einer Perlzwiebel, einer auf eine riesige, gebogene Polsterernadel gespießte Pimentbeere und einen Löffel voll von diesen winzigen, silbernen Kugeln, die man über die kleinen Sandkuchen streut. Den letzten Schliff gab ihr vom letzten Weihnachtsfest übriggebliebenes Lametta, um den Glasstiel geschlungen. Man sah sie nicht, man erblickte sie. Schauet, die Silver Bombe. Sie stank wie eine Schnapsleiche. Ich schob das Glas in Richtung Barkeeper. »Ich sagte, keinen Alkohol.«
»Ich habe nur eine Spur Alkohol über die Außenseite des Glases gewischt, Miz«, antwortete der Barkeeper und schob die Bombe wieder zurück. »Sie sagten, Sie hätten gerne etwas Aroma.«
»Ich rieche ihn aber auch im Glas.«
»Nur einen Hauch. Wegen des Aromas. Ich schwöre bei Gott; selbst ein Baby würde ihn nicht spüren.«
Da Gott für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung stand, entschloß ich mich, dem Barkeeper zu glauben. Er war ein magerer, blonder Junge, der aussah, als wüßte er noch nicht, wie man lügt. Während er mich blauäugig anschaute, nahm ich einen Schluck. Für einen Drink war es eine echte Bombe, aber ich wollte mich nicht beschweren. Immerhin konnte ich mich daran festhalten. »Gute Arbeit.«
Er strahlte. »Ich schwöre Ihnen, ich bin wirklich ein Genie, Miz. Wissen Sie, jeder Bestandteil des Drinks hat seine Bedeutung. Sehen Sie, da ist zunächst mal der Drink an sich; die Zwiebel steht für die Bombe, das Piment ist der Zünder – er leuchtet bereits! –, die Nadel bewirkt, daß Sie es wirklich fühlen, und die silbernen Kugeln stellen kleine Explosionen dar.«
Die Metaphysik des Trinkens – ich wußte gar nicht, daß überhaupt eine existiert. Vielleicht unterrichten sie das jetzt auf der Barkeeper-Schule, zusammen mit Mixologie. Seit der Jahrhundertwende habe ich des öfteren den Eindruck, als seien die Menschen noch eine Spur verrückter geworden. »Und was ist hiermit?« Ich schnipste mit dem Zeigefinger gegen das Lametta. »Was bedeutet das?«
»Das bedeutet Frohes Neues Jahr.«
Ich ließ die Tatsache unerwähnt, daß seit Neujahr bereits über drei Wochen vergangen waren. Er griff nach dem Schein, den ich über die Theke schob, aber ich zog meine Hand nicht zurück. Sein Lächeln verschwand. »Ich habe gerade geheiratet. Ich gehe weder mit Ihnen – noch mit sonst jemandem – nach Hause.«
Ich grinste. Das war also die wunderbare, befreite Zukunft, für die die Menschheit gekämpft hat; wo jeder entweder schon ein Sexobjekt ist, oder im Begriff, eins zu werden. »Alles, was ich von Ihnen möchte, ist, daß Sie unser kleines Arrangement vertraulich behandeln. Auch den anderen Barkeepern gegenüber. Wenn jemand Sie fragen sollte, das hier ist ein Wodka-Getränk.«
»Wie wär’s mit Gin?« schlug er vor, wobei er sichtlich strahlte.
»Egal.« Ich kann Gin nicht ausstehen, aber der Drink war seine Erfindung und nicht meine. Ich zog die Hand vom Schein zurück, und er ließ ihn in seiner flotten roten Papierweste
Weitere Kostenlose Bücher