L.A. Woman
bezahlte den Eintritt an einem kleinen Fenster, bevor sie den Club betreten konnte. Hier sah es ganz anders aus als in dem Club, den Martika ihr das letzte Mal gezeigt hatte. Dieser hier war kleiner, intimer und die Leute waren, leider, viel fröhlicher. Wham! erklang aus den Lautsprechern. Es dauerte noch einen weiteren Titel („One Night in Bangkok“), bis sie Martika, Taylor und Pink ausfindig machte. Sie standen auf einem kleinen Balkon und rauchten.
„Sarah!“ Tika umarmte sie und hielt ihre Zigarette in sicherer Entfernung von Sarahs Haar. „Liebling, wie geht es dir?“
„Beschissen. Ich sollte verprügelt werden.“
„Und verprügelt sollst du werden!“ sagte Martika und drückte ihre Zigarette aus.
Taylor legte seine Arme freundschaftlich um die beiden. „Gut, meine Damen, ich werde heute nicht alt.“
„Doch das wirst du!“
Taylor sah Martika flehend an. „Tika, ich habe morgen früh eine Besprechung.“
„Das ist mir völlig egal“, sagte Martika, als sie wieder den Club betraten.
Die Besucher in ihren schwarzen Klamotten freuten sich über die Musik, so gut es Gothic-Leute eben konnten. Sarah hatte keine Ahnung, warum die sich ausgerechnet zur Musik der Achtziger hingezogen fühlten. „Unser Mädchen braucht uns!“
Taylor seufzte und blickte Sarah forschend an. „Du hattest einen wirklich schlechten Tag, was?“
Sarah nickte. Sie gingen zu Bar.
„Was ist passiert?“
„Wo soll ich anfangen?“ Sarah begann mit dem Anruf der Zeitarbeits-Vermittlung. Und fuhr dann mit dem
anderen
Anruf fort.
„Oh, das ist wirklich schlimm“, rief Pink mitleidig, nahm einen Schluck Tequila und sprach dann weiter, als habe sie nur Wasser getrunken. „Du hast ja keine Ahnung, wie oft ich schon schlimme Dinge erlebt habe. Und bevor du dich versiehst, rufst du die Telefonauskunft an, nur um mit jemandem zu reden.“
„Eigentlich wollte ich ihn anschreien, ich schwöre es, ich wollte ihm verbal den Hintern versohlen“, sagte Sarah. Sie spürte bereits die Auswirkungen ihres zweiten Drinks. Welch ein angenehmes Gefühl! „Und dann hat er sich plötzlich entschuldigt.“
„Der Bastard!“ zischte Martika.
„Und dann lud er mich zum Mittagessen ein.“
„Aha“, sagte Taylor. Martika lehnte sich an ihn, und er tätschelte ihr Schulter.
„Danach wollte er mir sein Haus zeigen …“ Sarah rieb sich ihr Gesicht mit den Händen und verschmierte zweifellos damit ihr Make-up, doch das kümmerte sie auch nicht mehr.
„Und dort kam es zu der Tat.“
„Und dann habe ich herausgefunden, dass er bereits mit jemandem zusammenwohnt. Zusammenwohnt! Jemand namens Jessica!“
Jemand tippte ihr auf der Schulter, und sie zuckte zusammen. „Jessica“, schrie sie.
„Eigentlich heiße ich Kit.“ Kits Gesicht war wie immer gelassen. „Aber du warst nah dran.“
„Verschwinde, ich hasse Männer.“
Taylor sah sie an. „Hüstel hüstel.“
„Von Taylor abgesehen, hasse ich alle Männer.“
Pink warf ihr einen kurzen, zustimmenden Blick zu, schüttelte dann aber den Kopf, als hätte sie beschlossen, es nicht einmal zu versuchen. Sarah wusste nicht genau, ob sie sich beleidigt oder erleichtert fühlen sollte. Sie wählte die Erleichterung.
„Hm. Dann vermute ich, dass du kein Interesse hast, mit mir zu tanzen.“
Sarah sah ihn an.
„Und ein Blowjob ist völlig ausgeschlossen.“
Sarah starrte ihn an. Dann bekam sie einen Lachanfall. Sie versuchte, sich zu beruhigen, aber es wurde nur schlimmer. Nach einer Weile lachten alle.
„Hör mir jetzt mal zu“, sagte Martika dann und starrte Sarah lange an, als wollte sie sie hypnotisieren. „Du hast jetzt genug von all dem Mist, okay. Du bist doch erst … wie alt bist du eigentlich?“
„Fünfundzwanzig.“
„Genau. Du bist erst fünfundzwanzig. Und du bist in Los Angeles. Du musst noch nicht alle Antworten kennen. Und du brauchst keinen Mann. Du brauchst auch keinen Karriereplan oder einen Organizer und auch keine verdammten Klamotten aus dem Versandhaus-Katalog, während du nur darauf wartest, dass dein Ehemann dir fünfzehn Minuten seiner kostbaren Zeit widmet, um ein paar prächtige Kinder in die Welt zu setzen.“
„Keine Hetzreden, Martika!“ rief Taylor warnend.
Martika winkte ab. „Oh, du weißt schon, was ich meine. Ich sage doch nur, dass du in einer ganz tollen Stadt lebst, und wenn du meine Regeln befolgst, wirst du hier jede Menge Spaß haben. Und du wirst dich nicht darum scheren, was andere von dir erwarten. Du machst
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