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L.A. Woman

L.A. Woman

Titel: L.A. Woman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Yardley
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Und manche Häuser sahen aus, als seien sie Stein für moosbedeckten Stein direkt aus einem entlegenen Moor in England herbeigeschafft worden.
    Endlich fand sie die richtige Hausnummer und parkte ihren Wagen vor einer großen mit Efeu bewachsenen Ziegelsteinwand. Sie klingelte an dem imponierenden Eisentor.
    „Ja?“
    „Sarah Walker. Ich bin mit Richard Peerson verabredet.“
    Die Stimme, die antwortete, klang hochmütig und hatte einen leichten Akzent, den Sarah nicht einordnen konnte. „Und hätten Sie die Güte, mir mitzuteilen, um was es geht?“
    Sie bekämpfte ihr Bedürfnis loszulachen: „Ich habe ein Vorstellungsgespräch wegen der Assistentenstelle.“
    Nach einer kurzen Pause hörte sie die Stimme sagen: „Fahren Sie zum Haus“, und das Tor öffnete sich. Sie tat wie ihr geheißen und landete bei einem Herrenhaus, das aussah wie … nun, wie ein Palast. Sie parkte neben einem silbernen Rolls-Royce am Ende der Auffahrt, stieg aus, holte tief Luft, strich ihr Kostüm glatt und klopfte an die Tür. Eine winzig kleine philippinische Frau öffnete und starrte Sarah mit ihrem schmalen Augen prüfend an. „Gut.“
    Sarah hatte keine Ahnung, welche Art von Test sie bestanden hatte, war aber froh, dass diese Frau ihr nicht die Tür vor der Nase zuknallte. Dass das durchaus möglich gewesen wäre, davon war sie überzeugt. „Mein Name ist Sarah Walker“, sagte sie in der Hoffnung, die Frau freundlich zu stimmen. Was hatte sie denn schon zu verlieren? „Und Sie …“
    „Gehen Sie die Treppe hinauf“, sagte die Frau, offenbar nicht bereit, Höflichkeiten auszutauschen. „Die dritte Tür auf der rechten Seite.“ Damit drehte sie sich um und verschwand. Wohin – in die Küche? In ihr Zimmer? Das wurde ja immer gruseliger.
    Sarah stieg langsam die Stufen hinauf. Es ist nur ein Job. Bestimmt ein besserer, als für eine Zeitarbeits-Vermittlung zu arbeiten. Und auf jeden Fall besser, als zu bedienen. Sie klopfte an die dritte Tür.
    „Ja?“
    Sie öffnete die Tür und schnappte nach Luft. Sie stand in einer dieser altmodischen Bibliotheken, die reiche Leute in Fernsehserien oder Kinofilmen immer hatten – Bücher reichten vom Boden bis an die Decke, nur eine Wand war frei und wurde von einem riesigen Fenster dominiert. Davor stand ein ausladender Schreibtisch. Zumindest nahm sie an, dass es ein Schreibtisch war, doch da er über und über mit Papieren und Büchern bedeckt war, konnte sie es nicht mit Sicherheit sagen.
    „Hallo.“ Sie richtete ihren Blick auf den Mann, der hinter dem Tisch saß.
    „Ich bin Richard. Hahaha. Ich schätze, das haben Sie sich schon gedacht, was? Hahaha.“
    Sie riss die Augen auf, dann musste sie grinsen. Sie konnte sich gut vorstellen, dass er der Verursacher dieses Durcheinanders war. Doch sie fand die Unordnung sympathisch. Er musste um die fünfzig sein, vielleicht war er sogar ein sehr gut erhaltener Sechzigjähriger. Sein Gesicht war rund und hätte jungenhaft gewirkt, wenn da nicht ein distinguierter silberner Bart gewesen wäre, der ein wenig dunkler war als die Mähne, die auf seine Schultern fiel. Er hatte blaugraue funkelnde Augen, trug einen grauenvollen grau-burgunder-gestreiften Anzug mit vielen Reißverschlüssen, und zeigte ein Ich-war-unartig-Grinsen, als er andeutete, dass sie sich setzen sollte.
    „Nun, ich bin sicher, dass ich diesen Artikel eines Tages noch finden werde“, sagte er seufzend. „Wir sollten Ihnen einen Stuhl freiräumen, nicht wahr?“ Als er um den Tisch herum ging, bemerkte Sarah, dass er nicht sonderlich groß war, vielleicht einsachtundsiebzig. Er hatte ein kleines Bäuchlein, was ihn ein wenig wie einen Weihnachtsmann aussehen ließ. Sie musste sich auf die Lippen beißen, um ein Kichern zu unterdrücken, als er einen Stapel Papiere von einem Stuhl nahm, sich umsah, um einen Platz zu finden, wo er ihn ablegen konnte, schließlich mit den Achseln zuckte und sie einfach auf den Fußboden fallen ließ. Dann trottete er zurück hinter seinen Schreibtisch, und Sarah setzte sich.
    „So!“ rief er und ließ sich mit einem „Uff!“ in den Stuhl plumpsen. „Sie sind hier wegen …“
    Sie wartete darauf, dass er den Satz beendete, stellte dann aber fest, dass er das Gleiche tat – offenbar wartete er auf sie.
    „Eines Vorstellungsgesprächs für die Stelle als Assistentin?“ vollendete sie zögernd.
    „Wirklich!“ Er sah erfreut aus. „Herrlich. Wann können Sie anfangen?“
    Sie blinzelte. „Einfach so?“
    „Oh. Natürlich.

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