L wie Love
Moment denken müssen. Ich habe es Mom noch nicht gesagt, aber ichwerde Sexualkunde von meinem Stundenplan streichen. Ich kann unmöglich noch einmal dort hingehen.
Sophia verdrehte die Augen und stach den Löffel in die Schüssel. »Was glotzt du so?«, fauchte sie mich an. »Jedes Mal wenn ich mich umdrehe, glotzt du mich an.«
»Ich glotze doch gar nicht.«
Aber ich glotzte doch. Auf ihren Bauch nämlich. Ich suchte nach einem Hinweis für ihre Schwangerschaft und fragte mich, wann sie die Bombe platzen lassen würde.
»Gut, dass du kochen lernst. Du musst schließlich bald für zwei essen.«
Mom sah mich erschrocken an.
»Was quasselst du denn da?«, fragte Sophia.
»Nein, nein, mit den Händen. Die mischen am besten.« Nanna drückte Sophias Hände in die glibberige Masse aus Eigelb und Käse.
»Warum kann Teresa das nicht machen?«, fragte Sophia.
»Ausschlag.« Ich hielt ihr meine Hände unter die Nase. Beim Abendessen hatten sie gejuckt und jetzt waren sie mit roten Punkten übersät.
Sophia verzog das Gesicht und vermengte die Glibbermasse mit den Händen. Biff und ich kicherten.
Plötzlich sprang Mom auf und stürzte nach oben.
»Was ist denn mit Mom los?«, fragte ich.
»Alles in Ordnung.« Nanna schichtete in aller Ruhe Teig und Käse in eine Auflaufform.
»Aber sie hat so komisch geguckt«, sagte ich.
»Alles in Ordnung«, wiederholte Nanna.
Ich hakte nicht weiter nach. Wenn Nanna der Meinung war, dass es Mom gut ging, dann musste es stimmen. Mom war immerhin ihre Tochter. Mom weiß schließlich auch immer, wie es mir geht.
Nanna verteilte großzügig Butterflöckchen auf dem Teig. Jetzt war ich diejenige, die das Gesicht verzog. Der Fettgehalt von Butter und Käse würde ungebremst in meinen erblich belasteten Hintern gehen. Gerade bückte sich Nanna und schob das Backblech in den Ofen. Ich starrte auf ihr ausladendes Hinterteil, als Mom wieder hereinkam. Sie zitterte und sah ein bisschen grün im Gesicht aus.
»Was machst du da?«, fragte mich Sophia.
»Hä?«, sagte ich.
»Du hüpfst ständig auf dem Stuhl herum.«
»Poübungen. Damit er straff bleibt.«
»Stupidu«
, sagte Sophia.
Das ist maltesisch und heißt, wie sich jeder denken kann, Dummkopf.
»Sophia, das reicht«, ermahnte Mom sie. Und dann: »Teresa, du bist ein bildhübsches Mädchen. Dein Hintern ist genau richtig. Wir lieben dich so, wie du bist. Du solltest dich auch lieben, dein Inneres wie dein Äußeres.«
»Keine Angst, Mom, ich werde nicht magersüchtig. Ich habe nur ein paar Gymnastikübungen gemacht. Deshalb muss ich ganz bestimmt nicht zum Seelenklempner.«
In diesem Augenblick kam Nannu in die Küche, fasste Nanna um ihre breite Mitte, drehte sie zu sich und tanzte mit ihr zwischen Küchentisch und Herd hin und her. Nanna und Nannu sind beide ziemlich klein, haben runde, runzlige Gesichter und eine stämmige Figur. Sie sahen aus wie zwei miteinander raufende Gartenzwerge. Nanna schlug Nannu auf die Finger, aber der lachte nur und wirbelte sie weiter im Kreis herum. Biff schrieb wie besessen. Wir anderen sahen fasziniert zu, wie Nanna und Nannu gegen den Tisch donnerten und eine Schüssel umwarfen.
»Pa!«, riefen Nanna und Mom wie aus einem Mund.
Ich nutzte die allgemeine Verwirrung, um mir selbst ein wenig Bewegung zu verschaffen und schleifte Biff in mein Zimmer hinauf. Wir mussten endlich über AAA sprechen.
Wie ich für AAA unwiderstehlich werde
Plan A: Haare blond färben. Habe beobachtet, dass Blondinen eher bei Jungen landen als brünette Mädchen.
Plan B: Ein Buch schreiben und eine berühmte Autorin werden.
Plan C: So tun, als wäre ich schwer zu kriegen.
Plan D: Jeden Tag an seinem Schließfach vorbeigehen, bis er mich bemerkt.
Plan E: Mir den Bauchnabel piercen lassen. (Meine dunkle Seite hervorheben.)
Plan F: Zu seinen Füßen in Ohnmacht fallen (wie Scarlett O’Hara).
Biff ging die Liste durch und verwarf sofort Plan A.
»Du hast wunderbares Haar. Lass es, wie es ist.«
»Aber die Blonden kriegen immer einen ab«, wandte ich ein.
»Du würdest dich also völlig verändern, nur für einen Kerl?«, fragte Biff.
Ich dachte
Ja, sofort!
Ich sagte
»Nein, nein.«
Biff studierte Plan B. »Du willst ein Buch schreiben?«
»Könnte ich wohl«, verteidigte ich mich beleidigt, weil sie mir das anscheinend nicht zutraute. »Das kann doch nicht so schwer sein.«
»Worüber würdest du denn schreiben?«
»Also, ich …« Äh, gute Frage, darüber hatte ich mir noch gar keine Gedanken
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