L.A. Woman
brauchen nicht extra vorbei zu kommen.“
„Monica, Sie können das doch unmöglich glauben! Sie müssen mir die Chance geben zu beweisen …“
„Zudem gibt es den Vorwurf, dass sie mit einem der Mitarbeiter geschlafen haben.“
Sarah erstarrte.
„Ehrlich gesagt hätte ich das nicht von Ihnen gedacht, Sarah“, sagte Monica traurig. „Normalerweise habe ich eine sehr gute Menschenkenntnis.“ Es klang, als fühle sie sich persönlich beleidigt.
„Monica, hören Sie mir zu …“
„Nein, ich finde, wir haben schon lang genug gesprochen. Auf Wiedersehen, Sarah.“
Sarah hörte ein Klicken in der Leitung und legte ebenfalls auf. Okay, auf so etwas hat Judith mich nicht vorbereitet, dachte sie.
Sarah war müde. Sie musste einen neuen Job finden, wahrscheinlich einen schlecht bezahlten im Einzelhandel oder in der Gastronomie. Wie konnte es nur so weit kommen, fragte sie sich. Sie hatte doch alles so genau geplant. Sie hatte Benjamin heiraten wollen, der sie liebte und ihre Entscheidungen unterstützte. Sie hatte sich vorgestellt, fast wie von selbst einen Job zu finden, der ihr Freude bereitete, oder so damit beschäftigt zu sein, ihre Kinder zu erziehen, dass sie die Karriereplanung hinten anstellen würde. Je nachdem. Doch wie Judith es prophezeit hatte: Jetzt war alles verloren. Sollte sie jemals befürchtet haben, eine Versagerin zu werden – davor brauchte sie nun wirklich keine Angst mehr zu haben. Sie war bereits eine riesengroße Versagerin, das Wort konnte sie sich ebenso gut gleich dick und fett auf ihre Stirn tätowieren lassen.
Daran ist nur Benjamin schuld, dachte sie. Sie stellte das Radio an und schaltete durch die Kanäle, bis sie einen Rocksender gefunden hatte, der gerade Limp Biskits „Break Stuff“ spielte. Sie fühlte sich ausgelaugt, wütend … schrecklich. Je länger sie über ihre Misere nachdachte, umso unruhiger wurde sie … und umso entschlossener. Fast unbewusst suchte sie aus den gelben Seiten die Nummer von Jams Firma heraus.
Ruf ihn nicht an. Das ist keine gute Idee!
Die Litanei in ihrem Kopf endete erst, als sie den Telefonhörer abnahm und wählte. Sie wusste, dass es eine blöde Idee war. Aber es war die Einzige, die sie hatte.
„Bear Electonics.“
„Könnte ich bitte mit Benjamin Slater sprechen?“ Sie versuchte, ihrer Stimme einen geschäftsmäßigen Tonfall zu geben. Offenbar reichte das aber nicht aus. Die Stimme der Sekretärin klang argwöhnisch.
„Darf ich nach Ihrem Namen und dem Grund Ihres Anrufes fragen?“
„Mein Name ist Sarah Walker. Und er kennt den Grund meines Anrufes.“ Zumindest hoffte sie das. Oder vielleicht hoffte sie auch, dass er ihn nicht kannte, denn wenn er ahnte, dass sie nur anrief, um ihn fertig zu machen, würde er bestimmt nicht mit ihr sprechen.
„Einen Moment bitte.“ Die Stimme der Sekretärin war frostig. Sarah landete in der Warteschleife und lauschte diesmal geschmacklos romantischer Instrumentalmusik – was, wenn man ihre Laune bedachte, fast schon wieder lustig war.
„Benjamin Slater.“
Seine Stimme. Ihr Herz klopfte verräterisch. „Hallo Jam.“
Es entstand eine lange Stille. „Sarah. Weißt du, ich habe nicht einmal richtig hingehört, als Mathilda sagte, wer am Telefon ist.“
„Verstehe.“ Okay, nun hatte sie ihn am Apparat. Und was wollte sie jetzt tun? Was hatte sie sich nur gedacht? Das Schweigen schien endlos.
Schließlich sagte Benjamin: „Weshalb willst du mich diesmal anschreien, Sarah?“
Diese Frage traf sie unvorbereitet. „Wie kommst du darauf, dass ich dich anschreien will?“
Er seufzte. „Ich kenne dich. Ich kenne dich sehr gut. Hast du das vergessen? Du hast bestimmt eine Menge in den letzten Wochen in dir aufgestaut. Und offenbar hast du mir etwas zu sagen.“
„Ich …“ Nun, sie hatte ihm etwas zu sagen. Aber was genau?
Du hast mein Leben ruiniert, du egoistischer Bastard
? „Du hast nicht mal angerufen, um zu erfahren, ob ich noch lebe.“ Das klang irgendwie nicht gut. Schwach. Voller Selbstmitleid.
„Nun, offenbar lebst du“, sagte er mit einem kleinen Lächeln in der Stimme. Nein, darauf würde sie nicht hereinfallen. Der Typ war … wie nannte Martika ihn? Ein Arsch. Ein absoluter Arsch.
„Wie ist es dir ergangen, Sarah?“
„He, das ist nicht fair.“
„Was?“
„Das klingt so nett und so, als ob du dich dafür interessierst, und das, obwohl du überhaupt nicht mehr an mich gedacht hättest, wenn ich nicht angerufen hätte.“ Jetzt wusste sie, in welche
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