L.A. Woman
Kann ich … äh … Ihre Zeugnisse sehen?“
Sie reichte ihm ihre Unterlagen, und er zog eine mächtige Show ab, als er sie betrachtete. „Was haben Sie in letzter Zeit gemacht? Ihre letzte Stelle endete vor ein paar Monaten?“
„Zeitarbeit.“
„Warum?“
Ich hätte den Job einfach annehmen sollen, dachte sie verärgert. „Ich bin dabei … ich weiß, das klingt wie eine faule Ausrede … aber ich bin dabei herauszufinden, was ich eigentlich tun will.“
„Und jetzt wollen sie mal ausprobieren, wie es ist, meine Assistentin zu sein?“ Seine Frage klang nicht streng, er schien einfach sehr verwirrt.
Sie seufzte. „Nein. Ich versuche, einen Job zu finden, der mir Spaß macht, der aber nicht mein ganzes Leben bestimmt“, erklärte sie. „Müsste ich abends Arbeit mit nach Hause nehmen? Und viele Überstunden machen?“
„Um Gottes willen nein!“ Er sah geradezu entsetzt aus. „Um ehrlich zu sein, meine frühere Assistentin, Ms. Honeywell, wollte unbedingt Arbeit mit nach Hause nehmen. Und sie war, nun ja, geradezu zwanghaft ordentlich.“
Sarah runzelte die Stirn. „Ich glaube, dass ich ziemlich organisiert bin, aber nicht zwanghaft. Ich glaube, ich tue überhaupt nichts zwanghaft.“
„Das hoffe ich!“ rief er und wurde immer eifriger. „Ich fürchte, ich kann mit so etwas nämlich nicht umgehen. Es … es stört mich einfach.“
„Was?“
„Sobald ich ins Büro kam, hat sie sich geradezu auf mich gestürzt und mir den Terminplan des Tages um die Ohren gehauen. Sie hatte all diese Kalender und solche Sachen ü
berall
. Überall waren diese nach verschiedenen Farben sortierten Akten.“
„Das klingt schrecklich“, murmelte Sarah.
„Oh, das war es.“ Er schüttelte sich wie ein Hund. „Guter Gott. Ich musste ihr eine Aktennotiz schreiben, um ihr zu kündigen. Ich meine, sie von Angesicht zu Angesicht zu feuern war schon sehr hart. Sie sagte, sie brauche etwas Offizielles.“ Er blickte Sarah flehend an. „Sagen Sie mal, wirke ich auf sie wie eine offizielle Person?“
„Nicht im Entferntesten“, sagte Sarah, bevor sie noch überlegen konnte.
Er lächelte. „Exakt!“ Dann fragte er vorsichtig. „Wie stellen Sie sich denn diesen Job vor?“
„Ehrlich?“ Dies war mit Sicherheit das seltsamste Vorstellungsgespräch, das sie je geführt hatte. „Ich werde gute Arbeit leisten, aber ich möchte Ihnen gleich sagen, dass ich keine Ahnung habe, wie meine Zukunft aussehen wird. Ich weiß nur, dass ich nicht die weltbeste Sekretärin werden will. Ich werde tun, was sie verlangen, pünktlich nach Hause gehen, und der Rest wird sich schon finden.“
Er grinste breit und streckte ihr über den Tisch die Hand hin. „Sie haben den Job.“
„Großartig“, rief sie und schüttelte seine Hand. „Ich will ja nicht aufdringlich sein, aber könnten wir über mein Gehalt sprechen?“
10. KAPITEL
W ishful Sin
Judith saß in Harry’s Pub und wartete auf Sarah. Nervös kratzte sie den Lack von ihren Nägeln, eine Angewohnheit, die die Rechnung für die Maniküre immer ganz schön in die Höhe trieb. Sie trank einen Schluck Wasser. Sie hatte sich vorgenommen, regelmäßige Treffen mit Sarah auszumachen, vor allem jetzt, wo sie von Benjamin getrennt war, der ihrem Leben doch so viel Stabilität gegeben hatte. Sie war zwar noch immer sauer, dass Sarah den Job bei Salamanca einfach hingeworfen hatte, andererseits war in der ganzen Firma bekannt, dass es nicht leicht war, mit Becky auszukommen. Ihre Kündigung warf also kein wirklich schlechtes Bild auf Judith. Außerdem hatte sie seit ihrer Hochzeit nur noch sehr wenige Freundinnen, mit denen sie sich treffen konnte. Dafür arbeitete sie zu hart, außerdem verbrachte sie die wenige freie Zeit mit David.
Oder am Computer im Inernet
, korrigierte sie sich selbst. Auf diese Art hatte sie in den letzten Tagen ganz schön viel Zeit verbracht. Sie hatte wieder angefangen, am Nagellack zu kratzen. Wie auch immer, jetzt war sie hier, um mit Sarah zu sprechen. Und wenn das Thema Roger aus Versehen aufkommen würde …
Hör auf damit, Judith.
Da gib es schließlich gar nichts zu erzählen. Sie musste einer Freundin moralische Unterstützung geben und sie vielleicht auf die Idee bringen, einen Karriere-Berater zu konsultieren.
„Hallo du.“
Judith blickte auf. Sie hatte sich noch immer nicht an Sarahs neues Aussehen gewöhnt. Die frostblonden Wellen, die neuen Klamotten. Sie seufzte, stand auf und umarmte Sarah. „Du siehst toll aus. Wie geht es
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