L wie Love
sprechen.
»Wirklich?«, sagte ich. »Aber du siehst umwerfend aus. Die Jungen schwärmen für dich. Ach, ist das der Grund, warum du eine Brille trägst?«, fragte ich. »Damit dir die Jungs nicht ununterbrochen nachstellen und du nicht mit ihnen sprechen musst?«
»Ach, T.« Biff drückte mich.
Ich kam mir vor, als hätte ich gerade den Einführungskurs Psychologie absolviert.
Ich erzählte ihr, dass Greg mich angefleht hätte (okay, leichte Übertreibung), wieder mein Freund sein zu dürfen, dass ich ihm aber einen Korb gegeben hätte. »Ich möchte zurzeit noch keinen festen Freund haben«, sagte ich. »Ich weiß, ich war total bescheuert. Ich habe Talia eine E-Mail geschrieben und mich bei ihr entschuldigt. Wusstest du, dass sie so heißt? Talia? Na ja, ich habe sie gefragt, ob sie Lust hat, sich nächste Woche mit mir zu treffen, aber sie hat noch nicht geantwortet.«
Biff sah mich verlegen an. »Es tut mir leid, dass ich mich gar nicht nach Nannu erkundigt habe. Das ist schrecklich von mir. Wie geht es ihm?«
Ich fing an zu weinen. Sie hatte mir so gefehlt. Ich brauchte zwei Stunden, bis ich Biff alles über Nannu, Mom, Boo-Boo und meine Latexallergie erzählt hatte. (Biff sagt, das sei nicht so schlimm, es gebe auch latexfreie
Cornichons
, also Kloster ade! Das heißt aber nicht, dass ich jetzt sofort Sex haben möchte. Ich warte, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist, wann immer das auch sein mag. Ich hoffe, jemand informiert mich rechtzeitig darüber.) Ich erzählte ihr von der Knutscherei mit Greg und wie die Socke aus meinem BH gerutscht war. Wir wälzten uns vor Lachen auf ihrem Bett. Dann entschuldigte ich mich noch mal bei ihr.
Aber irgendwann war es Zeit zu gehen. Ich musste noch die letzten Weihnachtsgeschenke besorgen.
»Hast du eine Einkaufsliste gemacht?«, fragte Biff.
»Natürlich.« Ich zog sie aus der Tasche.
Meine Weihnachtsgeschenkliste
1. Dad – eine Flasche Frostschutzmittel
2. Mom – ein Schokoriegel mit Erdnussbutter
3. Sophia und Anthony – Kitschfilm aus der Videothek (sie müssen ihn aber gleich wieder zurückbringen, damit ich keine Verspätungsgebühr zahlen muss).
4. Hugo – ein Energiedrink
5. Boo-Boo – eine Packung Milch für Mom, damit Boo-Boo gut gedeiht.
Okay, ertappt. Ich konnte meine Geschenke alle an der nächsten Tankstelle besorgen. Ich hatte nämlich Angst, ins Einkaufszentrum zu gehen.
»Das sind Tankstelleneinkäufe«, sagte Biff. Unsere Köpfe waren wieder im Beste-Freundinnen-Takt. »Ich gehe mit dir ins Einkaufszentrum«, bot sie sich an.
»Ich kann nicht ins Einkaufszentrum.« Ich schüttelte heftig den Kopf.
»Ich bin bei dir.«
»Aber ich habe Angst«, sagte ich. »Ich bin ein Weichei. Ein Waschlappen.« Schließlich gab ich jedoch widerstrebend nach.
Schnell arbeiteten wir meine Liste um.
Hugo bekam immer noch den Energiedrink, dazu aber ein paar Eishockeypucks und ein Eishockeyposter. Für Boo-Boo kaufte ich ein Schmusekissen. Für Großmama T besorgte ich einen Keramikbecher (hoffentlich legte sie ihre Zähne nichthinein) und für Nanna ein Pastakochbuch. Für Nannu fiel mir immer noch nichts ein.
»Ich werde in Nannus Namen der Alzheimer-Gesellschaft etwas spenden», sagte Biff. »Vielleicht finden sie bald ein Heilmittel gegen die Krankheit.«
Ich umarmte sie.
Als ich wieder nach Hause kam, rannte ich hinauf in mein Zimmer, um die Geschenke zu verpacken. Dann schickte ich eine E-Mail an Phillip und entschuldigte mich bei ihm. Ich unterschrieb sie mit »in Freundschaft».
Anschließend setzte ich mich aufs Bett und dachte an Nannu. Ich hatte schreckliche Angst davor, dass er mich noch mal so ansehen würde wie neulich in der Schule und nicht mehr wusste, wer ich war.
Heiligabend vor der Mitternachtsmesse. Ich saß auf meinem Bett in meinem Zimmer, obwohl ich das vorübergehend wieder an Großmama T abgetreten hatte. Sie hatte jedoch nichts dagegen, dass ich mich darin aufhielt.
Ich brauchte Zeit für mich, weil ich richtig verzweifelt war. Mir war nämlich immer noch kein gutes Geschenk für Nannu eingefallen. Es durfte nichts Gewöhnliches sein. Es musste etwas Großartiges, Umwerfendes sein, das beste Geschenk, das je in der Geschichte der Menschheit gemacht worden war. Vielleicht bekam ich ja in der Kirche eine göttliche Erleuchtung.
Wir gingen alle zusammen zur Mitternachtsmesse. Sogar Großmama T war mit dabei.
Hugo hatte sie ärgern wollen und ihr erzählt, dass in diesem Jahr ein richtiges Lamm geopfert werden
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