L.A. Woman
Ihnen auffallen sollte, dass es einige … Auffälligkeiten gibt, dass Geld irgendwo verschwendet wird oder so … Keine Sorge, meine Liebe, Sie werden das schon erkennen, wenn es so ist. Und wenn nicht, umso besser.“
Sarah lächelte schwach. Ehrlich gesagt hatte sie nicht vor, sich im Moment über irgendetwas Sorgen zu machen. „Kein Problem.“
„Oh, und Sarah? Ich brauche es bis …“ Sie sah auf die Uhr an der Wand gegenüber. „Fünf. Schaffen Sie das?“
Sarah schluckte. Es war zwölf Uhr. Fünf Stunden, um all die Zahlen in den Computer zu tippen? „Nun …“
Ms. Peccorino sah sie flehend an.
„Klar“, sagte Sarah. Konzentriere dich auf deine Kurzzeit-Ziele, dachte sie. Und erweitere deinen Wirkungskreis. Oder was auch immer.
Das ist die richtige Einstellung
sagte der Judith-Engel erfreut.
Genau so wirst du hier eine feste Anstellung bekommen!
Der Martika-Teufel jedoch kicherte.
Und dann darfst du das dein Leben lang machen. Wird das nicht spaßig?
Sarah atmete tief aus und begann mit der Arbeit.
Kurz vor fünf hatte sie den Stapel durchgearbeitet … und einige alarmierende Trends festgestellt. Nämlich dass die Zahlen viel mehr im Soll als im Haben lagen. Wenn sie die Rechnungen richtig las (und es war genauso gut möglich, dass sie sich irrte, schließlich hatte sie keine klaren Anweisungen bekommen), dann hatte die Firma mehrere Millionen Dollar Schulden. Das sah gar nicht gut aus. Ms. Peccorino hatte Recht, sie hatte
problemlos
erkannt, das hier etwas nicht stimmte. In den folgenden fünfzehn Minuten malte sie eine Skala, die zeigte, wo das Geld hinfloss und welche Konten dafür verantwortlich schienen.
Außerdem fügte sie eine kleine Notiz hinzu, die besagte, dass sie in der Lage wäre herauszufinden, welche Aufwendungen dieses Defizit zu verantworten hatten, wenn sie detailliertere Berichte und einen Tag Zeit bekäme. Zwar befürchtete sie, dass diese Notiz etwas zu schleimig klang, aber die Judith in ihrem Kopf sagte Nein.
Sie hatte noch immer ein paar Minuten Zeit, als Ms. Peccorino in ihrem pinguinartigen Watschelgang auf sie zukam. „Ich hasse es, Sie zu drängen, aber … sind Sie fertig?“
„Ja.“ Sarah konnte gerade noch verhindern, dass sie die Hacken zusammenschlug. „Ich bin fertig.“
„Und, sieht alles … Sie wissen schon, in Ordnung aus?“
„Nun, ehrlich gesagt kann ich das nicht behaupten.“ Sie öffnete die Tabellen auf dem Computer und nahm ihre Notizen zur Hand. „Ich könnte ganz bestimmt noch mehr herausfinden“, bot Sarah an.
Ms. Peccorinos Augen blickten starr auf den Monitor. „Sind Sie sich sicher? Haben Sie die Beträge noch einmal geprüft? Das kann doch nicht stimmen.“
Sarah setzte sich noch etwas aufrechter hin. „Der Verlust ist so dramatisch, dass ich natürlich die Beträge noch einmal gecheckt habe.“ Denn fünfzehn Millionen waren ihr wie Monopoly-Geld vorgekommen. Zuerst hatte sie geglaubt, dass sie versehentlich einige Zahlen vertauscht hatte, stellte dann aber nach der dritten Überprüfung fest, dass das nicht der Fall war. Es war tatsächlich so schlimm, wie es aussah.
Ms. Peccorino war blass geworden. „Aha. Das ist … nun ja.“ Sie stand einfach nur da und starrte, klopfte gegen den Bildschirm und bewegte die Maus. Sarah wartete schweigend. Fünfzehn Minuten später räusperte sie sich.
„Wie bitte? Was?“ Ms. Peccorino schaute sie endlich an.
„Es ist, äh, nach fünf.“ Sarah lächelte hoffnungsvoll. „Ich dachte, ich könnte jetzt nach Hause gehen.“ Sie machte eine Pause. „Es sei denn, Sie brauchen noch meine Hilfe?“
Schleimer!
verkündete der Martika-Teufel.
„Nein, gehen Sie auf jeden Fall nach Hause“, sagte Ms. Peccorino. „Sie haben hervorragende Arbeit geleistet, Sarah. Sehr beunruhigend, aber wirklich – hervorragend. Sie haben eine Menge Ahnung von Computern, nicht wahr?“
Sarah lächelte.
Endlich
kam sie einen Schritt weiter. „Ja. Die Zeitarbeits-Vermittlung wusste, dass Sie jemanden brauchen, der gute Computer-Kenntnisse hat.“
„Fantastisch.“ Ms. Peccorino lächelte schwach. „Gut. Ich werde Ihnen das nicht vergessen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.“
Als Sarah nach Hause kam lümmelte Martika bereits auf der Couch herum, mit einer Tasse grünen Tee in der einen und der Fernbedienung in der anderen Hand.
„Wie war dein Tag, Darling?“ fragte sie. „Hast du neue, einflussreiche Freunde gefunden?“
Ich hätte niemals das Buch, das Judith mir geliehen hat, auf dem
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