L.A. Woman
dir?“
„Beschissen“, sagte Sarah, setzte sich und bedeutete dem Ober mit einer Handbewegung, dass sie ein Glas Wasser wünschte. „Aber ich habe einen neuen Job. Immerhin.“
„Das ist gut. Was ist es?“
„Du siehst vor dir die persönliche Assistentin von Richard Peerson, dem Schriftsteller.“
„Assistentin …“, wiederholte Judith besorgt. „Aber nur vorübergehend, oder?“ Sie zögerte. „Warte mal, Richard Peerson? Der Mann, der
Being and Everythingness
geschrieben hat?“
„Vielleicht?“
„Er ist ein schwerreicher Bestseller-Autor“, erklärte Judith.
Sarah zuckte mit den Schultern. „Gut.“
Das war so typisch für sie. Da hatte sie einen Job bei einem Millionär, und alles, woran sie dachte war, dass sie seine Sekretärin war. Judith betrachtete sie skeptisch. „Also. Du wirst seine Assistentin sein.“ Sie beschloss, diesen Punkt nicht weiter zu diskutieren. „Und hast du mal wieder mit Benjamin gesprochen?“ In ihrer Stimme schwang ein hoffnungsvoller Ton mit. „Ich bin sicher, dass er dich vermisst.“ Sie sah erstaunt, wie Sarahs Gesicht sich versteinerte.
„Oh, er vermisst mich bestimmt.“
„Also hast du nicht mit ihm gesprochen?“
„Um genau zu sein“, sagte Sarah und trank von ihrem Wasser, „habe ich mit ihm geschlafen.“
Judith zuckte kurz zusammen und lächelte dann. „Ihr seid wieder zusammen? Wunderbar!“
„Ich habe nicht gesagt, dass wir wieder zusammen sind.“
Judith dachte darüber nach. „Oh. Es heißt doch immer, dass der Sex mit dem Ex der beste ist. Alles ist vertraut und trotzdem ganz neu … zumindest habt ihr wieder eine Form der Kommunikation gefunden.“
„Ehrlich gesagt ist der Grund, warum wir nicht wieder zusammen sind der, dass ich, nachdem wir miteinander geschlafen hatten, erfahren musste, dass er bereits mit einer Frau zusammenwohnt.“
Diesmal war Judith entsetzt. „Wirklich?“
„Also werde ich nicht zu ihm zurückkehren.“ Sarah klang sehr überzeugend. „Niemals. Wenn ich etwas nicht tolerieren kann, dann, dass ich betrogen werde.“
Judith dachte an ihre Korrespondenz mit Roger und die erotische Wendung, die sie genommen hatte. Sie begann, auf ihrer Lippe zu kauen. „Nun, er hat dich nicht direkt betrogen“, sagte sie gedankenverloren. „Ich meine, ihr beiden wart ja nicht mehr zusammen, also war es eher so, dass er jemanden kennen gelernt und dann festgestellt hat, dass er lieber mit dir zusammen wäre.“
„Er hat nicht mich betrogen, sondern diese … wie immer sie auch heißt, Jessica glaube ich“, rief Sarah mit schmerzerfüllter Stimme. „Und es spielt keine Rolle, wen er betrügt. Er ist einfach ein Lügner.“
„Vielleicht ist er durcheinander.“
„Judith, warum verteidigst du ihn?“ fragte Sarah schnippisch.
Stimmt,
warum
verteidigte sie ihn? „Sarah, ich weiß, dass du verletzt bist, aber ich kann nicht umhin zu denken, dass du zum Teil selbst schuld bist.“
„Was
?“
„Nun, versteh mich bitte nicht falsch. Aber wenn du nur ein wenig … nun ja, wenn du in der Lage gewesen wärst, deinen Job besser in den Griff zu bekommen, anstatt so spektakulär alles hinzuschmeißen, wenn du seine beruflichen Probleme besser verstanden hättest …“
„Wenn ich seine beruflichen Probleme besser verstanden hätte, wäre ich
seine
Sekretärin!“ Sarah spuckte die Worte fast aus. „Judith, ich kann nicht glauben, dass du seine Partei ergreifst!“
„Ich ergreife keine Partei, ich denke nur praktisch.“ Judiths Stimme hätte Wodka gefrieren lassen können. „Du bist diejenige, die unvernünftig ist. Manchmal kommt es mir so vor, als ob ich dich nicht mehr kenne.“
„Vielleicht stimmt das.“ Sarah stand auf. „Vielleicht hast du mich nie gekannt, Judith.“
Judith erhob sich ebenfalls. „Sarah, bitte geh jetzt nicht.“ Sie wartete, sah sich um, spürte die Blicke der anderen. „Mach bitte keine Szene“, fügte sie flüsternd hinzu.
Sarah starrte sie böse an. „Weißt du, was dein Problem ist, Judith?“
„Nein, das weiß ich nicht, aber ich bin sicher, du wirst es mir sagen.“
„Du hast niemals eine Szene gemacht. Niemandem.“
„Und das ist auch nichts, was ich anstrebe.“ Judith setzte sich wieder. Wenn Sarah darauf bestand, sich wie ein Idiot zu benehmen, dann würde sie bestimmt nicht mitmachen. „Danke für dein Interesse.“
„Es tut mir Leid, dass dein Leben so steril ist, Judith. Solltest du jemals über die Mauer klettern, die du um dich herum aufgebaut hast,
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