Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
andere kümmerte sich um den schreienden, zuckenden König, doch dieser war bereits totenbleich. Während einer hinauslief und nach einem Arzt schrie, versuchte der andere, die sprudelnde Wunde zu verbinden, aber es gelang ihm nicht. Als ein Mondpriester gefunden wurde und dieser herbeihastete, war es bereits zu spät: König Doron war verblutet.
*
Die Nachricht von der ungeheuerlichen Tat verbreitete sich in Windeseile. Gaidaron, der sich im Mondtempel ständig vom Fortgang des Festes berichten ließ, erfuhr es als einer der Ersten. Selbst er war entsetzt, als er erfuhr, wie Doron gestorben war. Was hat Zahira dazu getrieben?, überlegte er. Sie wollte doch noch warten. Und weshalb hat sie ihn entmannt? Sie hat ihn gehasst, ja, aber dieser Hass muss sich in dieser Nacht angestaut haben und wie ein Vulkan ausgebrochen sein. Er würde wohl nie erfahren, weshalb es zu dieser Tragödie gekommen war. Dennoch war er kaltblütig genug, die Sache sofort zu seinem Vorteil zu nutzen. Schließlich war Dorons Tod Teil seines Plans, und nun konnte der zweite Akt beginnen, den er sorgfältig vorbereitet hatte …
*
Mitten in der Nacht kamen die Schergen zu Rastafan. Sie rissen den völlig verdutzten Prinzen aus seinem Rausch, den er unter der Bank ausschlief. Er war noch völlig benommen, als sie ihn fesselten und abführten.
»Was soll das?«, brüllte er, nachdem er einigermaßen zu sich gekommen war. »Seid ihr wahnsinnig geworden? Ich bin Prinz Rastafan.«
»Ihr seid verhaftet, Prinz Rastafan. Euch wird vorgeworfen, an einer Mordverschwörung gegen Euren Vater, den König, beteiligt zu sein. Bis zur Klärung dieses Verdachts bringen wir Euch in Eure Gemächer. Ihr steht unter Arrest.«
»Was?« Rastafan bäumte sich vergeblich in den Fesseln auf. »Das ist ja lächerlich!«
»Leider nein. König Doron wurde von Eurer Mutter in dieser Nacht umgebracht.«
»Umgebracht? Aber …« Rastafan war noch viel zu benebelt, um das zu begreifen.
»Auch Eure Mutter wurde bei dieser Auseinandersetzung getötet.«
»Meine Mutter ist tot?« Rastafan verstand die Welt nicht mehr.
»Das war leider unvermeidlich. Sie wurde auf frischer Tat ertappt.«
»Das ist doch … verdammt! Ich glaube euch kein Wort. Dahinter steckt doch dieser schmierige Mondpriester …«
»Die Hintergründe werden peinlich genau untersucht werden.«
»Was heißt das schon? Bin ich verdächtig, weil ich ihr Sohn bin? Verhaftet lieber diesen Gaidaron …«
»Als Zahiras Sohn fällt auf Euch ein ganz natürlicher Verdacht. Aber das ist nicht alles.«
»Nicht alles? Was wirft man mir denn vor?«
»Es existiert ein Schreiben von Euch an Lacunar aus Achlad, den Fürsten der Schwarzen Reiter. Es belastet Euch sehr.«
Rastafan tanzten rote Lichter vor den Augen. In welchem Albtraum befand er sich hier? »Was für ein verdammtes Schreiben?«, fluchte er. »Ich kenne so ein Schreiben nicht. Ich wette, das habt ihr von Gaidaron!«
»Das ist unerheblich. Der Inhalt zählt. In diesem Schreiben erwähnt Ihr den geplanten Mordanschlag auf Euren Vater. Gleichzeitig gebt Ihr Lacunar zu verstehen, dass er nach dem Tode Dorons sofort nach Jawendor aufbrechen solle, um hier mit Euch gemeinsam die Macht zu übernehmen. Es trägt Eure Unterschrift.«
»Wahnsinn!«, stammelte Rastafan. »Das ist völlig verrückt.«
»Das Schreiben wurde Suthranna übergeben. Er hat daraufhin sofort Eure Verhaftung angeordnet. Er ist ein ehrenwerter Mann und Euch nicht feind. Aber bei dieser Beweislast konnte er nicht anders handeln.«
Jetzt erst begriff Rastafan die Tragweite der Ereignisse. Er wusste, das war Gaidarons Werk. Ein trefflicher Plan, eine gelungene Rache!, dachte er bitter. Stumm und ohne Gegenwehr ließ er sich abführen.
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