Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
Vom Netzwerk:
wieder Bilder in ihrem Kopf auf. Merkwürdige Bilder, so ganz anders als alles andere, an das sie sich erinnerte. Alles war wie im Nebel, zäh hinter Schleiern verborgen. Da war eine weiße Decke über ihr, an der in regelmäßigen Abständen Leuchtstoffröhren befestigt waren, die ein kaltes, nüchternes Licht auf sie warfen. Offensichtlich lag sie auf dem Rücken und konnte sich nicht bewegen. Sie hörte leises Stimmengemurmel, verstand die Worte aber nicht und sah auch niemanden, der sie sprach. Obwohl sie sich nicht regen konnte, bewegte sie sich dennoch vorwärts, denn die Lampen an der Decke zogen an ihr vorbei. Dann war da eine große Tür, deren beide Flügel aufschwangen und sie verschluckten.
    Jenna schüttelte sich, um die Bilder zu vertreiben. Sie wusste nicht, wie sie die Erinnerung einordnen sollte. Sie lauschte nochmals, aber Jeb rief nicht mehr nach ihr. Jenna sah Mary an und traf eine einfache Entscheidung.
    »Eigentlich ist es egal, ob da etwas ist oder nicht, wir können sowieso nur dem Gang folgen. Früher oder später werden wir Jeb finden.«
    »Was, wenn wir vorher auf die Tore stoßen?«, wollte Mary wissen. »Wir wissen nicht, wie viel Zeit vergangen ist. Möglicherweise müssen wir uns rasch entscheiden.«
    »Ich gehe nicht ohne Jeb.«
    Mary blickte sie an. »Du liebst ihn so sehr?«
    »Mehr als mein Leben.«
    »Und wenn das bedeutet …?« Mary sprach es nicht aus.
    »Dass ich hierbleiben muss?«, beendete Jenna den Satz. »Dann werde ich es tun. Hauptsache, wir zwei sind zusammen.«
    »Ich beneide dich um deine Gewissheit«, sagte Mary leise. Sie schwieg einen Moment, dann fragte sie zaghaft: »Jenna, kann ich dich etwas fragen?«
    »Klar, immer.«
    »Glaubst du, jeder darf lieben?« Mary knotete ihre Finger ineinander und schaute Jenna nun mit großen Augen an.
    »Mmh … ich meine, kann man sich das Recht verwirken auf seine große Liebe?«
    Jenna sah sie lange an. »Was für ein großes Gewicht lastet bloß auf deinen Schultern? Wer hat dich so klein gemacht? Weißt du, ich würde diese Leute am liebsten …«
    »Beantworte meine Frage!« Mary klang fast wütend, sodass Jenna überrascht innehielt.
    »Ich glaube, jeder hat es selbst in der Hand, ob er es zulässt, dass man liebt oder nicht.«
    Mary blickte sie traurig an. »Das kannst du nicht wissen.«
    »Was denn? Was ist denn passiert?«
    »Ich habe ihm eine runtergehauen.«
    »León?«, fragte Jenna verblüfft nach.
    »Er hat mich geküsst.«
    »Und deswegen verpasst du ihm eine?« Jenna musste lachen, sie konnte einfach nicht anders. Es steckte eben doch so viel mehr in Mary, als sie selbst sich eingestehen wollte.
    »Es ist einfach so geschehen. Ich war so wütend und so erschöpft.«
    »Kein guter Start für eine Beziehung«, meinte Jenna und zwinkerte Mary zu.
    »Ich weiß«, gab Mary kleinlaut zu. »Wenn er doch nur jetzt da wäre, dann könnte ich ihm sagen …« Sie brach ab.
    Jenna sah sie eindringlich an. »Wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren. Niemals. Ich muss an die Liebe glauben, denn sonst drehe ich durch.«
    »Aber das Labyrinth … die Tore … es wird nur einer von uns überleben. Was ist danach?«
    Jenna nickte. »Darum muss ich hoffen. Hoffen, dass wir einen Weg finden, wir alle und Jeb und ich. Dass wir nicht alle sterben, aber vor allem, dass nicht die sterben, für die wir leben.«
    Mary schwieg einen Moment, dann sagte sie: »Ich glaube, ich könnte es. Mich für jemanden opfern, meine ich. León das Tor überlassen und selbst zurückbleiben. Ohne ihn wäre ich schon lange tot.«
    »Vielleicht hättest du ihm keine scheuern sollen«, sagte Jenna und musste grinsen.
    Über Marys Gesicht zog ein zartes Lächeln.
    Mischa erwachte aus seiner Ohnmacht und rappelte sich auf. Zu schnell, denn sofort meldeten sich die Schmerzen. Er stöhnte. Instinktiv ging seine Hand zur Nase, aber mit einem Aufschrei ließ er sie sofort wieder los. Zurück blieb ein dumpfes, betäubendes Pochen, das alle Winkel seines Schädels ausfüllte.
    »Mir geht’s beschissen«, krächzte er und lachte über seine raue Stimme, die so gar nicht nach ihm, sondern nach einem alten Mann klang. Aber wahrscheinlich war das sogar richtig, denn so fühlte er sich, wie ein alter Sack.
    Gerade wollte sich Mischa dem nächsten Rätsel zuwenden, da verschwanden die tanzenden Zahlen plötzlich von den Wänden, machten Platz für bewegte Bilder.
    Überlebensgroß erschien ein Mann, trat selbstbewusst hinter ein aufgestelltes Mikrofon und begann zu

Weitere Kostenlose Bücher