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L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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und wäre fast an den Silberkugeln erstickt. »Ich bin fertig!« Er seufzte, nahm mein Glas, winkte jemandem, der ihm etwas zurief und stieß dabei mit dem anderen Barkeeper zusammen. Currin grinste mich an und schüttelte den Kopf. Ich lachte über nichts.
    »Sie haben eine Eroberung gemacht«, sagte der Mann neben mir, dabei streiften seine Lippen meine Ohren.
    Ich zog mich auffällig zurück. »Würden Sie bitte verschwinden?« Er starrte mich einen Augenblick lang an, dann drehte er sich um und tauchte in der Menschenmenge unter. Ich achtete darauf, daß Currin mitbekam, wie ich meine Handtasche nahm und sie auf den jetzt freien Stuhl legte. Verstehen flog über sein Gesicht, dann erschien der Barkeeper mit dem von mir spendierten Drink. Das Timing hätte nicht besser sein können. Ich senkte unschuldig meinen Blick und fischte aus meinem Ärmel einen großen Schein für den Barkeeper; ich wollte mich damit bei ihm für die Art und Weise erkenntlich zeigen, wie ich ihn während der Stoßzeit mit falschen Silver Bomben in Beschlag genommen hatte. Während ich den Schein unter den Fuß des Glases schob, schaute ich hoch, um Currin noch einmal zuzulächeln. Er war fort.

    »Gehört die Ihnen?«
    Ich drehte mich um. Currin hielt mir meine Handtasche vor die Nase, während er sich niederließ. Er hatte seine Jacke dabei.
    »Danke.« Ich legte die Tasche auf die Theke zurück, ohne sie weiter zu beachten.
    »Nein, ich habe Ihnen zu danken. Es kommt nicht oft vor, daß mir eine Lady einen Drink spendiert.« Eine dritte Silver Bombe erschien, die alte wurde ohne Kommentar weggeräumt, mit Geld und allem drum und dran. »Der ist von mir.«
    »Ich weiß es zu würdigen.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu sagen, was es ist?«
    »Eine Silver Bombe.« Ich stürzte rasch die Hälfte davon hinunter, um ihn von der Frage abzuhalten, ob er davon kosten dürfe.
    »Silver Bombe.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe nie viel von Mixgetränken gehalten. Ich mag meinen Whiskey schlicht und einfach. Wie heißen Sie?«
    »Lissa.« Das war gelogen. Lissa – das klang nach jemandem, der in einer Bar rumhängt, um Freundschaften zu schließen.
    »Ich heiße Jeremy.« Er lachte leicht. »Ich weiß, daß ich nicht gerade wie ein Jeremy aussehe, aber ich bin nun einmal mit diesem Namen geschlagen. Während Sie so aussehen wie Ihr Name.«
    Danke. »Wirklich?«
    »Ja, wirklich. Lissa. Das ist Ihr vollständiger Name, stimmt’s? Keine Abkürzung für Melissa oder so?«
    Warum nicht? Ich nickte.
    »Ich wußte es. Ich bin kein Namens-Experte – eigentlich mache ich in Daten –, aber einigen Leuten kann man nur spezielle Dinge darüber erzählen.« Er schaute sich um. »Es wäre nett, wenn wir unser Gespräch an einem der Tische fortsetzen könnten, aber sie scheinen alle besetzt zu sein.«
    Ich stand abrupt auf und tat so, als würde ich den Raum inspizieren. »Da in der Ecke.« Ich deutete mit vollem Glas in die entsprechende Richtung. »Die beiden dort sehen aus, als würden sie bald gehen.«
    »Wo?«
    »Folgen Sie mir!« Mit einer Bewegung schnappte ich meine Tasche und seinen Ärmel und eilte zielstrebig auf den von mir anvisierten Tisch zu. Die beiden Kerle, die dort saßen, tranken ihr Bier aus und standen gerade auf, als wir dort ankamen. Während sie die Stellung räumten, lächelte ich Currin zu und ließ mir von ihm in den Stuhl helfen.
    Eigentlich war er kein schlechter Kerl. Vielleicht etwas oberflächlich; aber niemand betritt eine Bar in der Hoffnung, dort einen Philosophen zu finden – Philosophen kaufen ihren Stoff in Flaschen und trinken ihn zu Hause. Currin war ziemlich schlagfertig, und unter anderen Umständen wäre es mir wahrscheinlich leicht gefallen, an seine Aufrichtigkeit zu glauben. Das war Karens Fehler gewesen. Ich grinste, als er einen Witz zum besten gab, den ich nicht ganz verstand, und er winkte der überlasteten Kellnerin, die für unseren Tisch zuständig war. Unsere Vorgänger waren damit beschäftigt, ihr etwas zu erklären, während sie in der Nähe meines früheren Platzes an der Bar standen.
    Als sie endlich zu uns kam, hatte Currin seinen Arm vom Rücken des Stuhles auf meinen Rücken fallen lassen. Er war lieb, wenn er high war, aber betrunken war er noch lieber. Er behielt zwar einen klaren Kopf, aber ich wage zu behaupten, daß seine Umwelt für ihn an Glanz gewann; besonders ich. Sein Lächeln wurde breiter, er lachte lauter und schien sich nicht darüber im klaren zu sein, wie betrunken

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