Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen
für deine Enttäuschung haben, und es wird sich nichts ändern. Du bist immer noch der Neffe des Königs.«
Gaidaron sah ihn überrascht an. »Bist du auf meiner Seite?«
»Ich bin auf der Seite der Vernunft, so wie jeder Mondpriester. Das unterscheidet uns ja von den Sonnenpriestern, oder nicht?«
»Ich denke doch vernünftig!«
»Dann handle auch vernünftig! Denk daran, dass du zwar nicht Doron, aber Suthranna beerben kannst. Oberpriester im Mondtempel zu sein ist nicht das Schlechteste.«
Gaidaron legte seinen Arm um ihn. »Du bist ein schlaues Kerlchen. In dir steckt doch noch mehr als ein Kräutersammler.« Und als Caelian zusammenzuckte, sagte er: »Ich tue dir nichts, ich will dich nur spüren, deine Wärme, deine Nähe. Ich brauche dich, Caelian. Wenn du dich von mir abwendest, habe ich niemanden mehr.«
Woran du selbst die Schuld trägst, dachte Caelian. Er blieb wachsam, duldete aber Gaidarons Berührung. »Ich gehe dir nicht verloren. Aber eins solltest du wissen: Was immer du tust, was immer du vorhast – Jaryn ist mein Freund, und auch du solltest deinen Frieden mit ihm machen.«
Gaidaron lächelte. »Eigentlich kein schlechter Gedanke. Wie ist er denn im Bett?«
»Das weiß ich nicht.«
»Oho, jetzt lügst du aber, Bursche. Egal. Wenn du ihn wieder einmal triffst, dann sage ihm, dass ich gegen einen Ritt zu dritt nichts einzuwenden habe.« Und er zeigte Caelian sein unwiderstehliches Lächeln.
5
Jaryn hatte die Nacht im Palast verbracht. Er sah sich im Mittelpunkt einer abscheulichen Intrige. Dass Anamarna offensichtlich in das Komplott eingeweiht war, enttäuschte ihn schwer. Wenn er während der Feierlichkeiten trotz allem Haltung bewahrt hatte, dann nur, weil er als Sonnenpriester seine Würde zu wahren wusste.
Als er am nächsten Morgen die Augen aufschlug, war sein erster erschrockener Gedanke, der Weise könne bereits abgereist sein. Er musste ihn unbedingt sprechen. Von dem Ergebnis des Gesprächs wollte er sein künftiges Verhalten abhängig machen.
Er schlug auf einen kleinen Gong neben seinem Bett. Ein Diener trat ein, verbeugte sich und blieb demütig in einiger Entfernung stehen. »Mein Prinz«, sagte er und legte die Handflächen aneinander, um seinen Gehorsam auszudrücken.
Nun wurde er also mit ›mein Prinz‹ angeredet, nicht mehr mit ›Erhabener‹, stellte Jaryn beiläufig fest, aber es kümmerte ihn kaum. Für ihn stellte es keine Verbesserung dar, der Thronfolger zu sein. Er hatte nie persönlich nach Macht gestrebt. Der Sonnentempel war machtvoll genug und er ein Teil davon. Sein Leben war, sah er von den letzten Monaten ab, ohne große Aufregungen verlaufen, und so hätte es nach seinem Geschmack auch bleiben können.
»Erkundige dich, ob Anamarna, der Weise von Kurdur, sich noch im Palast aufhält, und schicke ihn zu mir.«
Der Diener zögerte, und Jaryn wedelte ungeduldig mit der Hand. »Geh schon! Ich kleide mich allein an.«
Als Anamarna wenig später eintrat, war Jaryn bereit, ihn zu empfangen. Nur sein heiliger Zopf war noch ungeflochten. Aber das hatte Zeit, fand Jaryn. Er erinnerte sich gut an seinen Besuch bei der Kurdurquelle. Damals war er voller Respekt für den berühmten Mann gewesen. Mittlerweile hatte Jaryn an Selbstbewusstsein gewonnen, das mit dem anerzogenen Dünkel im Tempel nichts mehr gemein hatte. Aber er war auch zornig. Und der Zorn dämpfte seinen Respekt. Er wies auf eine Sitzgruppe. »Danke, dass Ihr gekommen seid. Bitte setzt Euch, edler Anamarna.«
Der Weise mit dem langen, weißen Haar und den jungen Augen lächelte milde und nahm Platz. Er erinnerte Jaryn an seinen Großvater, aber in diesem Augenblick war er nur ein alter Mann, der ihn hinters Licht geführt hatte. Doch bevor er seine Rede beginnen konnte, ergriff Anamarna das Wort:
»Jaryn, mein Freund, du bist aufgebracht, und dein Herz ist übervoll mit Fragen. Aber glaube mir, es hat alles seine Bewandtnis, und wenn du mir jetzt zuhörst, wirst du mir beipflichten.«
Jaryn missfiel es, dass Anamarna ihm die Anklage vom Munde abgeschnitten hatte, aber er nickte nur ausdruckslos.
»Ich schickte dich auf die Suche nach einem Prinzen. Den Grund nannte ich dir.« Anamarnas Stimme war tief und besänftigend, denn er ruhte in sich selbst, und diese Ruhe ging auf seine Umgebung über. »Ich habe dir verschwiegen, dass du selbst dieser Prinz warst. Warum tat ich das? Hätte ich es dir gesagt, dann hättest du kaum Anlass gehabt, nach ihm zu suchen.«
»Wie kann man sich denn
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