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L.A. Woman

L.A. Woman

Titel: L.A. Woman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Yardley
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Stecker aus der Steckdose. Dann drehte sie sich mit vor Scham brennenden Wangen zu David um.
    Doch er sah sie nicht einmal an, sondern rieb sich die Schläfen. „Ich hatte einen richtig schlechten Tag heute. Und ich bin am Verhungern. Haben wir noch ein paar Reste übrig?“
    Sie atmete erleichtert auf. „Ich habe noch nicht gegessen.“ Judith schaltete den Computer aus und war froh, als der Bildschirm endlich schwarz wurde. „Aber ich kann uns bestimmt in Windeseile etwas zaubern. Warum ziehst du dich nicht um und kommst nach unten, um mir alles zu erzählen?“
    Er lächelte müde und küsste sie auf die Wange. „Danke, Judith. Du bist großartig!“
    Sarah rief Martika auf dem Handy an.
    „Ich bin Martika. Und wer bist du?“
    „Tika, Hilfe!“
    „Sarah?“ Martikas Stimme war wegen der irrsinnig lauten Musik im Hintergrund kaum zu hören. „Was ist los? Wo zum Teufel hast du gesteckt?“
    „Ich bin gefeuert worden.“
    „Ist das alles?“
    „Und ich habe mit Benjamin geschlafen.“
    „Oh Mist.“ Pause. „Ich nehme an, es hat dir keinen Spaß gemacht?“
    „Es hätte mehr Spaß gemacht, wenn ich nicht herausgefunden hätte, dass er mit einer anderen Frau zusammenlebt.“
    „Noch mal Mist.“ Es folgte ein langes, von dem lärmenden Rhythmus im Hintergrund untermaltes Seufzen. „Was willst du jetzt machen? Ich könnte dich mit den Jungs gleich abholen.“
    „Ich will tanzen“, sagte Sarah, während sie Martikas Kleiderschrank durchwühlte. „Kann ich euch irgendwo treffen?“
    „Klar!“ Martikas Stimme klang überrascht und freudig. „Warum nicht? Wir sind im Probe. Es ist Achtziger-Nacht. Wir werden uns betrinken, und in wenigen Stunden kommt dir das alles nur wie ein schlechter Traum vor.“
    „Mein ganzes Leben ist ein schlechter Traum.“
    „Na, na! Heb dir dein Gejammer auf, bis du bei uns bist. Es ist so lustig hier!“ Martikas Stimme nahm einen matronenhaft Ton an. „Ruf dir ein Taxi, Kindchen. Ich will nicht, dass du selbst fährst, okay? Du bist viel zu aufgeregt.“
    „Okay, Martika“, versprach Sarah. „Oh … und kann ich mir von dir was zum Anziehen leihen?“
    Martikas Lachen war laut genug, um den Lärm komplett zu übertönen. „Was zum Anziehen leihen? Darling, leih dir aus, was immer du willst! Oh, ich ahne, dass wir eine Menge Spaß haben werden! Ich halte nach dir Ausschau!“
    „Okay, bis dann, Martika“, rief Sarah. „Tschüss.“
    „Tschü-hüüüss.“
    Sarah legte auf und arbeitete sich durch Martikas vollgestopften Schrank. Zwar war sie noch nicht bereit für Vinyl … aber sie fühlte sich … böse. Gefährlich. Sie war in der Laune, irgendjemanden so richtig fertig zu machen. Trotzdem entschied sie sich für denselben kurzen Schottenrock, den sie schon beim letzten Mal angehabt hatte, und ein schwarzes Netzshirt über einem schwarzen BH. Dazu wählte sie die Doc Martens Stiefel, die Martika ganz hinten in den Schrank gequetscht hatte. Sie waren richtig schön verschrammt und sahen aus, als hätten sie schon eine ganze Menge Abenteuer mitgemacht. Das gefiel Sarah. Sie nahm sich das Schminkzeug vor, das sie unter Pinks Aufsicht gekauft hatte. Mit dem Abdeck-Stift kaschierte sie ihre verheulten Augen, dann legte sie einen violetten Ton auf Augen und Wangen und malte sich mit dunklem Lippenstift einen Schmollmund. Zuletzt staubte sie noch viel losen Puder über das Ganze und umrandete ihre Augen mit dicken schwarzen Balken. Sie sah aus wie ein Überbleibsel der Sex Pistols, der Look war gewalttätig, und genau so wollte sie heute Nacht auch sein.
    Die Judith-Engel-Stimme war auffällig still geworden, der Martika-Teufel hingegen sah sie zustimmend an. Sie rief ein Taxi, woraufhin sie die nächsten fünfundvierzig Minuten damit verbrachte, hin und her zu laufen und zu warten. Sie hatte die Stiefel vorne mit etwas Klopapier ausstopfen und noch ein paar extra Socken anziehen müssen. Ihr kurzes blondes Haar hatte sie mit viel Gel nach oben gestellt. Der Taxifahrer sah keineswegs überrascht oder gar geschockt aus, als sie einstieg, doch als sie ihm die Adresse nannte, versuchte er erst gar nicht, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Sarah war froh und enttäuscht zugleich. Sie war wirklich bereit, hemmungslos zu flirten, egal mit wem.
    Er ließ sie vor dem Probe aussteigen, und sie ging auf den Türsteher zu. Der riesiger Mann, kahl geschoren mit einem kleinen Ziegenbärtchen, prüfte ihren Ausweis. Sie bekam ihn zurück, stolzierte dann an ihm vorbei und

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