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Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich

Titel: Labyrinth 02 - Das Labyrinth jagt dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Maulwurf-Volk«, murmelte Jenna. »Sind sie gefährlich?«
    »Nein, im Gegenteil, denke ich. Diese Leute haben Angst vor anderen Menschen und Fremden, wenn sie können, fliehen sie oder verstecken sich. Wir haben sie hier unten in ihrem Lager aufgestöbert, aber es werden noch weitere in den Tunneln hausen.«
    »Haben sie Waffen?« Marys Stimme klang schwach, als sie das fragte.
    »Unwahrscheinlich. Metall rostet hier unten schnell, schon nach kurzer Zeit wären die Dinger durch die hohe Luftfeuchtigkeit unbrauchbar.«
    »Aber sicher bist du dir nicht.«
    »Nein.«
    »Okay.« Jeb stieß hörbar Luft aus. »Wie ich die Sache sehe, müssen wir da durch. Wie sollen wir es angehen?«
    »Wir zeigen ihnen unsere Pistole, nehmen die Arme hoch und spazieren mitten zwischen ihnen hindurch. Niemand wird uns aufhalten.«
    Jenna zuckte zusammen. Sie fürchtete sich vor diesen Menschen. Sie sahen so … seltsam aus. Stumpf und wie Schatten ihrer selbst.
    León behauptete zwar, sie seien harmlos, aber so sahen sie nicht aus, fand Jenna. Im Gegenteil, viele der Männer, die sie gesehen hatte, wirkten gefährlich. So als hätten sie nichts zu verlieren. Dass diese Leute keine Waffen besitzen sollten, glaubte Jenna nicht. Irgendjemand hatte immer eine Waffe, so viel hatte sie die Erfahrung in dieser Welt gelehrt.
    Trotzdem mussten sie an ihnen vorbei. Irgendwie.
    »Wir bewegen uns langsam, machen keine bedrohlichen Bewegungen«, sagte León. »Niemand spricht mit niemandem. Wir müssen wie Geister sein, die unter ihnen wandeln, wie Nebel, der vorüberzieht. Wenn sie erkennen, dass wir nichts von ihnen wollen, werden sie uns in Ruhe lassen.«
    »Und wenn nicht?«, fragte Jeb.
    »Schlagen wir den Ersten nieder, der sich uns in den Weg stellt. Der Rest wird sich in die Tunnel verpissen.«
    Jenna legte die Stirn in Falten, als sie den harten, erbarmungslosen Klang in Leóns Stimme hörte.
    Sie wünschte, es gäbe einen anderen Weg außer dem der Gewalt. Schlimm genug, dass León den Muerte negra getötet hatte, auch wenn es ein Unfall und darüber hinaus Notwehr gewesen war, aber einfach auf Menschen einschlagen, nur weil sie ihnen im Weg standen? Jemanden, der das wenige schützen wollte, was er besaß, nämlich seine Zufluchtsstätte, stören, kam für sie nicht infrage.
    »Wir schlagen niemanden nieder, sondern versuchen, mit ihnen zu reden«, widersprach sie bestimmt.
    Einen Moment schwiegen die anderen verblüfft. Jenna hörte, wie Jeb den Atem anhielt, dann seufzte er, aber es war León, der antwortete.
    »Reden, Jenna? Im Ernst? Es geht hier um unser Leben!« León stieß hörbar Luft aus. »Es gefällt mir auch nicht, glaub mir, aber … wenn wir hier lebend wieder rauskommen wollen, müssen wir uns den Weg womöglich mit Gewalt freiprügeln. Und zur Not freischießen.«
    »Ich sage ja nur …«
    »Für so was haben wir jetzt keine Zeit«, unterbrach sie Jeb. »Ich stimme Jenna zu, León. Lass es uns auf die ruhige Tour machen.«
    León zog die Nase hoch. »Okay, Compadres, versuchen wir es.«
    Den Rest ließ er unausgesprochen, aber Jenna wusste, dass León bereit war, ihre kleine Gruppe zu verteidigen. Gegen jeden Feind, um jeden Preis.
    Sie schlichen zurück zur Tunnelmündung und traten hinaus in den großen Raum. León ging zuerst, danach Jenna und Mary, Jeb folgte zum Schluss.
    Er war erstaunt, wie ruhig er im Kanalsystem blieb. Hier in dem großen Raum war es noch einmal besser als vorhin, klar. Aber auch sonst schaffte er es tatsächlich, dank der Begleitung der anderen, die Enge um sich herum zu vergessen, auszublenden. Allein dass Jenna bei ihm war, half ihm, einen klaren Kopf zu bewahren. Er atmete noch einmal tief durch, der Modergeruch kitzelte ihn in der Nase, dann leuchtete er auf seine Füße. Immer wieder redete er sich Mut zu, redete sich ein, dass er einen ganz normalen Spaziergang mit den anderen machte.
    Lieber den Boden beleuchten als die Wände, die sich über mir zusammenschließ… nein. Die Gänge sind hoch, sie sind weit, sie sind so weit, die Finsternis um uns herum ist groß und weit.
    Hinter dem Eingang richteten sich alle vier auf und blieben stehen. Es dauerte nur einen Moment, bis sie der Erste entdeckte.
    Es war ein Mann in zerfetztem Armyparka, der den Kopf drehte und sich dann langsam erhob. Er zischte etwas zwischen den aufgesprungenen Lippen hindurch und neben ihm stand eine Frau in mittleren Jahren auf, deren schwarze Haare stumpf und matt auf die Schulter fielen.
    In ihrer Hand hielt sie

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