Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
L wie Liquidator

L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
Vom Netzwerk:
ins Wasser stürzen, und wir konnten ihn herausfischen, falls nicht die anderen Dinge unternahmen, die wir uns noch nicht vorstellen konnten. Sie starrten jedenfalls herüber, wie wir hinüber.
    Dann nahm der anvisierte Alien etwas wie ein kleines Rohr oder ähnlich und hielt es ungefähr dorthin, wo bei einem Menschen das Unterkiefer ist.
    Und unser Sergeant richtete seine Waffe gegen sich selbst und blies sich das Hirn aus dem Kopf, weil er mit einer winzigen Bewegung den Hebel von »Lähmung« auf »Volle Kraft« verschoben hatte.
    Trotz unseres atemlosen Schreckens sahen wir, daß der Alien drüben ins Wasser fiel.
    Die vier Soldaten begannen zu feuern, ehe wir Wissenschafter irgend etwas unternehmen konnten.
    Es war vollkommen verrückt: jeder traf seinen Gegner – bei dem technischen Stand unserer Waffen kein Wunder – aber irgendwie traf auch jeder Alien einen unserer Soldaten. Der Schußwechsel dauerte keine fünf Sekunden, und auf unserer Seite lagen fünf Tote, und drüben ebenfalls.
    »Jetzt weiß ich, was los ist«, sagte die Peddycarry tonlos. Bevor ich oder sonst jemand etwas antworten konnte, sprang sie in den Fluß und schwamm hinüber.
    Und die »Frau« drüben tat dasselbe.
    Sie trafen sich in der Mitte, unsere mutige Physikerin und das merkwürdige karikaturenhafte Monster. Sie umarmten sich. Ich dachte, ich sei verrückt geworden. Das Treffen zweier alter Freundinnen, die sich seit Jahren nicht mehr gesehen haben. Ein Ausbruch von Herzlichkeit in der Mitte eines schnurgeraden Flusses inmitten einer öden Savanne.
    Wir glotzten mit hervorquellenden Augen.
    Dann kam die Peddycarry zurückgeschwommen. Das Monster kehrte nicht zu seinem Ufer zurück, wie ich erwartet hatte, sondern trieb wie leblos flußabwärts.
    Wir halfen der Physikerin aus dem Wasser. Sie hatte eine sehr gute Figur, wie man in den nassen Kleidern sehen konnte. Es gibt keine Situation, in der ich so etwas nicht bemerken würde.
    »Es ist ein Spiegel«, sagte die Peddycarry. »Es ist mir vorhin endgültig klargeworden. Kein optischer Spiegel, sondern eine Art Spiegel für Ereignisse.«
    Wir sahen uns alle an.
    »Wir verschießen eine EMP-Granate: und erhalten einen EMP-Schlag. Das war der Beginn. Offenbar ist die Struktur, die Ereignisse spiegeln kann, da erst aufgebaut worden, denn vorher gab es keine Symmetrie in den Geschehnissen.«
    Uns allen ging allmählich das Licht auf.
    »Sie meinen, da drüben sei etwas, das solche Dinge tun kann? Und es hat im Moment, bevor wir den Atomschlag führen wollten, mit einem Spiegelbild von Oshi eine Art Seppuku veranstaltet, das unseren Japaner zur selben Aktion zwang, damit die Spiegelbedingung erfüllt war?«
    Die Peddycarry nickte. »Es ist ein bißchen wie Voodoo. Ich habe mein Double – denn das war das Ding da vorhin – umarmt, um zu zeigen, daß wir verstanden haben und uns friedlich begegnen wollen. Die andere Seite – wie immer sie wirklich aussieht –, hat das akzeptiert und die Spiegelung abgebrochen. Der Fluß war die Achse; jetzt ist er es nicht mehr.«
    Wir schauten hinüber: unsere Entsprechungen standen nicht mehr auf den Beinen, sondern lagen am Ufer verstreut wie Abfall.
    »Was wird Clegg davon halten? Es hat schon sechs seiner Leute getötet?«
    »Sie haben sich selbst umgebracht, mit ihrer eigenen Aggression.«
    »So sehen Sie es, aber er sicher nicht.«
    »Ich mache mir keine Sorgen. Was auch immer es ist, es ist uns überlegen, wenn es unsere Aggression auf uns zurückwerfen kann. Wenn es in der Lage war, Oshi anzuzapfen, muß es außerdem beachtliche telepathische Fähigkeiten haben.«
    »Ich glaube nicht. Ich denke, es hat drüben einen Doppelgänger irgendwie ›Selbstmord‹ begehen lassen, und Oshi hat das dann in der ihm zugänglichen Form getan. Dieser Spiegel bildet nur die Struktur von Ereignissen nach.«
    »Warum schafft es nicht drüben einen friedlichen Clegg, der unseren steuert?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht denkt es nicht mit unserer Art von Logik, oder es kann nur aggressive Akte spiegeln, oder es denkt überhaupt nicht.«
    »Im letzteren Fall ist es Clegg ohnehin schon recht ähnlich.«
    Wir marschierten zum Lager zurück und erstatteten Clegg Bericht. Er hörte sich alles mit steinernem Gesicht an.
    »Ein Ereignisspiegel«, sagte er schließlich. »Ein übermächtiges Wesen, das uns jede Kugel, die wir verschießen, zurücksenden kann. Gut. Fein. Schön. Wir werden diese These durch Terraformen überprüfen. Negatives Terraformen. Wir blasen

Weitere Kostenlose Bücher