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Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen

Titel: Lacunars Fluch 02 - Die Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Zweifellos wäre dann der Sieger Razoreths Knecht, denn er hätte den eigenen Bruder getötet. Das war die große Tragödie Jawendors, dass die Dynastie den Makel fortwährender Brudermorde trug. Du wirst von diesem Bluterbe befreit regieren können.«
    »Ja«, hauchte Jaryn, weil es ihm die Kehle zuschnürte.
    Anamarna sah ihn prüfend an. »Wolltest du auf etwas Bestimmtes hinaus?«
    »Nein!« Jaryn zuckte zusammen. »Mir kam nur dieser Gedanke. Es wäre furchtbar, wenn es zuträfe.«
    »Das haben wir nicht zu befürchten. Gäbe es diesen Mann, so hätte er seine Ansprüche wohl bereits angemeldet.«
    »Und wenn er gar nicht wüsste, dass er der Sohn Dorons ist?«
    Über Anamarnas Nasenwurzel bildete sich eine steile Falte. Mit beginnender Unduldsamkeit in der Stimme erwiderte er: »Dann gäbe es keinen Zweikampf und keinen von Razoreth gelenkten König. Praktisch existierte er nicht, und er könnte keine Macht ausüben.«
    »Und der Fluch würde für ihn nicht gelten?«
    »Nein«, kam die schnelle Antwort, aber Jaryn glaubte Anamarna nicht. Irgendetwas verbarg er. Wusste er gar Bescheid und wollte kein schlammiges Wasser aufrühren?
    »Das glaube ich auch«, pflichtete Jaryn ihm hastig bei. »Und da ich offensichtlich die Prüfungen bestanden habe, ist der Fluch jetzt wohl erloschen?«
    Anamarna sah ihn lange an, als müsste er über diese Frage nachdenken. Dann nickte er. »Der unmittelbare Zugriff Razoreths wurde abgewendet und die Auswirkungen des Fluches vermindert. Aber Razoreth schläft nicht, er liegt ständig auf der Lauer. Du musst achtsam sein. Tust du Unrecht, sinnst du auf Böses, dann wird er mächtig in dir. Er ist wütend, dass man ihm seine Beute vorerst entrissen hat, und er wird nichts unversucht lassen, dich auf seine Seite zu ziehen. Zeige dich als der Stärkere. Beweise ihm und uns allen, dass er dich nicht besiegen kann.«
    »Ich werde mich vor seinen Schlingen hüten, das schwöre ich bei Achay.«
    »Gut. Solltest du Hilfe benötigen, wende dich jederzeit an Sagischvar oder Suthranna. Auch Saric und Caelian kannst du vertrauen. Doron solltest du aus dem Weg gehen, er hat für dich nie wie ein Vater gefühlt, und du musst ihm keinen liebenden Sohn vorspielen. Tu deine Pflicht, anständig, treu und zielbewusst. Bleibe ein Sonnenpriester, aber bleibe auch ein Mensch.«
    »Meine Pflicht«, wiederholte Jaryn sinnend. »Was wird meine Pflicht von nun an sein?«
    »Mit allen Kräften dafür zu sorgen, dass sich die Prophezeiung erfüllt.«
    »Aber …«
    »›Was war, wird wieder sein‹. So lautet sie. ›Was war‹ – hier ist offensichtlich die Rede von jener Zeit, die vor dem Fluch existiert hat. ›Wird wieder sein‹ – dieser Zustand kann wieder herbeigeführt werden. Dein Bestreben sei darauf gerichtet, dass dies geschieht.«
    »Ach, eine weitere Suche? Wieder ein Herumtappen im Ungewissen?«
    »Unser aller Leben ist ungewiss. Bedenke klug deine Taten, tu, was recht ist, halte Missgunst von dir fern, hasse nicht, sondern zeige Mitgefühl, hilf, wo Hilfe nottut. Sei tapfer und guten Mutes. Doch vor allem: Sei ein fröhlicher Mensch, dann wirst du all dies erreichen.«
    »Und die Prophezeiung?«
    »Sie verheißt Frieden und Versöhnung. Wenn du meine Worte beherzigst, wirst du nicht fehlgehen, und die Prophezeiung wird wahr werden.«
    Goldene Worte , dachte Jaryn. Aber Anamarna weiß nicht, dass es diesen anderen Prinzen tatsächlich gibt, dass er als Gesetzloser bereits von Razoreths Gift getrunken hat, und dass er Margan aus tiefster Seele hasst. Er weiß nicht, dass mein eigener Bruder mein Geliebter wurde und ich somit eine Schuld auf mich geladen habe, die kein Sonnentempel und kein Achay wieder von mir nehmen kann. Ich kann nur zu den Göttern beten, sein Name möge niemals bekannt werden, dann wird Razoreth ihn vielleicht vergessen.
    Nachdem Anamarna gegangen war, saß Jaryn noch lange da und erwog seine Worte. Er fühlte sich verloren und von aller Welt verlassen. Rastafan durfte er nie wiedersehen, obwohl er sein Bruder war. Stattdessen war ihm die Nähe zu einem Mann aufgezwungen worden, der ihn schon als König abgestoßen hatte und den er als Vater ablehnte. Jaryn sehnte sich nach einem vertrauten Gesicht, nach Saric oder Caelian und nach seinen Mitbrüdern im Tempel, obschon sie ihm zuletzt immer fremder geworden waren. Aber immerhin hatte er viel Zeit mit ihnen verbracht.
    Nur langsam mischten sich andere Überlegungen in seine Grübelei: Habe ich nicht bedauert, als

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