L.A. Woman
einfach, was du willst.“
„Das klingt großartig“, sagte Sarah. „Aber es gibt immer einen Haken.“
Martika zuckte die Achseln. „Richtig. Du darfst dich nicht darum kümmern, was die Leute von dir denken … und du musst deine eigenen Entscheidungen treffen.“ Obwohl betrunken, warf sie Sarah einen verächtlichen Blick zu. „Meinst du, du kannst das?“
Sarah dachte darüber nach. Keine Karriereplanung mehr und keine langen Arbeitstage. Nicht mehr länger neben dem Telefon auf den Anruf eines Mannes warten, der sowieso unvermeidlich enttäuschend sein würde.
Nie mehr!
„Ich werde es versuchen“, sagte sie feierlich.
„Dann komm.“ Martika schüttelte sie. „Hier hast du noch eine Menge zu tun, bevor die Nacht vorbei ist.“
Ein paar Stunden und viele Drinks später spürte Sarah ihren Schmerz nicht mehr länger. Ihre Ohren summten leicht und dämpften die Musik zu einem angenehmen Lärm, vermutlich aus reiner Selbstverteidigung. Taylor blieb bei ihnen, ob wohl er morgens ein Meeting hatte, weil er wollte, dass sie sich besser fühlte. Beziehungsweise, verbesserte sie, weil Martika ihm gesagt hat, das er bleiben müsse, aber es war trotzdem nett, dass er nicht einfach nach Hause ging. Und Martika erzählte ihr ununterbrochen, dass sie sie liebte und dass alles in Ordnung kommen würde.
Jetzt, wo sie darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass sie selbst seit ihrem vierten Getränk einer Menge Leuten ihre Liebe gestanden hatte. Zumindest glaubte sie, dass es ihr viertes Getränk war. Doch es schien schon so lange her!
„Lasst uns nach Hause gehen“, sagte Sarah schließlich, als der Club sich zunehmend leerte.
„Ich fahre dich“, sagte Kit.
„Wie galant!“ rief Martika und taumelte gegen ihn.
Sarah kniff die Augen zusammen. „Hast du getrunken?“
Er schüttelte den Kopf. „Nur zwei Bier. Ich trinke nicht gerne, wenn ich in Clubs gehe. Ist viel zu teuer.“
Taylor lachte. „Geizkragen.“
„Kommt, lasst uns gehen.“
Martika krabbelte auf den Rücksitz, streckte sich wenig damenhaft aus und fiel sofort in tiefen Schlaf. Sarah saß vorne in dem zerbeulten Camaro. Der Motor heulte auf.
„Danke, dass du uns nach Hause bringst“, sagte sie verträumt und studierte sein Gesicht. Es war, als würde sie durch gefrorenes Glas blicken.
„Kein Problem“, sagte er und sah sie an. „Du bist ganz schön am Ende, oder?“
„Lass es mich so sagen. Alles Mögliche in meinem Leben ist am Ende.“
„Tust du mir einen Gefallen?“
Sie versuchte, seine Augen zu fixieren, aber es war viel zu anstrengend. Sie schloss die Augen. „Klar.“
„Nimm nicht alles beim Wort, was Martika sagt.“
„Was?“
„Ich meine, sie ist toll – das wird sie dir auch noch selbst verklickern“, sagte er sarkastisch. „Aber werde dir darüber klar, was
du
willst, bevor du jeden ihrer närrischen Tipps annimmst, okay?“
„Was willst du mir sagen?“ Sarahs Zunge fühlte sich dick an. Die Worte kamen nur langsam und schienen übereinander zu stolpern.
Er seufzte und fuhr auf den Parkplatz bei ihrem Gebäude. „Ich will sagen, dass du nicht auf eine ganz bestimmte Art und Weise sein musst, um o.k. zu sein. Verstehst du?“
„Nein.“ Sarah lächelte ihn an. „Danke fürs Heimfahren.“
Er lächelte auch und schockierte sie dann, indem er ihr Netzhemd hoch hob.
„Hey!“ protestierte sie langsam, aber bevor sie sich wehren konnte, hatte er schon etwas unter ihren BH gesteckt und das Shirt wieder fallen lassen.
„Wenn ich das richtig verstehe, suchst du einen Job“, sagte er. „Das ist ein Freund von mir, und der sucht eine persönliche Assistentin. Vielleicht gefällt er dir ja.“ Er grinste kurz. „Ich rufe dich morgen an und erinnere dich daran. Ich habe das Gefühl, dass du nichts von dem hier mehr wissen wirst.“
Diese Vorstellungsgespräche machen mich krank.
Sarah betrachtete die Straßen. Es war schon merkwürdig, dass sie möglicherweise im Haus dieses Typen arbeiten würde – sie war noch nie in Bel Air gewesen, dem reichsten Teil von Los Angeles. Dagegen wirkte Beverly Hills wie ein Armenviertel, zumindest die Wohnhäuser. Einkaufen gingen dort allerdings bestimmt auch die Bewohner von Bel Air. Oder sie schickten ihre Hausmädchen.
Oder ihre persönlichen Assistentinnen.
Sie seufzte. Die Häuser, die sie musterte, waren eigentlich keine Häuser, sondern hochherrschaftliche Villen. In einer gewundenen Auffahrt stand sogar eine riesige, nackte Statue eines griechischen Gottes.
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