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L wie Love

L wie Love

Titel: L wie Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Haworth-Attard
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nicht sah. Dann machte ich die Tür auf und schob mich an ihm vorbei.
    Das war unglaublich! Wetten, dass nicht einmal Mom etwas davon wusste? Ob Sophia überhaupt noch in ihr Brautkleid passte? Würde ich trotzdem dazu verdonnert, das kotzgrüne Kleid zu tragen? Das musste ich unbedingt Biff erzählen.
    Ich schnappte mir Schultasche und Jacke und rannte aus dem Haus. Ich war jedoch so früh dran, dass ich auf Biff warten musste. Tausend Gedanken wirbelten durch meinen Kopf. Da hörte ich hinter mir eine Stimme.
    »Hallo, Teresa.«
    Phillip White! Während ich an rosa Pluszeichen und
Cornichons
dachte, hatte er sich angeschlichen. Ich überlegte, ob ich mich hinter einem Baum verstecken sollte, aber da stand er schon neben mir.
    »Oh, hallo, Phillip«, murmelte ich.
    Ich sah die Straße hinauf und hinunter. Niemand war in der Nähe, aber ich musste ihn trotzdem so schnell wie möglich loswerden. Auf keinen Fall durfte mich jemand mit ihm sehen.
    »Wir sind in derselben Klasse«, sagte Phillip.
    »Wirklich? Habe ich gar nicht gemerkt.«
    »Wahrscheinlich wunderst du dich, mich hier zu sehen.«
    »Hm, schon möglich«, erwiderte ich.
    Er nahm seine Aktentasche von der linken in die rechte Hand. Also wirklich. Eine Aktentasche! Warum benutzte er nicht einen Rucksack wie alle anderen?
    »Mom und ich sind im Sommer wieder hierher gezogen. Dad hat uns verlassen.«
    Was sagt man zu jemandem, der einem erzählt, dass seine Familie auseinandergebrochen ist?
    »Oh, das tut mir leid.«
    Phillip zuckte die Achseln. »Ist eben so. Aber he, jetzt wohne ich wieder ganz in deiner Nähe.« Ich lächelte dünn und er fügte leise hinzu: »Du siehst echt … gut aus.«
    Peinlich berührt trat ich von einem Bein aufs andere. Da bemerkte ich mit Schrecken, dass Ashlee genau auf uns zukam.
    Schnell sprang ich hinter einen Baumstamm, um nicht in ihr Blickfeld zu geraten, und starrte interessiert in die Krone hinauf.
    »Was machst du da?«, fragte Phillip.
    »Ich dachte, ich hätte da oben eine Scharlachtangerine gesehen.«
    »Aber das ist doch kein Obstbaum«, sagte Phillip stirnrunzelnd.
    »Den Scharlachtangerinenvogel natürlich.« Wieso war er so schwer von Begriff?
    Ich drückte mich an den Baumstamm. Ashlee war fast auf unserer Höhe. Ich bewegte mich Millimeter für Millimeter um den Stamm herum, um in Deckung zu bleiben.
    »Na ja, also … bis nachher, schätze ich«, sagte Phillip und drehte sich um.
    Vorsichtig spähte ich wieder hinter dem Baum hervor. Ashlees Haar schimmerte golden im Sonnenlicht. Wahrscheinlich hatte sie Strähnchen. Vielleicht sollte ich mir auchwelche machen lassen, dachte ich, als sich plötzlich eine Hand auf meine Schulter legte.
    »Na, spionierst du ein bisschen?«, fragte Biff.
    »Nein, ich habe nur nach einer Scharlachtangerine Ausschau gehalten«, erklärte ich.
    »Für Zitrusfrüchte sind wir hier viel zu weit nördlich«, sagte Biff nachsichtig.
    »Das ist ein Vogel!« Kein Mensch kannte sich offenbar mit den heimischen Vogelarten aus.
    »Meinst du die Scharlachtangare?« Biff sah in den Baum hinauf. »T, das da oben ist ein Rotkardinal.«
    Ein Kardinal? Da für Dad die Natur ein Buch mit sieben Siegeln war, war Nannu mit mir in den Park gegangen und hatte mit mir Vögel beobachtet. Das hat sich jedoch schon mehr als einmal als fatal erwiesen. Ich kann mich noch gut an die peinliche Diskussion in der Vorschule um den rotbäuchigen Vogel erinnern, als ich aufgebracht den Namen Rotkehlchen infrage stellte. Am Ende behielt die Lehrerin recht. Als ich Nannu davon erzählte, sagte er, dass die Vögel auf Malta eben anders hießen.
    Woraufhin Mom mir erklärte, ich dürfte nicht alles glauben, was Nannu erzählte. Er schmückte seine Geschichten eben gerne etwas aus.
    »Da bist du ja endlich.« Ich packte Biff am Arm und zog sie hinter mir her um die nächste Ecke. Dann richtete ich mich zu meiner vollen Größe auf und streckte meinen Brustkorb nach vorn. Aber Biff merkte nichts!
    »Wer war dieser Typ?«, fragte sie. »Ich dachte zuerst, er spricht mit dem Baum, aber dann habe ich gesehen, dass du dich dahinter versteckst.«
    »Niemand.« Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. »Er heißt Phillip. Er hat vor Jahren in unserem Viertel gewohnt.«
    »Wirklich?« Sie sah mich eindringlich an.
    »Ja«, fauchte ich.
    Biff zog ihre Augenbrauen hoch. »Du bist aber zickig. PMS?«
    Ich rollte mit den Augen und streckte meinen Brustkorb so weit heraus, dass ich eine Rückgratverkrümmung

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