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Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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und er bekam nur noch durch den Mund Luft. In den letzten beiden Räumen hatte er sich kaum auf die Rätsel konzentrieren können und mehr nach Intuition als nach Wissen gehandelt, aber es hatte funktioniert. Auf sein mathematisches Können war Verlass.
    Nun saß er da und befühlte seine gebrochene Nase. Fremd und dick saß die Nase in seinem Gesicht. Schon bei der kleinsten Berührung jagte ein rasender Schmerz in die Stirn hinauf.
    Er führte die Hand zur Nase und ließ sie wieder sinken, die Angst vor dem Schmerz war zu groß. Er versuchte, sich in den weißen Wänden zu spiegeln, aber nicht mal seinen eigen Schatten konnte er ausmachen. Es war, als verschluckten die Wände jedes Bild und jeden Ton.
    Erneut nahm er die Hand hoch. Er zählte innerlich bis zehn, hielt die Luft an … In einer einzigen Bewegung packte er seine Nase mit Daumen und Zeigefinger und riss sie nach links. Ein greller, schmerzender Blitz durchzuckte ihn. Er hörte sich schreien.
    Dann wurde alles schwarz.

L eón betrachtete wütend die Zahlen, die unermüdlich über die Wände glitten und ihn zu verhöhnen schienen. Er verfluchte Mischa und malte sich aus, was er ihn spüren lassen würde, wenn er ihn wiedertreffen würde. Doch dann erkannte er, dass ihn sein Zorn auf Mischa hier nicht herausbringen würde.
    Unter Schmerzen ging er die Wände ab, starrte auf die vorbeihuschenden Zahlen, aber sie sagten ihm nichts.
    Was konnte er tun?
    Nichts. Allein würde er es niemals hier heraus schaffen. Er musste warten, bis die Wände wieder im Boden verschwanden.
    Mierda! Und dann kann ich mich gerade mal ein paar Meter weiterschleppen, bevor ich wieder eingeschlossen sein werde.
    Alles wegen Mischa. Was war nur in ihn gefahren?
    In beiden Welten hast du dich kameradschaftlich verhalten, hast dein Leben riskiert an der Schlucht, um uns zu retten. Und nun das?
    Mischa hatte wirres Zeug gesprochen, das Eingesperrtsein zwischen den Wänden musste ihn vollkommen durcheinandergebracht haben. Noch in der Erinnerung an Mischas Gestammel und sein seltsames Verhalten geriet León erneut in Rage. Das ging einfach nicht, das ging einfach gar nicht.
    Wie kann ein Mann so weiche Lippen haben?
    Wütend spuckte er auf den Boden.
    Verdammt, wie es hier aussieht. Fast könnte man meinen, hier wäre ein Schwein geschlachtet worden.
    Aber hier war kein Tier verendet, eine Kameradschaft, die weit über das übliche Maß hinausging, war zerbrochen. Für immer.
    León begann, so etwas wie Reue zu verspüren. Ein Gefühl, das er nicht kannte.
    Was hätte ich denn tun sollen? Man weiß doch einfach, wo man hingehört! Scheiße, nein!
    Die Stimme in seinem Inneren verklang und León musste erkennen, dass er einen gewaltigen Fehler gemacht hatte. Das Leben war ein Kampf und Herausforderungen begegnete man mit Gewalt, aber Mischas Geste war keine Herausforderung gewesen, er hatte es aus – beinahe würgte León – Zuneigung getan. Und Hilflosigkeit.
    Wenn ich könnte, würde ich dich um Verzeihung bitten.
    Aber León spürte, dass er das niemals über die Lippen bringen würde und ihm Mischa nicht verzeihen würde.
    Sie waren bloß noch Feinde und er musste sich darauf einstellen, dass Mischa alles tun würde, um ihm zu schaden. Doch damit konnte León umgehen. Außerdem war der erste Schritt in diese Richtung schon getan, Mischa hatte ihn zurückgelassen. León wollte sich gar nicht vorstellen, zu was der blonde Junge noch fähig war. Dass in ihm ein skrupelloser Kämpfer steckte, hatte er bereits bewiesen. Was würde ihn erwarten, wenn er Mischa noch einmal begegnete, sie um ein Tor kämpfen müssten?
    Er durfte von Mischa kein Mitleid und keine Gnade mehr erwarten.
    Und er kann die Räume durchqueren, wie er will, während ich hier tatenlos herumsitze.
    León fluchte erneut.
    Wann gehen endlich diese verdammten Wände runter?
    Jeb lag zusammengekrümmt auf dem Boden. Es war ihm, als sei er aus einem tiefen Traum erwacht. Er hatte mit einem Mädchen im Bett gelegen und jetzt beim Aufwachen hatten ihn ihre langen Haare gekitzelt. Warm und geborgen fühlte er sich, bereit, alles zu tun, um dieses Mädchen zu schützen. Die ganze Nacht hatte er sie sicher im Arm gehalten, nie würde er zulassen, dass ihr etwas zustieß. Er liebte sie über alles und sie war seit Langem das Beste, was in seinem kläglichen Leben passiert war. Wieder kitzelte ihn etwas an der Nase, seine Hand zuckte. Speichel lief ihm aus dem Mund. Er hielt die Augen geschlossen, er war noch zu müde, um

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